Blutinsel
Kitchen Island, Maine,
17 . März 2007 , 21 . 15 Uhr (Samstag)
Logan war Cathy und Brian im Flur des Gemeindehauses begegnet, doch als er sich anschickte, ihnen in das kleine Büro zu folgen, hatte ihn Cathy zurückgehalten. Sie müssten sich unterhalten, alleine, es gehe nicht gegen ihn, hatte Cathy gesagt. Logan verstand. Er war bei diesem Gespräch nicht erwünscht, was ihn wurmte, da er sich mittlerweile schon als fester Bestandteil des Ermittlungsteams wähnte und er, das musste er mittlerweile zugeben, Gefallen an seiner detektivischen Tätigkeit gefunden hatte. Sicherlich, er war der Master hier auf der Insel und hatte die Polizeigewalt eines Bürgermeisters wie auf dem Festland, doch zur Polizei gehörte er deswegen noch lange nicht. Er hatte gespürt, dass es Cathys Kollegen nicht recht war, wenn er so tiefen Einblick in die Ermittlungsarbeit erhielt und Cathy ihn mehr und mehr ins Vertrauen zog. Ehrlich gesagt, hatte ihn die Zurückweisung sogar ein klein wenig verletzt. Doch als er in Mias Bar erst einmal ein kühles Bier und einen Bourbon getrunken hatte, verflog seine Verärgerung. Brian Stockwell hatte recht, er war kein Polizist, und er war nicht Cathy Ronsteds Vertrauter. Er war nichts weiter als eine willkommene Quelle für Cathy, um mehr über die Eigenart der Insel und ihrer Bewohner zu erfahren. Es war seine Pflicht als Master of the Island, die Polizeiarbeit zu unterstützen. Und wenn er es objektiv betrachtete, war eben genau das auch seine Aufgabe. Nicht mehr und nicht weniger.
Im Hell’s End waren nur wenige Gäste anwesend, obwohl am Samstagabend unter normalen Bedingungen bei Mia meist Hochbetrieb herrschte und aus der Bar ein Tanz- und Vergnügungslokal wurde, in dem sich die Bewohner von Hell’s Kitchen und auch die Schäfer trafen, um die Woche bei Musik aus der alten Jukebox und ein paar Pints ausklingen zu lassen. Am einzigen besetzten Tisch, abseits, in der Ecke des Lokals neben dem Eingang, saßen die Ehepaare Bergman und Haverman, vertieft in eine Partie Bridge, so wie an jedem Samstag, wenn im Nebenzimmer die Musik zum Tanz ertönte.
Logan hatte gerade bezahlt, als die Tür aufflog. Admiral Broon, gefolgt von Malcom Hurst, Joseph Stone, seinem Sohn Matt, Henry Phelps, Ron Nyman und Lionel Haynes betraten lautstark das Lokal. Hurst, Phelps und Joseph Stone hielten Gewehre in der Hand. Alle anderen, bis auf den Admiral, führten lange Messer mit sich, und an der Hüfte des Admirals baumelte eine lange Scheide, in der ein Säbel steckte.
Zielstrebig traten sie an die Theke, wo Mia Honeywell und ihr Ehemann Aiden damit beschäftigt waren, die Kühlschränke mit Getränken aufzufüllen.
» Kommst du, Aiden? « , murmelte Hurst. » Wir müssen reden, im Nebenzimmer. «
Logan drehte sich um und lehnte sich lässig mit dem Rücken gegen den Tresen. Die Ellenbogen stützte er locker auf die Oberfläche der Theke.
» Was hast du vor, Malcom? « , fragte er zynisch. » Zieht ihr in den Krieg? «
Hurst schaute Logan abweisend an und ging wortlos an ihm vorüber.
» Mister Logan, Sie entschuldigen uns « , brummte der Admiral, während die anderen Hurst ins Nebenzimmer folgten.
» Was haben Sie vor, Admiral? «
Der Admiral zeigte auf seinen Säbel. » Wir sind nicht gewillt, weiterhin wie harmlose Schafe auf den Wolf zu warten, bis er uns alle auffrisst. Einen nach dem anderen. «
» Das ist Sache der Polizei « , warnte Logan.
Hurst kehrte aus dem Nebenraum zurück. » Kommen Sie, Admiral, wir warten. «
Broon nickte Logan zu und ging in Richtung des Nebenzimmers davon. » Malcom, überlasst die Sache der Polizei! « , rief Logan, doch Hurst winkte ab.
» Der Polizei, dass ich nicht lache « , bemerkte er lakonisch. » Seit die hier ist, gibt es nur noch mehr Leichen. Wir werden uns schützen, das ist unser gutes Recht. «
» Ich bin der Master hier auf der Insel, und ich werde an eurer Versammlung teilnehmen « , entgegnete Logan gelassen.
» Du steckst mit der Schwarzen unter einer Decke « , wies ihn Hurst zurück. » Du bist ihr persönlicher Assistent, deswegen bist du bei unserer Versammlung nicht erwünscht. Aiden, komm jetzt endlich! «
Hurst wandte sich um und folgte dem Admiral in den Raum, schließlich schloss er die Tür. Nur Aiden Honeywell, der noch immer damit beschäftigt war, Flaschen in den Kühlschrank zu stellen, brummte ein lustloses: » Ja, ich komme schon. «
Logan wandte sich dem Ehemann der Wirtin zu. » Aiden, was ist hier los, was habt ihr vor?
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