Blutjägerin (German Edition)
Ecke nach Hinweisen auf Clements Aufenthalt, bis er eine Einladungskarte zu einer Jägerversammlung in Venedig fand. Von einer neuen Waffe war die Rede.
Vielleicht hatte sie Clement dort hingebracht? Wenn es eine neue Waffe zur Bekämpfung seiner Rasse gab, dann brauchte man ein Opfer, an dem man sie demonstrierte und wer eignete sich besser als ein Reinblüter?
Verdammt noch mal, so musste es sein. Er musste sofort mit Alexandre sprechen und alles zum Aufbruch vorbereiten. Es gab nur ein Ziel. Clement zu finden, bevor es zu spät war. Der Einladung zufolge blieben ihm nur noch zwei Tage.
Das Haus, das ihr Vater einst in Venedig erworben hatte, war ein dreistöckiger Prunkbau, der die Baustile mehrerer Epochen vereinte, wobei die Einflüsse der Renaissance überwogen. Aufwendige Gesimsarbeiten und Giebelfenster mit Verzierungen dominierten. Auf den Dächern ruhten steinerne Gargoyles und wachten stoisch über das Haus.
Als Kind war sie einige Male hier gewesen, ohne zu wissen, dass ihrem Vater dieses Haus gehörte. Obwohl die Villa seit Jahren unbewohnt war, wurde sie gepflegt. Kein Staubkorn bedeckte die Böden. Weiße Tücher verhüllten sorgsam Möbel und Gemälde an der Wand. Das Geschirr in den Vitrinen glänzte einladend. Es war kein Zufall, dass ihr Vater gerade dieses Haus gehütet hatte wie seinen wertvollsten Schatz. Sophie wusste, wie sehr ihre Mutter Venedig geliebt hatte und erst auf ihrer jetzigen Reise war ihr bewusst geworden, dass es Vaters Hochzeitsgeschenk gewesen sein musste. Sie erinnerte sich an einen Sommer, als Mutter wegen einer Entzündung ihrer Stimmbänder nicht singen konnte und fünf Wochen mit ihr in Venedig verbracht hatte. Es war eine ihrer schönsten Kindheitserinnerungen. Umso trauriger war sie, als sie daran dachte, aus welchem Grund sie dieses Mal nach Venedig gekommen war.
Der erste Tag in Venedig verlief ruhig. Sie spazierte durch die Straßen und machte sich mit dem Labyrinth der Stadt vertraut, von der sie anfangs glaubte, sie kenne jeden Winkel. Diese Ansicht änderte sich schnell, nachdem sie sich hoffnungslos verlaufen hatte und sich eine Karte kaufen musste, um wieder zurückzufinden.
Am späten Nachmittag rief sie die Telefonnummer von Jonathans Visitenkarte an. Es meldete sich nur ein Tonband, dem sie verriet, dass sie zur Versammlung erscheinen würde und um die genaue Adresse bat.
Jonathans Rückruf ließ bis in die Abendstunden auf sich warten. Seine Stimme klang heiser und erregt, als er ihr die Adresse eines Hotels im Stadtteil San Polo nannte und sie im selben Atemzug zu einer Besichtigungstour durch Venedig einlud. Sie lehnte seine Offerte dankend ab und versprach, pünktlich zu der Versammlung zu erscheinen.
Nachdem das Gespräch beendet war, machte sie sich auf den Weg zu der genannten Adresse, um die Gegend auszukundschaften. Sie fand ein ungepflegtes Haus. Wie Jonathan erwähnt hatte, war es ein ehemaliges Hotel, das einer verfallenen Spelunke glich. Der perfekte Ort für das Versteck eines Jägerordens. Sie hielt sich zurück, das Haus näher zu untersuchen oder gar zu versuchen, einzudringen. Geduld war die bessere Strategie. Zwar wusste sie nicht, was er mit dem Vampir vorhatte, aber vielleicht konnte sie sich während der Versammlung davonstehlen, um nach ihm zu suchen. Bis dahin musste sie ausharren, auch wenn es schwerfiel.
Durch den Spalt zwischen den vernagelten Fenstern sah er sie. Groß, schlank, mit wallendem Haar, das im Licht der Straßenlaterne glänzte. Jonathan hatte erwartet, dass sie kommen und die Adresse auf eigene Faust auskundschaften würde.
Er folgte ihr mit seinem Blick, beobachtete jede ihrer Bewegungen. Sein Blick war schärfer geworden, seit er von dem Blut der Frau getrunken hatte. Allmählich ließ die Wirkung nach, und auch wenn er keinen Durst verspürte wie ein Vampir, konnte er kaum erwarten, seine Lippen erneut auf eine geöffnete Ader zu legen. Am liebsten hätte er von Sophie gekostet, selbstverständlich nicht, um sie zu töten. Wenigstens nicht, solange die Hoffnung lebte, dass sie schon bald ihm gehören würde. Noch musste er warten, bis sie Gerald Vermont zu ihm führte. In seiner Erinnerung flammten die Bilder aus dem Park auf. Er sah sie in den Armen des Vampirs. Tief atmend wandte er sich vom Fenster ab, als sie umkehrte und in einer Gasse verschwand. Er schwor sich, er würde Sophie von dem Vampir befreien, sobald er das Blut in seinen Händen hielt.
Eine Zeit lang strich Sophie durch die
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