Blutjägerin (German Edition)
Telefonnummer von diesem Jonathan Firenze auf deinem Schreibtisch?“
„Was ist mit dem Vampir?“
„Ach, du weißt also nichts davon, dass er aus der Zelle verschwunden ist?“ Sie ging darauf zu.
Wilhelm folgte ihr mit gehörigem Sicherheitsabstand und begutachtete die leere Zelle mit einer ungläubigen Miene.
„Und du hast vermutlich auch keine Ahnung, wo das Video abgeblieben ist?“
„Du musst mir glauben, Sophie. Ich habe mit all dem nichts zu tun.“
„Wie könnte ich dir vertrauen? Du sprichst kaum ein Wort, haust einfach ab, um tagelang nicht mehr aufzutauchen und auf dem Schreibtisch deiner Kammer finde ich eine Notiz über Jonathan.“
Er schüttelte den Kopf. „Du verstehst das falsch. Ich war … bin diesem Orden immer treu geblieben.“ Seine Stimme zitterte. „Nur ist es für mich nicht so einfach, hierherzukommen.“ Wilhelm wich ihrem Blick aus. „Ich bin verheiratet, seit vielen Jahren. Meine Frau, meine Kinder und meine Enkelkinder wissen von all dem hier nichts, verstehst du?“ Er setzte sich an den Rand der Liege. „Wenn ich herkomme, dann schleich ich mich abends aus dem Haus oder gehe zum Schein zum Kartenspielen. Aber ich habe den Orden nie verraten. Wie kannst du nur glauben, ich könnte deinem Vater in den Rücken fallen?“
Seine Beichte berührte sie und klang zu echt, als dass sie gespielt sein konnte. „Aber wer hat das hier getan?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon wusste, so unlogisch es in diesem Moment auch erschien.
„Dominik“, sagte Wilhelm leise. „Ich wollte es dir sagen, aber du hättest mir nicht geglaubt.“
„Was? Aber weshalb?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Wilhelm. „Vielleicht ist er unzufrieden, weil sein Leben nicht so verlaufen ist, wie er wollte. Dominik ist zum Orden gekommen, um Vampire zu töten und hat dafür sein altes Leben, seine Familie, seine Freunde, einfach alles aufgegeben. Die vergangenen Jahre waren nicht gerade aufbauend. Ich habe meine Familie, doch Dominik hat nicht mehr als diese Wände hier und die Hoffnung, dass er irgendwann wieder seiner Bestimmung folgen kann.“
„Dann ist er mit Jonathan nach Venedig abgehauen“, dachte sie laut.
„Wahrscheinlich. Was wirst du nun machen?“
„Ich werde zu der Versammlung fahren. Dabei kann ich gleich die Gelegenheit nutzen, mir das Haus anzusehen, das Vater mir dort vererbt hat.“
„Auch wenn ich es wollte, ich kann dich nicht begleiten.“
Nach seiner Offenbarung verlangte sie das auch nicht. „Hast du ein Auto? Irgendetwas, mit dem ich bis dorthin gelange?“
Wilhelm nickte. „Wenigstens damit kann ich dir helfen.“
„Haben Sie gute Nachrichten für mich, Doktor Mare?“ Jonathan ließ den weißhaarigen Mann eintreten und bat ihn die Treppe hinauf in die Empfangshalle des alten Hotels.
„Leider nein“, antwortete der Mann. Jonathan hatte den Genetiker engagiert und in seinen Plan eingeweiht, um auf Nummer sicher zu gehen, dass auch alles klappte. „Es liegt an den Reagenzien.“
„Wie darf ich das verstehen?“ In der Empfangshalle angekommen, bot er dem Mann einen Platz auf einem der bequemen Polsterstühle an und brachte die Teekanne und zwei Tassen herbei, die er von Dominik hatte vorbereiten lassen.
„Nun, sagen wir so“, begann der Mann vorsichtig. „Etwas scheint mit der letzten Konserve nicht zu stimmen.“
„Sie meinen das Blut des Reinblüters?“ Jonathan goss Tee in die Tasse.
„Ich habe das Rezept des Alchemisten zigmal durchgelesen, es durchdacht. Der Mann war ein Genie seiner Zeit und es müsste nach seinen Aufzeichnungen so funktionieren.“ Er griff nach der Tasse. Seine Hände zitterten, als er einen kräftigen Schluck nahm. „Das Blut, das Sie mir gegeben haben, ist nicht rein, zumindest nicht so, wie es in den Aufzeichnungen verlangt wird.“
„Nicht rein?“ Jonathan glaubte kaum, was er hörte. In seinem Kerkerverlies ein Stockwerk unter ihnen ruhte ein Sohn des Vampirfürsten Maxime Vermont.
„Die Blutlinie stimmt“, sagte der Mann, den Jonathan in erster Linie, aufgrund seiner Erfahrung engagiert hatte.
Er hatte Bücher und Aufzeichnungen des Wissenschaftlers gelesen, der sein Leben der Erforschung einer im Schatten lebenden Spezies gewidmet hatte. Seine Kollegen lachten über ihn, hielten ihn für einen Spinner, weil er diesem Hirngespinst hinterherjagte. Umso einfacher war es, ihn mit etwas Geld und Schädelteilen jener Geschöpfe zu locken, deren Existenz er durch Erforschung ihrer Gene
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