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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Leise! « , zischte Admiral Broon und richtete den Schulterriemen seines Jagdgewehrs aus. Im Halbdunkel stapften die beiden Männer die Hauptstraße zum Hafen hinab.
    » Wenn es nur nicht so kalt wäre « , seufzte Hurst erneut. Er trug einen Parka und hatte eine fellbesetzte Kapuze über den Kopf gezogen.
    » Du machst einen Krach, dass man uns bereits unten im Hafen hören kann « , beklagte sich der alte Admiral. Sie liefen entlang der kleinen, weiß getünchten Häuser und vermieden einen allzu langen Aufenthalt im hellen Schein der Laternen.
    Als sie sich dem alten Fabrikgebäude näherten, drang durch die Dunkelheit ein helles Klirren zu ihnen herüber. Es klang, als ob Glas gegeneinander stieß.
    Der Admiral blieb stehen. » Psst! « , zischte er. » Hörst du das? «
    » Ja « , flüsterte Hurst. » Was ist das, wo kommt das her? «
    Der Admiral huschte trotz seines hohen Alters behände durch die Finsternis und ging an der Ecke des lang gestreckten und halb verfallenen Gebäudes in Deckung. Hurst folgte ihm. Vorsichtig spähten sie um die Ecke. Eine Straßenlaterne in unmittelbarer Nähe des Anlegers verströmte ein fahles Licht. In gespannter Erwartung blickten die beiden Männer in das dunkle Nichts. Die Gewehre hielten sie in ihren Händen. Erneut klirrte es direkt vor ihnen. Hurst fuhr zusammen und riss das Gewehr in die Höhe, während der Admiral nach seiner Taschenlampe griff. Plötzlich löste sich ein Schatten von der Hauswand und schälte sich aus der Dunkelheit.
    Hurst stieß einen entsetzten Schrei aus. Starr vor Schreck zog er den Abzug seiner Schrotflinte durch, und ein lautes, unheilvolles Krachen zerriss die nächtliche Stille. Feuer, Rauch und zahllose kleine Rundkugeln bahnten sich ihren Weg und züngelten auf den Schatten zu, der knapp dreißig Schritte entfernt aus der Dunkelheit hervorgetreten war. Ein lauter, vor Schmerzen verzerrter Schrei folgte auf das Donnern des Gewehrs, und der Schatten taumelte. Glas splitterte. Mit weit aufgerissenen Augen, unfähig zu einer Bewegung, verfolgte der Schütze das Geschehen. Erst als der Admiral seine Taschenlampe aufflammen ließ und der Lichtstrahl einen Leib am Boden erfasste, kehrte das Leben in den vor Schreck erstarrten Körper von Malcom Hurst zurück.
    » Wir haben ihn! « , schrie der Admiral laut, während Hurst die Waffe auf den am Boden liegenden Unbekannten richtete.
    Der Unbekannte regte sich, stöhnte schmerzverzerrt und hob den Kopf. Als der Lichtstrahl das Gesicht des Mannes erfasste, senkte Hurst die Waffe.
    » Bould! « , rief der Admiral. » Was zum Teufel machst du hier draußen? «
    In den umliegenden Häusern flammten die Lichter auf. Fenster um Fenster wurde erhellt. Langsam ging der Admiral auf Kelvin Bould, den Vogelkundler, zu. Unmittelbar vor ihm blieb er stehen und leuchtete ihm in das Gesicht.
    » Bist du verrückt, dich hier mitten in der Nacht herumzutreiben? «
    » Ah … ich … ich … « , stöhnte Bould, mühsam erhob er sich und schaute mit bleichem Gesicht an seinem Körper hinab. Der Admiral folgte seinem Blick mit der Taschenlampe und sah das Blut, das zwischen den auf den Bauch gepressten Händen von Kelvin Bould hervorbrach. Schließlich stürzte der Vogelkundler erneut zu Boden. Eine erlösende Ohnmacht kam über den schwer verletzten Mann.
    The Village, Parish Hall, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    18 . März 2007 , 03 . 05 Uhr (Sonntag)
    Der Schuss hatte Cathy geweckt. Sie war im Bett aufgeschreckt und sofort hellwach. Eilends erhob sie sich und rannte zum Fenster, das den Blick hinaus auf die Hauptstraße ermöglichte. Mehr als Dunkelheit, unterbrochen von den gelben Lichtstreifen einiger Laternen, erkannte sie nicht. Sie wandte sich um und griff nach ihrer Hose. Schon klopfte es an der Tür.
    » Da draußen hat jemand geschossen! « , drang Brians Stimme durch die Tür.
    » Ich komme! « , entgegnete sie, als sie sich die Hose überstreifte.
    » Ich warte unten. «
    Ein paar Minuten später verließen sie Hell’s End und trafen vor dem Gebäude auf Henry Phelps, der zielstrebig auf das Gemeindehaus zuhielt.
    » Was ist passiert? « , fragte Cathy, als der Fischer an ihr vorüberging. Phelps deutete auf das Gemeindehaus, das hell erleuchtet war, als ob dort ein Ball stattfinden würde.
    » Malcom hat Bould angeschossen « , antwortete Phelps.
    » Was hat er? «
    » Sie sind Patrouille gelaufen, und dabei ist es passiert. «
    Wortlos folgten Brian und Cathy dem Fischer. Vor dem Haupteingang des

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