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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Nacht, und sein Blick streifte über die Silhouette des Leuchtturms. Stöhnend richtete er sich auf. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Ihm war kalt, und sein Kopf drohte zu zerspringen. Mühsam versuchte er sich aufzusetzen, doch seine Hände waren auf dem Rücken zusammengeschnürt. Trotzdem erhaschte er einen kurzen Blick auf seine Beine, doch dort, wo sich einst seine Füße befanden, waren nur noch leblose Stümpfe. Ein Beil lag neben seinem Stiefel, aus dem ein blutiges Fußgelenk ragte. Die Schmerzen wurden unerträglich und raubten ihm seinen Verstand. Ein gellender Schrei kam über seine Lippen, als sich eine dunkle Gestalt über ihn beugte und ihm diabolisch ins Gesicht lachte. Er schloss die Augen, und ihm wurde klar, der Teufel war gekommen, um ihn zu holen. Früher, viel früher als gedacht.
    » Ich wusste, dass du kommen wirst « , stöhnte er unter Schmerzen, bevor ihn die Dunkelheit ergriff und in die Finsternis stürzte.
    The Village, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    21 . März 2007 , 19 . 05 Uhr (Mittwoch)
    Ron Nyman war nicht zu Hause. Sein Haus am Ende der Applepine Street war leer. Auch im angrenzenden Schuppen war er nicht. Der Vogel war ausgeflogen. Cathy fluchte, nachdem sie die Türen aufgebrochen hatten und Ron Nyman nirgends zu finden war. Sie steckte ihren Smith-&-Wesson-Revolver wieder in das Holster zurück und warf den beiden uniformierten Polizeibeamten einen enttäuschten Blick zu.
    » Er kommt bestimmt bald « , beruhigte Logan die Kriminalbeamtin. » Bestimmt streunt er wieder irgendwo herum. Es heißt, er sei oft bei den Schwestern, sie erinnern sich. Chloe und Lydia. «
    » Dann suchen wir ihn dort! « , sagte Cathy entschlossen.
    Tremblay fasste sie an die Schulter und hielt sie zurück. Er wies auf den Kleiderständer hinter der Eingangstür, an dem ein schwarzer Ölmantel und ein Südwester hingen. » Trägt der Geist von diesem Piraten nicht genau so einen Hut und so einen Mantel? «
    » Schauen Sie, was wir gefunden haben « , rief ihr Donovan zu, der vom Schuppen herüberkam und den Flur von Nymans Haus betrat. Er hielt eine kleine schwarze Schatulle in der Hand.
    » Was ist das? « , fragte Cathy.
    » Es ist zwar nur eine leere Box, aber normalerweise liegt eine Beretta, Kaliber 9 mm hier drinnen. Die Pistole fehlt allerdings, dafür haben wir im Schuppen eine richtige Schatzsucherausrüstung gefunden. Spaten, Pickel, Hacke, sogar ein Metallsuchgerät liegt da drüben. Dazu ein Fernglas und ein Kompass. Nur die Schatzkarte haben wir noch nicht. «
    » Stiefel, habt ihr Stiefel gefunden? «
    » Gummistiefel, ja, natürlich. Gefüttert sogar. «
    » Nein, ich meine Swat-Stiefel, so wie die vom Militär? « , fragte Cathy.
    Donovan schüttelte den Kopf.
    Cathy überlegte. » Er ist nicht hier, aber ich glaube auch nicht, dass er auf der Flucht ist. Es könnte schon sein, dass er bei den Schwestern ist. Ich saß vor kurzem in der Bar mit ihm und den Schwestern am Tisch, und er hat mit ihnen Süßholz geraspelt, wenngleich diese Lydia auch ein paar Kilo zu schwer für ihn ist. Aber wenn wir schon mal hier sind, dann schadet es nicht, sich umzusehen. Schließlich schließt der Haftbefehl auch eine Durchsuchung ein, wenn wir ihn nicht antreffen. Ich denke, wir teilen uns auf. «
    » Das wäre auch mein Vorschlag gewesen « , erwiderte Donovan.
    » Bei der Beweislage ist eine Durchsuchung auf alle Fälle gerechtfertigt, und wir haben ja sogar den Bürgermeister als Zeugen mit dabei. Also, worauf warten wir noch? «
    Während die beiden uniformierten Polizisten vom Festland das Haus sicherten, teilten sich Cathy und ihre Kollegen in zwei Gruppen auf. Tremblay und Donovan übernahmen den Schuppen, während sie und Logan sich im Haus zu schaffen machten.
    In der Wohnung sah es gepflegt aus. Offenbar war Nyman – oder besser gesagt Il Tesoriere – ein ordentlicher Mensch. Wenngleich es nicht viel im Haus gab und nur die Stube, die Küche und das Schlafzimmer möbliert waren, erschienen die Räume im Obergeschoss dennoch interessanter. Auf einer großen Karte der Insel, die in einem leerstehenden Zimmer im Obergeschoss an der Wand hing, waren einzelne Stellen markiert. Die Landkarte, die Vergrößerung einer topografischen Maßstabskarte, war außerordentlich genau und musste vom Militär stammen, denn nur das Militär verfügte über solche maßstabsgetreuen Pläne der Inseln im Golf von Maine. Vor der Karte stand ein kleiner Beistelltisch, auf dem eine Zigarrenkiste lag. Cathy

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