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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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des Abgleichs der Fingerabdrücke deckten sich mit Taskers Bericht. Die Auflistung der sichergestellten Beweismittel war jedoch die längste Liste, die ich je gesehen hatte. Dass die Tatwaffe fehlte  – und dass zwei Kollegen tot auf dem Boden lagen  –, hatte die Kriminaltechniker zu Höchstleistungen angetrieben. Offenbar war jede einzelne Faser im Gebäude überprüft worden. Für die Polizisten vor Ort war die Sache zum persönlichen Anliegen geworden, sobald White und Kline zu atmen aufgehört hatten.
    Ich blätterte die Liste durch. Alles, was am Tatort sichergestellt worden war, wurde hier aufgeführt, und die Kolonnen von Zahlen, Namen und Beschreibungen, die viele Seiten füllten, verschwammen mir bald vor den Augen. Haare. Erde. Staub. Puder. Hautschuppen. Auf Seite elf und zwölf waren die Proben vermerkt, die man Gobulevs Männern  – tot oder lebendig  – am Tatort abgenommen hatte. Noch mehr Fasern. Fingerabdrücke. Illegale Waffen mit entfernten Seriennummern. Darunter waren die beiden Neun-Millimeter-Geschosse eingetragen, die Frank White das Leben gekostet hatten. Es handelte sich in beiden Fällen um Hohlmantelgeschosse, was hieß, dass sie sich sofort nach dem Eindringen in seiner Brust und seinem Kopf ausgedehnt hatten. Sicher war es ganz schnell gegangen.
    Ich sah mir den Rest der Akte an  – Verhörprotokolle, Tatortfotos und Informationen über den Chirurgen. Als ich am Ende angelangt war, ließ ich die Papiere auf den Schoß sinken und blickte wieder über den Friedhof. Es war noch immer
still. Keine Menschen. Keine Autos. Nur das leise Zischen der Scheibenwischer.
    Ich griff zum Telefon und rief die Carvers an. James hob ab, aber Caroline war ebenfalls zu Hause. Ich bat ihn, den Raumlautsprecher einzuschalten, damit ich mit ihnen beiden reden konnte.
    »Nur eine kurze Frage«, sagte ich. »Sagt einem von Ihnen der Name Frank White etwas? Vielleicht kannte Megan ihn ja, oder die Polizei hat ihn zufällig erwähnt.«
    »Da klingelt bei mir nichts«, erwiderte Carver.
    Ich spürte, wie die Anspannung durch die Leitung kroch. Inzwischen antwortete er nur noch für sich selbst, nicht mehr für sie beide.
    »Bei mir auch nicht«, sagte Caroline leise.
    Menschen standen in Verbindung zueinander. Ereignisse ebenfalls. Es gab keine Zufälle . Ich verabschiedete mich und rief Jill mobil an. Sie war unterwegs. Im Hintergrund hörte ich Stimmengewirr.
    »Störe ich dich gerade?«
    »Nein, überhaupt nicht«, entgegnete sie. »Ich bin nur beim Einkaufen.«
    »Darf ich dir ein paar Fragen stellen?«
    »Natürlich.«
    »Kannst du dich erinnern, ob Frank jemals von einer Megan Carver gesprochen hat?«
    Eine Pause entstand. »Das ist doch das Mädchen, das verschwunden ist, oder?«
    »Richtig.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Er hat nie erwähnt, ob er an der Suche nach ihr beteiligt war?«
    »Nein. Warum interessiert dich das?«
    Ich hielt inne. Du musst sie das fragen  – und es gibt keinen
Weg, es beschönigend auszudrücken . »Ist es schlimm, wenn ich wissen will, warum du diese Woche beschlossen hast, zur Selbsthilfegruppe zu kommen?«
    »Was meinst du damit?«
    Ich meine, dass ich bereits am Fall Megan Carver gearbeitet habe, und dann tauchst du auf, und jetzt untersuche ich auch den Tod deines Mannes. Und plötzlich stoße ich auf einen mutmaßlichen Zusammenhang . »Mich hat nur das Timing neugierig gemacht.«
    Sie zögerte. Ich hielt das Schweigen aus. An Jill schien nicht viel Geheimnisvolles zu sein. Die Trauer um ihren Mann wirkte echt; ebenso ihre Schüchternheit. Eigentlich konnte ich mir für ihren Besuch in der Gruppe nur den Grund vorstellen, dass sie den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten wollte. Und trotzdem war der Zeitpunkt zu perfekt gewählt gewesen. Sie hatte mich achtundvierzig Stunden, nachdem die Carvers mich mit der Suche nach Megan beauftragt hatten, mehr oder weniger gebeten, Franks Tod unter die Lupe zu nehmen. London war eine Stadt mit sieben Millionen Einwohnern. Und dennoch waren beide Fälle innerhalb von zwei Tagen bei mir gelandet.
    »David, ich weiß nicht …« Sie hielt inne. »Ich weiß nicht, was diese Frage soll.«
    »Franks Name ist im Zusammenhang mit Megan gefallen, und ich versuche, den Grund herauszufinden. Denn Megan ist die Sache, an der ich zurzeit dran bin. Die, von der ich dir erzählt habe. Ich mache dir keine Vorwürfe, sondern will nur rauskriegen, was das eine mit dem anderen zu tun hat.«
    »Ich schwöre dir, dass ich nichts von

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