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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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geplant, damit sie auch etwas Normales unternehmen konnten und ihre Eltern einmal eine Pause hatten.«
    »Wie ist sie auf den Gedanken gekommen, sich dort zu engagieren?«
    »Sie musste von der Schule aus ein Berufspraktikum machen«, erwiderte Caroline und sah ihren Mann an. Er verzog das Gesicht, als hätte er auch davon noch nie gehört. »Sie wollte gerne mit benachteiligten und behinderten Kindern arbeiten. Also hat sie mit ihren Lehrern gesprochen und eine Liste bekommen, wo sie ein zweiwöchiges Praktikum ableisten konnte. Und so ist sie in Barton Hill gelandet.«
    »Und sie hat nach Ende des Praktikums weitergemacht?«
    Caroline nickte. »Es hat ihr dort gefallen.«
    »Haben Sie jemals die Betreiber kennengelernt?«
    »Nur zwischen Tür und Angel. Jim erledigt am Mittwochabend
normalerweise die wöchentliche Buchführung, weshalb ich diejenige war, die sie hingefahren und abgeholt hat. Dabei bin ich einigen Leuten begegnet.«
    »Erinnern Sie sich an jemand Bestimmten?«
    Sie hielt inne und überlegte. »Der Leiter heißt Neil Fletcher. Da waren noch zwei oder drei andere, aber ich habe kaum ein Wort mit ihnen gewechselt.«
    »Hat Megan je erwähnt, dass sie dort jemanden kennengelernt hätte?«
    Beide blickten mich an. Ihre Augen begannen zu leuchten, der Verstand arbeitete. James Carver war nun wieder mittendrin in einem Gespräch, aus dem er sich allmählich ausgeklinkt hatte.
    »Glauben Sie, dass sie mit jemandem weggelaufen ist, den sie dort kennengelernt hat?«, fragte er.
    »Nein, eher nicht«, log ich.
    Ich hätte ihnen auch die Wahrheit sagen können, die lautete, dass ich Grund zu genau dieser Annahme hatte und dass der Jugendclub beziehungsweise jemand, der dort arbeitete, vermutlich für ihre Schwangerschaft und ihr Verschwinden verantwortlich war. Doch zuerst musste ich einiges in Erfahrung bringen. Außerdem war da irgendwo ein Mann, der wusste, wo Megan sich aufhielt und ob wir sie jemals lebendig wiederfinden würden.

25
    Eine Stunde später schloss ich die Tür meines Büros auf. Mein Telefon klingelte. Ich warf einen Blick auf das Display. Es war Spike.
    »David, sorry, dass es so lange gedauert hat.«
    »Kein Problem. Und was hast du für mich?«

    Ich hörte ihn tippen. »Okay, das Postfach, das ich mir anschauen sollte …« Er verstummte. »Es gehört einem Wohltätigkeitsverein namens … äh … London Conservation Trust.«
    Von dieser Organisation hatte Megan eine E-Mail erhalten. Ich setzte mich an den Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Ich hatte dort angerufen, nachdem Spike mir Megans Einzelverbindungsnachweise gemailt hatte, allerdings nur einen Anrufbeantworter erreicht. Eine Wohltätigkeitsorganisation wurde nicht erwähnt. Auch kein »Vielen Dank für Ihren Anruf«. Nur ein gelangweilt klingender Mann in einem leeren Zimmer.
    »Sonst noch etwas?«
    »Die Adresse ist Piccadilly hundertfünfzig.«
    »Hundertfünfzig?«
    »Ja. Das Gebäude heißt Minotaur House.«
    Ich zog einen Block heran und fing an, die Adresse aufzuschreiben, hielt aber inne. Piccadilly 150 .
    »Das ist das Ritz«, sagte ich leise.
    »Hä?«
    »Piccadilly hundertfünfzig ist die Adresse des Ritz.«
    »Des Hotels?«
    »Ja, des Hotels.«
    Der Computer machte ein Geräusch, als der Desktop aufleuchtete. Ich klickte den Internetbrowser an und gab die URL des Ritz ein. Unten auf der Webseite stand die Adresse: Piccadilly 150. Dann suchte ich bei Google das Minotaur House, fand aber nichts und sah dann auf der Webseite der Wohltätigkeitskommission nach. Auch dort wurde der London Conservation Trust nicht erwähnt.
    Das Gebäude gab es nicht.
    Ebenso wenig wie die Organisation.
    Ich bedankte mich bei Spike, legte auf und loggte mich in
Megans Hotmail-Konto ein. Die E-Mail vom London Conservation Trust befand sich ganz unten. Sie war am 27. März verschickt worden. Sieben Tage vor Megans Verschwinden. Die Aufmachung des Newsletters war schlicht und ziemlich langweilig: ein grünes Banner am oberen Rand und ein klares, einfaches Logo, alles in Hellgrün. Das »T« des Wortes Trust wurde von einem Baum gebildet. In dem kurzen Schreiben unter dem Logo bedankte man sich für die Spende von zehn Pfund und teilte Megan mit, das Geld werde für den Schutz von Parks verwendet werden. Es wurden weder eine Adresse und Telefonnummer genannt, noch gab es Links oder Anhänge.
    Ich las die Nachricht.
    Liebe Megan,
    vielen Dank für Ihre Spende von 10 Pfund. Wir wollen die Parks in dieser Stadt schützen und etwas

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