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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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werden, legte sich nicht. Es vibrierte unter meiner Haut, obwohl die Geräusche in den Bäumen nachzulassen schienen und die verlöschende Glut des Tages dem Abend wich.
    Und dann kam der Todeswald endlich zur Ruhe.

30
    Der kürzeste Weg nach Hause hätte durch die Stadtmitte geführt, doch stattdessen fuhr ich einen Bogen durch Whitechapel, Shoreditch und Finsbury. Der Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe wie Schrotkugeln, und die Nacht legte sich über alles wie eine Decke. Um sieben Uhr parkte ich vor dem Jugendclub. Da es Samstag war, wusste ich, dass geschlossen sein würde. Allerdings würden sich die Türen der Einrichtung erst in sechsunddreißig Stunden wieder öffnen,
und so lange konnte ich nicht warten. Ich hatte das Gefühl, jetzt gerade richtig in Schwung gekommen zu sein. Aber was noch wichtiger war: Ich wollte mich umschauen, ohne dass mir dabei jemand über die Schulter sah.
    Seitlich des Gebäudes verlief eine schmale Gasse. Ich pirschte mich hindurch bis zu dem Parkplatz, an dem sie endete. Die Einfahrt befand sich in der Parallelstraße zu der, wo ich geparkt hatte. Die Beleuchtung war miserabel: Die Straßenlaterne in der Nähe flackerte, und aus der Küche eines Restaurants nebenan fiel ein Lichtquadrat.
    Die Hintertür des Jugendclubs befand sich in einer Nische. Ich holte mein Telefon heraus, klappte es auf und begutachtete im Licht des Displays die Türflügel. Zylinderschloss. Kein Griff an der Außenseite. Ich trat einen Schritt zurück und musterte das Gebäude. Vorn hatte ich keine Alarmanlage entdecken können, und offenbar gab es hinten auch keine. Allerdings waren Alarmanlagen heutzutage Standard. Falls kein Kasten vorhanden war, war die Alarmanlage vermutlich an einen altmodischen offenen Stromkreislauf angeschlossen: ein Alarm mit Magneten, der auf das Öffnen einer Tür reagierte, sich aber wieder abschaltete, wenn die Tür zufiel und der Stromkreis sich schloss.
    Ich schaute in beide Richtungen und zurück auf den Parkplatz. Dann förderte ich einige gerade gebogene Haarnadeln zutage, die ich stets im Auto aufbewahrte. Schlösser zu knacken war eine Kunst. Man musste die Haarnadeln genau an der richtigen Stelle hineinstecken und auch genau die richtige Menge Druck anwenden. Außerdem musste man die Geräusche erkennen und in der Lage sein, auch die kleinste Bewegung zu erspüren, die sich von den Haarnadeln auf die Hand übertrug. Deshalb drückte ich mich vor dem Knacken von Schlössern, so gut ich konnte. Nicht, weil es ungesetzlich war, sondern weil es mich anstrengte. Als ob das Schloss meine
Theorie bestätigen wollte, brauchte ich zwanzig frustrierende Minuten, bis ich die Haarnadeln endlich einrasten hörte.
    Ich drückte die Tür nach innen, machte mich bereit und riss sie dann so schnell wie möglich auf. Dann schlüpfte ich hinein und zog sie wieder zu. Ein kurzes schrilles Tuten ertönte, das etwa eine Sekunde andauerte. Die Hand am Türgriff, wartete ich ab und presste das Ohr an die Tür. Der Alarm hatte zwar nicht lange gedauert, hätte aber dennoch jemanden aufschrecken können. Sicherheitshalber gab ich der Angelegenheit fünf Minuten. Danach klappte ich das Telefon auf und leuchtete damit in das dunkle Gebäude hinein.
    Gleich links befand sich eine Küche mit Durchreiche. In dem kleinen Vorzimmer gegenüber standen einige Rollstühle. Ich ging weiter den Flur entlang in den Hauptraum. Links von mir erkannte ich eine Bühne, rechts eine doppelflügelige Tür und vor mir den Haupteingang. Neben dem Eingang war ein Terminplaner an der Wand befestigt. Als ich näher kam, stellte ich fest, dass er Namen und Fotos aller Besucher enthielt. Darüber waren Bilder der Mitarbeiter, alle in identischen grünen Polohemden, angebracht.
    Ich beleuchtete die Fotos mit meinem Telefon. Das erste stellte Neil Fletcher, den Leiter, dar. Caroline hatte seinen Namen erwähnt. Er war Mitte vierzig, schwarz, grauhaarig, wache Augen, gestutzter Bart. Also eindeutig nicht der Mann aus dem Tiko’s  – allerdings traf das auch auf die anderen abgebildeten Personen zu. Das Foto darunter war das einer Frau, und dann kamen noch zwei Männer: Connor Pointon und Eric Castle. Sie sahen sich ausgesprochen ähnlich, ohne miteinander verwandt zu sein. Mitte zwanzig, markanter Kiefer, die gleiche Frisur, attraktiv und ohne besondere Merkmale. Keiner passte in die Altersgruppe des Mannes, mit dem Megan sich getroffen hatte. Dennoch beschloss ich, beide unter die Lupe zu nehmen.

    Ich drehte

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