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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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samt seinem Turm in Pension schickte, und Willy war Fischer. Er hat für die Fabrik gearbeitet und ist zum Fischen hinausgefahren. Als die Firma Pleite machte, reichte es ihm noch nicht für seine Pension, also musste er weiter hinausfahren, um Geld zu verdienen. Wenn man bedenkt, wie die Preise auf dem Markt aussehen, dann musste er ganz schön hart arbeiten, um zu überleben. Die großen Fabrikschiffe beherrschen die Ozeane. Sie fangen die Fischgründe leer und verarbeiten den Fang auf dem Meer. Für Leute wie Evans oder auch Phelps bleibt da nicht viel über. «
    Sie passierten Sunlight Grange und bogen bei Benchmark nach Süden ab. Der Leuchtturm kam schnell näher. Logan schaltete die Scheibenwischer ein, denn der Ostwind blies feine Wassertropfen über die Hochebene des Verdana Uplands.
    » Gabriel war früher mindestens einmal in der Woche in der Stadt « , erklärte Logan. » Er kam mit seinem Motorrad, ging zu Mia, trank zwei, drei Bier und verschwand wieder. So richtig gesellig war er nie. Meist saß er stumm am Tresen. Verstehen Sie mich nicht falsch, Ma’am, er hatte keinen Krach mit den Leuten aus dem Village oder mit den Schafhirten. Er hatte wohl bloß keine Lust auf eine Unterhaltung. Ich kann nicht sagen, dass Willy und Gabriel Freunde waren, aber Feinde waren sie auch nicht. Wenn es sich ergab, dann redeten sie miteinander, und wenn nicht, dann war es eben auch gut. «
    » Ich höre immer, dass Gabriel Jefferson früher öfter in der Stadt war und sich plötzlich zurückzog « , fragte Cathy. » Gab es einen erklärbaren Grund dafür, einen Streit oder irgendeinen Vorfall zwischen Jefferson und den Leuten im Dorf? «
    Logan lenkte den Wagen auf den Vorplatz von Jeffersons Anwesen und stoppte. Unweit des Leuchtturms stand ein Hubschrauber der Coast Guard.
    » Ich glaube nicht, dass es einen Streit oder so etwas zwischen Gabriel und den Leuten im Village gab. Ich glaube einfach, er hatte keine Lust mehr auf Geselligkeit und war viel lieber hier draußen bei seiner Frau. Vielleicht war es ja auch sein Alter. Gabriel war schon über siebzig und hatte nur ein Motorrad. «
    Cathy öffnete die Beifahrertür und folgte Logan, der sie zur Steilküste hinter dem Haus führte, wo ein paar Männer in Uniformen vor der Klippe standen. Der Wind hier draußen war stürmisch und angefüllt mit Wassertropfen, so dass sich Cathy die Kapuze über den Kopf zog. Sie erkannte Collingdale und ging auf ihn zu. Er stand unmittelbar vor dem Abgrund und brüllte heiser ein paar Befehle in die Tiefe. Eine motorisierte Seilwinde stand in der Nähe, die mit Tauen und Haken auf dem Felsen fixiert war. Bäume gab es hier keine, um das Sicherungsseil festzumachen.
    Collingdale richtete sich auf, während Cathy einen Blick in die Tiefe warf. Auf halber Höhe baumelte ein Mann im Seil.
    » Wir haben auf dem kleinen Felsvorsprung ein paar Fetzen eines Kleidungsstücks gefunden « , erklärte Collingdale. » Der Hubschrauber hat es entdeckt. Die Fetzen stammen von einem Nachthemd, und es befindet sich Blut daran. Außerdem haben wir mit Luminol Blutspuren am Fels gefunden, das in eine wind- und regengeschützte Nische eingedrungen ist. Also wenn Sie mich fragen, Lieutenant, dann hat man die Frau die Klippen hinuntergeworfen. «
    » Macht es Sinn, Taucher einzusetzen, um nach der Leiche zu suchen? « , fragte Cathy.
    » Vergessen Sie es « , wehrte Collingdale barsch ab. » Dort unten gibt es Strömungen und Gegenströmungen, da geht kein Taucher rein, nicht mal, wenn Sie ihm zwei Sicherungsseile um den Bauch binden. Wer da reinfällt, der wird unter Wasser gezogen und einfach auf das offene Meer hinausgespült. Der taucht nie mehr auf. «
    Cathy hatte verstanden. Sie klopfte Collingdale auf die Schulter. » Wo ist mein Kollege? « , fragte sie.
    Collingdale deutete in Richtung des Leuchtturms. » Musste telefonieren « , antwortete Collingdale.
    Während Logan an der Klippe blieb und Collingdale und seinen Männern zusah, schlenderte Cathy hinüber zum Leuchtturm. Sie atmete tief ein, die salzige Luft tat gut, auch wenn der Wind ihr ordentlich in den Rücken blies. Das Meer war unruhig, und die Wellen stießen im hohen Bogen ihre weiße Gischt aus, wenn sie auf die Felsen der Southern Shoals trafen. Einen Augenblick verharrte sie und genoss den Anblick des wilden und ungezähmten Wassers. Dunkle Wolken schoben sich auf das Festland zu, und Cathy war sich sicher, dass es bald zu regnen beginnen würde. Sie ging weiter und wollte den

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