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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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falls mich jemand darauf anspricht.«
    Ich hielt inne und erinnerte mich an das Foto und das Formalin im Hintergrund. »Hat sich die Polizei je bei dir nach einem vermissten Mädchen erkundigt?«
    Radar verzog das Gesicht. »Nein.«
    »Nur nach Drayton?«
    »Ja.«
    Ich überlegte. »Warum haben sie ihn nicht festgenommen, wenn sie wissen, dass er Dreck am Stecken hat?«
    »Weil er verschwunden ist. Es heißt, er hätte sich mit einem Einfach-Ticket aus dem Staub gemacht, als er Lunte gerochen hat. Und da die Firma in Beckton sauber ist, wird sie während seiner Abwesenheit von seiner Familie geführt. Wenn dich interessiert, was die Polizei für ihn geplant hat, falls er je zurückkommt, musst du 999 anrufen. Vor allem nach …« Er verstummte.
    »Nach was?«
    »Egal.«
    »Nach was ?« Er schwieg. »Mach den Mund auf, Radar.«
    Er seufzte, schob zwei Finger unter seine Mütze und versuchte, sein Stirnrunzeln wegzureiben. Schließlich nahm er
die Mütze ganz ab und fuhr sich mit der Handfläche über den Kopf, bis das kurz geschorene Haar knisterte. Wieder ein Seufzer. Diesmal lauter.
    »Vor allem nach was, Ray?«
    »Dieser Drayton besitzt alle möglichen Immobilien in diesem Teil der Stadt. Nicht nur das Haus in Beckton. Und in einer davon ist was … schiefgelaufen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Deshalb war die Polizei ja an mir dran. Soweit ich mitgekriegt habe, hat Drayton Waffen für irgendeine Gangsterbande besorgt und den Jungs erlaubt, eines seiner Gebäude als Ort für die Übergabe zu benutzen.«
    »Organisiertes Verbrechen?«
    »Ja, Russen. Die Polizei hat Wind davon bekommen und die Kavallerie geschickt. Nur, dass es Probleme gegeben hat.« Er hielt inne und sah mich an. »Zwei Bullen haben eine Kugel ins Gesicht gekriegt.«
    Sprachlos starrte ich ihn an.
    Verdammt, er spricht von der Nacht, in der Frank White starb .

34
    Die Akte Frank White lag, noch immer in dem Umschlag, den Tasker eingeworfen hatte, im Kofferraum des BMW. Ich hatte sie für den Fall mitgenommen, dass ich Zeit haben sollte, sie zu überfliegen, während ich den Hinweisen in Sachen Megan nachging. Doch nun war Frank White auf einmal in den Mittelpunkt gerückt. Es gab einen Zusammenhang zwischen seinem Tod und Megans Verschwinden.
    Ich setzte mich ans Steuer, schloss die Tür und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Auf dem Friedhof war es still.
Ich stellte die Scheibenwischer auf mittlere Geschwindigkeit und hörte zu, wie sie über das Glas glitten. Im Moment konnte ich keine direkte Verbindung erkennen. Eine Linie verlief von Franks Tod zu den Russen und von dort aus zu Drayton Imports, zum Formalin und weiter zu dem Mädchen auf dem Foto. Allerdings hatte sich der Kreis noch nicht geschlossen. Ich spürte, dass sich da etwas tat, so als wären die beiden Ereignisse auf einer ganz bestimmten Ebene miteinander verknüpft. Doch selbst wenn Megan das Mädchen auf dem Foto war, was nicht feststand, war die Tatsache, dass vermutlich Drayton das Formalin im Hintergrund importiert hatte, die einzige Verbindung zu Frank White. Denn Drayton war der Besitzer des Lagerhauses, in dem Frank den Tod gefunden hatte.
    Und dennoch erschien mir das alles zu einfach. Es war zu viel Zufall im Spiel, und ich glaubte nicht an Zufälle, sondern daran, dass alles eine Struktur, eine Bedeutung hatte. Ich glaubte an Zusammenhänge.
    Menschen standen in Verbindung zueinander. Ereignisse ebenso.
    Alles hatte etwas mit allem zu tun.
    Ich fing an, in der Akte zu lesen. Es stand genau dasselbe darin, was Tasker mir bereits am Telefon erzählt hatte. Das Einsatzkommando war von russischen Wachposten entdeckt worden, woraufhin die Aktion in einer Schießerei geendet hatte. Drei Scharfschützen hatten Whites SCD7-Team zum Tatort begleitet, und einem von ihnen war es gelungen, das Fluchtfahrzeug des Chirurgen, einen gestohlenen schwarzen Lexus, zu treffen. Allerdings war der Mann trotzdem entkommen. Um 23:17 Uhr hatte man Frank White für tot erklärt. Ein Kollege namens Kline lebte da schon nicht mehr. Zwei von Akim Gobulevs Leuten hatten den Kugelhagel überstanden. Der eine war auf dem Weg ins Krankenhaus im Krankenwagen gestorben, der andere hatte eisern geschwiegen.
Die Detectives hatten fünfmal versucht, ihn zu vernehmen. Aber die Mitschriften der Verhöre, die der Akte beilagen, umfassten nur jeweils eine Seite.
    Also blieb nur der Chirurg.
    Und der musste erst noch gefasst werden.
    Die Ergebnisse der pathologischen und ballistischen Untersuchungen sowie

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