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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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mein Telefon in die andere Richtung und ging durch die Halle zu der Doppeltür am anderen Ende. Meine Schritte hallten, und die Scharniere quietschten, als ich einen der Flügel aufzog. Auf der einen Seite lagen die Toiletten und ein Büro. Letzteres war karg möbliert und kalt. An der einen Wand stand ein Schreibtisch mit daruntergeschobenem Stuhl. Der Computer auf dem Schreibtisch schien mindestens fünf Jahre alt zu sein. Hinter dem Schreibtisch in der rechten Ecke gab es noch einen Aktenschrank.
    Ich öffnete ihn. Er enthielt, nach Familiennamen sortiert, Akten über alle Jugendlichen, die je den Club besucht hatten. Ich sah alle durch, fand aber nichts Auffälliges. In der nächsten Schublade waren die Akten sämtlicher Mitarbeiter. Alle hatten ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen, was hieß, dass der Mann, den Megan kennengelernt hatte, nicht vorbestraft war  – vorausgesetzt, er war tatsächlich im Club beschäftigt.
    Ich holte die Akten heraus, legte sie auf den Schreibtisch und machte Licht. Da das Büro keine Fenster hatte, würde mich niemand von außen bemerken.
    Es waren insgesamt siebzehn Akten. Ich nahm zuerst die der männlichen Mitarbeiter unter die Lupe.
    Je mehr ich über Fletcher las, desto unverdächtiger erschien er mir. Achtundvierzig, verheiratet, zwei Kinder  – eine Tochter war knapp siebzehn Jahre alt. Pointon war verheiratet und hatte eine kleine Tochter, Castle war Australier und mit einem Visum für Menschen britischer Abstammung hier. Als Megan verschwand, war er gar nicht im Land gewesen.
    Also befasste ich mich mit den restlichen Akten.
    Die nächsten elf waren die von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Zwei erkannte ich sofort: Megan Carver und Leanne Healy. Megan hatte eine Teilzeitstelle gehabt und abends im Club gearbeitet, als sie verschwand. Leanne hatte zwei Monate
vor ihrem Verschwinden gekündigt, um sich auf die Arbeitssuche zu konzentrieren. Allerdings wiesen einige Eintragungen in einem Anwesenheitsformular darauf hin, dass sie noch einige Male ausgeholfen hatte. Ich erfuhr also nichts Neues.
    Es blieben neun Frauen übrig. Wenn ich davon ausging, dass Megan und Leanne vom selben Täter entführt worden waren, war jede Frau, die die Schwelle des Clubs überschritt, ein potenzielles Opfer. Ich notierte mir die Namen der Frauen und nahm mir vor, sie mit der Liste der vermissten Personen abzugleichen.
    Die letzten drei Akten gehörten Männern.
    Ich breitete sie vor mir aus. Einer war Anfang fünfzig und landete sofort auf dem Stapel mit den Frauen. Laut Kaitlin war der Mann, den ich suchte, in den Dreißigern oder  – allerhöchstens  – Anfang vierzig. Die beiden anderen passten ziemlich gut ins Raster. Beide fünfunddreißig. Beide ledig. Beide ohne Vorstrafen. Und beide hatten zum Zeitpunkt von Megans und Leannes Verschwinden im Club gearbeitet. Ich las ihre Namen. Daniel Markham und Adrian Carlisle.
    Carlisle hatte vor drei Monaten gekündigt. Aber Markham arbeitete noch jeden Montag hier. Laut Lebenslauf war er im Hauptberuf »Berater«, was auch immer das bedeuten mochte.
    Von beiden Männern waren Telefonnummern und Adressen angegeben. Ich tippte sie in mein Telefon ein und riss die Fotos der Männer aus den Akten. Auf dem fünf Zentimeter langen Foto wirkte Carlisle wie ein Mensch, der die Kunst, zu lächeln, perfektioniert hatte. Allerdings war er der Attraktivere von den beiden: gepflegt, sonnengebräunt, gute Frisur, teure Zähne. Markham wirkte sympathischer. Er sah ebenfalls gut aus, aber eher wie ein Akademiker mit Durchschnittsfrisur und Hornbrille. Wieder blätterte ich beide Akten
durch, um festzustellen, ob Carlisles neue Arbeitsstelle nach seiner Kündigung im Club erwähnt wurde. Wahrscheinlich würde Spike es für mich herausfinden können, wenn ich ihm später von zu Hause aus die Einzelheiten durchgab. Ich sammelte die Akten wieder ein und legte sie zurück in den Schrank.
    Und da hörte ich etwas.
    Zwei leise Piepser. Dann Stille.
    War das die Alarmanlage?
    Leise schob ich die Schranktür zu und machte das Licht aus. Dann trat ich von der Tür zurück und wartete, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nach einer Weile schlüpfte ich auf den Flur hinaus durch die Tür in die Vorhalle und ließ mich an der Wand hinunterrutschen, bis mein Hinterteil den Boden berührte. Ich öffnete die Tür einen winzigen Spalt weit, hielt lauschend inne, zog einen der Türflügel ganz auf und kroch durch die Lücke in den

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