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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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zu mir zurück. Ich hielt sie auf, wartete und blickte den Flur entlang.
    Ich ging in die Wohnung und schloss die Tür.
    Gleich rechts von mir befand sich ein Badezimmer. Daneben war die Schlafzimmertür. Vor mir führte ein kleiner
Flur ins Wohnzimmer und in die offene Küche. Die Wohnung sah aus, als sei der Bewohner mehr oder weniger ausgezogen und nie zurückgekehrt. An den Wänden hing Staub. Die Fenster waren weiß überstrichen, allerdings nicht sehr gründlich. Durch das eine konnte ich den Weg zum Wohnblock und die Eingangstür sehen. Ein ausgezeichneter Beobachtungsposten, von dem aus Markham es sofort bemerken würde, wenn sich jemand dem Haus näherte.
    »Daniel?«
    Schweigen. Im Wohnzimmer stand ein zweisitziges Sofa. Daneben eine Lampe. Und ein halb volles Bücherregal. Ansonsten war die Wohnung leer. Kein Fernseher. Keine Stereoanlage. Keine Spielkonsolen, Satellitendecoder oder DVD-Spieler. Nichts von den Dingen, die ein männlicher Single normalerweise besaß.
    Auch die Küche war zum Großteil leer geräumt. Nur wenige Gegenstände waren geblieben. Ein Wasserkocher. Ein paar in einem Trockengestell gestapelte Teller. Eine Obstschale. Der Kühlschrank in der Ecke summte. Er lief zwar, war aber abgetaut worden. Die Türen von Kühlschrank und Gefrierschrank standen offen. Lebensmittel waren nicht darin. Im Schlafzimmer war es dasselbe: ein Bettgestell, eine Matratze, keine Laken, kein Federbett. Einbauschränke, alle offen. Ein paar Kleider, aber nicht viele. Einige Hemden und Hosen.
    Klick .
    Wieder das Geräusch. Ich ging in den Flur und sah mich um. Inzwischen war es ziemlich still. Weder in der Wohnung noch draußen regte sich etwas. Ich ging ins Bad und machte Licht. Toilette. Wanne. Waschbecken. Badezimmerschrank mit einem kleinen Spiegel an der Vorderseite. Ich öffnete den Schrank und schaute hinein. Eine Dose Deo, ein Rasierer, Rasiercreme. Sonst nichts. Ich wollte den Schrank schließen  –
nur, dass das nicht funktionierte. Als ich es wieder versuchte, ging die Tür erneut auf. Ich betrachtete das Schloss. Es war defekt. Als ich den Schrank geöffnet hatte, hatte es sich gelockert.
    Offenbar hatte es jemand absichtlich so eingerichtet.
    Ein Jemand, der Aufmerksamkeit darauf lenken wollte.
    Ich beugte mich in den Schrank und spähte hinein. Er war in den Ecken mit vier Schrauben an der Wand befestigt. Ich umfasste die Seiten des Schrankes mit beiden Händen und zog daran. Im ersten Moment sperrte er sich, doch als ich mehr Kraft einsetzte, ließ er sich von der Wand lösen.
    Er war absichtlich gelockert worden.
    Von den Schraubenköpfen rieselte Staub in das Innere des Schrankes. Der Putz knisterte.
    Dahinter kamen ein cremefarbener Anstrich  – offenbar die ursprüngliche Farbe des Badezimmers  – und die Dübellöcher der Schrauben in Sicht.
    Und eine Botschaft, die jemand direkt an die Wand geschrieben hatte:
    Hilfe!

33
    Als ich wieder am Auto war, regnete es immer noch. Ich ließ den Motor an und schaltete die Heizung ein. Im ausklappbaren Getränkehalter stand ein Becher Kaffee zum Mitnehmen. Aus dem Loch im Deckel stieg Dampf auf.
    Ich griff zum Handy. Nachdem ich damit ein Foto von der Nachricht an der Wand gemacht hatte, hatte ich das Badschränkchen notdürftig wieder aufgehängt und die Tür mit einem zusammengefalteten Stück Pappe verkeilt. Allerdings würde der Bewohner bei seiner Rückkehr auf Anhieb bemerken,
dass er Besuch gehabt hatte. Das hieß, falls er überhaupt zurückkam. Die Atmosphäre in der Wohnung sprach dafür, dass sie schon seit Längerem leer stand.
    Als ich das Foto wieder wegklickte, klingelte mein Telefon. Die Nummer war unterdrückt.
    »David Raker.«
    »David, mein Name ist Corinne. Ich bin eine Freundin von Spike.«
    »Corinne, danke für den Anruf.«
    Nachdem Spike die Aufschrift auf dem Foto für mich übersetzt hatte, hatte er sich erboten, mir den Kontakt zu einer Freundin zu vermitteln, die studierte Naturwissenschaftlerin war. Er hatte sich absichtlich vage ausgedrückt. Menschen, die er mochte, zog er normalerweise nicht in seine Arbeit hinein.
    »Spike sagte, Sie hätten ein paar Fragen.«
    Sie schien Engländerin zu sein und hatte den leicht nasalen Akzent des Nordens. Ich überlegte, wo sie wohl einen illegalen Einwanderer kennengelernt haben mochte, der nie das Haus verließ.
    »Ja, ich habe gehofft, Sie könnten mir mehr über Formalin erzählen.«
    »Formalin?« Sie hielt inne. »Was genau wollen Sie denn wissen?«
    »Das benutzt

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