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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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    Hell’s End Bar, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    15 . März 2007 , 13 . 25 Uhr (Donnerstag)
    Cathy wartete, bis Logan in seinen Wagen gestiegen und losgefahren war, ehe sie sich den Gräbern auf dem angrenzenden Friedhof zuwandte. Zwei Möwen flogen zeternd und kreischend im Tiefflug über sie hinweg. Tief atmete sie die salzige Seeluft in ihre Lungen, ehe sie über den Friedhof in Richtung Straße schlenderte. Die kleinen, weiß getünchten Holzhäuser gegenüber der Main Street wirkten wie aus einem Prospekt, das für einen idyllischen Urlaub auf einer der schönen Inseln im Golf warb. Bevor sie das Hell’s End aufsuchte, schlenderte sie noch zum Hafen hinunter. Das halb verfallene Fabrikgebäude, an dem noch der verblasste Schriftzug Atlantic Seafood Ltd. zu lesen war, passte nicht recht in die malerische Umgebung und trübte den Eindruck einer Ferieninsel. Doch schon als sie am Anleger angekommen war und hinaus auf die raue See blickte, fand der Hochglanzprospekt seine Fortsetzung. Sie setzte sich auf einen der Polder an der Hafenmauer und schaute hinüber zum Bootshafen, wo ein Seemann in gelber Latzhose damit beschäftigt war, ein Fischerboot zum Auslaufen vorzubereiten. Sie erinnerte sich an ihren letzten Segeltörn, zusammen mit Viona, der nun bereits über zwei Jahre zurücklag. Nach der Trennung von Doug, der sie auf das Tiefste verletzt hatte, war Viona ihre einzige Freundin gewesen. Mit ihr konnte sie über alles reden. Damals hatten sie sich täglich getroffen, und Viona war es zu verdanken, dass sie nicht an ihren dunklen Gedanken erstickte, aber ihr letztes Treffen lag nun schon über zwei Monate zurück. Es wurde höchste Zeit, sich mal wieder mit ihr zu verabreden. Die Schreie der Möwen rissen sie aus ihren Gedanken. Sie erhob sich, verließ den Hafen und schlug den Weg zur Pension ein.
    Hell’s End, das Ende der Hölle, welch ein seltsamer Name für eine Herberge, dachte sie, als sie die Tür öffnete. Eigentlich hatte sie eine Rezeption erwartet, doch plötzlich stand sie mitten im Gastraum einer Kneipe. Eine Frau war hinter dem Tresen mit dem Spülen von Gläsern beschäftigt. Die meisten Plätze waren leer, nur neben dem Tresen an einem runden Tisch saßen drei ältere Männer, die verstummten und ihr argwöhnische Blicke zuwarfen, als sie sie entdeckten.
    » Hat sich wohl ein Paradiesvogel zu uns verirrt « , sagte einer der Männer mit einem dichten grauen Bart. Die anderen am Tisch lachten. Cathy trat vor den Tresen, während die Frau ein Glas auf der Spüle platzierte.
    » Ich hörte, hier ist so etwas wie ein Hotel? « , fragte Cathy.
    » Motel, Pension, Bar, Restaurant und Café « , antwortete die Frau hinter dem Tresen. » Alles, was Sie wollen, und absolut konkurrenzlos im Umkreis von zweihundert Meilen. «
    » Gut, ich suche zwei Zimmer. «
    » Da sind Sie hier aber ganz falsch, am anderen Ende der Insel steht eine Villa, ich glaube, da sind Sie viel besser aufgehoben « , sagte der bärtige Mann, der am runden Tisch saß und sich erhob. » Da passen dann auch die Farben viel besser zueinander. «
    » Halt’s Maul, Malcom « , wies ihn die Frau hinter dem Tresen barsch zurecht. » Ich bin Mia Honeywell, die Besitzerin dieses Etablissements. Ich hätte zwei Zimmer für Sie frei, Miss … «
    » Ich dachte nur, bestimmt gehören Sie zu diesem Cole und der Crawford « , bemerkte der Bärtige abfällig, ehe er sich wieder niedersetzte und mit seinen Tischnachbarn tuschelte.
    Cathy lächelte und trat an den runden Tisch, sie zückte ihre Polizeimarke und streckte sie dem Bärtigen vor die Nase. » Ich bin Detective Lieutenant Ronsted, und Sie müssen Malcom Hurst sein, wenn ich mich nicht irre. «
    Hurst schaute Cathy verdattert an. » Ja « , krächzte er verlegen.
    » Hatten Sie bei dem Gespenst, das Sie auf der Hochebene gesehen haben, auch so eine große Klappe? «
    Er wurde weiß wie eine Wand. » Ma’am, woher wissen Sie …? «
    » Ich leite die Ermittlungen im Mordfall Jefferson, und ich denke, wir sollten uns unterhalten. Morgen, sagen wir um zehn, hier in dieser Pension. «
    Der Mann in der Ecke, der wohl noch ein paar Jahre älter als Malcom Hurst war und wie ein Aristokrat aus dem alten England wirkte, erhob sich, ließ seine Hacken zusammenknallen und salutierte. » Admiral Anthony Broon, US -Navy! « , sagte er förmlich. » Zu Ihren Diensten, Ma’am. Einige der besten Offiziere meines Kommandos waren Farbige. «
    » Du bist nicht mehr bei der Navy « , konterte der

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