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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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reinreiten.«
    »Was haben Sie in meinem Haus verloren?«, fragte ich, ohne darauf einzugehen. »Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbeschluss?«
    Phillips kramte in der Manteltasche, förderte ein Dokument in einer wasserdichten Hülle zutage und hielt es hoch.
    »Haben Sie einen Meineid abgelegt, um das Ding zu kriegen?«
    Wortlos reichte er mir das Papier.

    Ich betrachtete es. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse waren Einzelheiten nur schwer zu entziffern, doch ich erkannte oben meinen Namen und unten eine Unterschrift.
    »Welcher Idiot hat das unterschrieben?«
    »Sie müssen uns begleiten«, erwiderte Phillips.
    »Warum sollte ich das?« Als ich Davidson ansah, lächelte er tatsächlich. »Haben Sie mir was zu sagen, Dicker?«
    Er zuckte die Schultern und lächelte weiter.
    Phillips seufzte laut auf. »Okay, David, dann machen wir es offiziell.«
    Inzwischen hatte Davidson einen Block gezückt und war  – trotz des Regens  – damit beschäftigt, meine Worte von vorhin zu notieren. Obwohl Wut in mir aufstieg, wusste ich, dass ich mich beherrschen musste, damit mir nichts herausrutschte, was ich später bereuen würde. Doch als ich beobachtete, wie der Kriminaltechniker den Karton hinten im Transporter verstaute, kochte wieder der Zorn in mir hoch. Ich duckte mich unter dem Absperrband hindurch. Der uniformierte Polizist machte einen Schritt auf mich zu. Phillips bemerkte es und hob die Hand.
    »David«, warnte er.
    »Hoffentlich haben Sie einen verdammt guten Grund für dieses Theater.«
    Phillips nickte. »David Raker, Sie sind festgenommen. Sie stehen unter Verdacht, Megan Carver entführt zu haben. Sie brauchen keine Aussage zu machen …«
    »Was?«
    »… aber es könnte Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie in der Vernehmung Tatsachen nicht erwähnen, die Sie später vor Gericht anführen wollen. Alles, was Sie sagen, kann als Beweismittel verwendet werden. Haben Sie mich verstanden?«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.«
    »Haben Sie mich verstanden, David?«

    Ich sah die beiden an. Davidson schrieb immer noch. Phillips schaute zwischen mir und dem uniformierten Polizisten hin und her.
    »David?«
    Ich starrte ihn entgeistert an.
    »David, verstehen Sie mich, ja oder nein?«
    Davidson schrieb weiter.
    »Ja oder nein?«
    Ich wandte mich zu ihm um. »Ja.«
    Er nickte dem Polizisten zu. Ich hörte das metallische Schnarren von Handschellen und spürte, dass der Polizist hinter mich trat. Er bog mir die Arme auf den Rücken und legte die Hände unten zusammen. Kaltes, feuchtes Metall schloss sich um meine Handgelenke und rastete ein. Davidson stand vor mir und beendete seine Notizen mit einem nachdrücklichen Punkt.
    »Das ist doch Wahnsinn«, sagte ich.
    Phillips berührte mich am Arm. »Zeit, zu gehen.«

    Das ist der Anfang
    Sie hatte eine Matratze und zwei Decken zum Schlafen. Eine Stunde nach seinem zweiten täglichen Besuch, wenn er die Flüssigkeit für ihr Gesicht und die Watte zum Auftragen hinunterwarf, gingen die Lichter aus, und der Raum lag in völliger Dunkelheit. Am nächsten Tag, bei seinem ersten Besuch, wenn er das Essen brachte, wurden die Lichter wieder eingeschaltet. Bei Dunkelheit herrschte völlige Stille.
    Anfangs, in manchen Nächten, hatte sie aus Leibeskräften geschrien, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Nach einer Woche hatte sie versucht, mit ihm zu diskutieren, wenn er hereinkam. Nach zehn Tagen hatte sie sich beschwert, die Matratze sei unbequem. Und schließlich, zwei Wochen später, änderte sie ihre Taktik, als er mit dem Essen erschien.
    »Ich bring dich um, du Schwein!«
    Sie versuchte es nur ein Mal.
    Als er ihren Aufschrei hörte, hielt er inne und richtete sich auf. Er blickte zu ihr hinunter. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, eine schmale Linie, wie mit einem Messer eingeritzt. Es bildete sich im Schatten der Kapuze, so als trennten sich die Lippen vom Mund, und ihr wurde klar, dass es gar kein Lächeln war. Es war eine Warnung. Er teilte ihr mit, dass sie ihn nicht kommen sehen würde, auch wenn sie nie wieder ein Auge zutat. Er konnte mit ihr machen, was er wollte, und sie sich holen, wenn er sie brauchte.

    Und sie würde nichts bemerken als ein Aufblitzen in der Dunkelheit.
     
    Sona erwachte. Es war stockfinster. Mitten in der Nacht. Als sie sich auf der Matratze umdrehte, knackten die Federn unter ihr. Sie zog die Decke hoch bis zum Hals. Dabei hörte sie zum ersten Mal seit ihrer Entführung ein Geräusch

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