Blutjägerin (German Edition)
Vaters fand sich die DNS eines Assassinen.“
„Und?“ Er zuckte mit den Schultern. „Das beweist nicht, dass er daran gestorben ist.“ Er verschwand, tauchte im nächsten Moment so schnell vor ihr auf, dass sie zusammenzuckte. Er musterte sie von Kopf bis Fuß und atmete schwer. Dann flüsterte er. „Wenn Sie Ihren anderen Besitz meinen, den können Sie haben, er ist wertlos für mich. Clement Vermont ist kein Reinblüter, sondern das Ergebnis eines verheimlichten Seitensprungs.“
Okay, das lief nun anders als erwartet. Unter ihre Wut mischte sich Verwunderung. Sie wich einen Schritt zurück, bis sie an ihren Stuhl stieß, weil sie die Nähe dieses Irren anekelte.
„Was haben Sie mit ihm gemacht?“
Ihre Frage löste nur ein abfälliges Lächeln bei ihm aus, ein Lächeln, für das sie ihm am liebsten einen Dolch in die Brust jagen wollte, doch sie konnte sich vor Anspannung nicht bewegen. „Wie ich sagte, nehmen Sie ihn an sich, er befindet sich im Erdgeschoss, in den Kerkern meines Ordens“, hauchte er ihr ins Ohr. „Sie riechen so herrlich wie ein Blumenfeld, Sophie.“ In seinen Augen lag der Glanz der Erregung. Oder war es Wahnsinn? „Überlegen Sie, welche Seite Sie einnehmen wollen, meine Liebe.“ Im nächsten Augenblick stand er wieder auf der Bühne.
Übelkeit überkam sie. Sie setzte sich. Firenzes Blick ruhte noch immer auf ihr. Was führte dieser Kerl mit ihr im Schilde? Unbeirrt sprach er wieder zu seinem Publikum. Sie versuchte, ihren Puls unter Kontrolle zu bringen.
„Nun wollen wir uns über die Allianz unterhalten. Aber zuvor lasst uns speisen und trinken“, verkündete er und klatschte in die Hände.
Durch die sich öffnenden Seitentüren strömten Kellner, beladen mit duftendem Essen. Keinen Bissen würde sie in diesem Laden runterbringen. Sie beschloss, den Moment, in dem das Essen aufgetragen wurde und die Stimmung im Saal zu wilden Diskussionen, Gelächter und Streitereien heranwuchs, zu nutzen, um sich auf die Suche nach dem entführten Vampir zu begeben.
Schnell lief sie in die Empfangshalle, hielt inne und vergewisserte sich, dass ihr niemand folgte. Sie ging die Treppe hinunter. Natürlich wusste sie nicht, ob Jonathan sie auf den Arm genommen hatte, als er ihr verraten hatte, wo der Vampir versteckt war oder ob es eine Falle war. Dennoch musste sie riskieren, den Vampir aus den Fängen dieses Irren zu befreien. Jonathan hatte weit mehr von einer durchgeknallten Bestie als alle Blutsauger zusammen. Wer war so irre, ein Serum, das den eigenen Körper veränderte, das Wasser aus einem Jungbrunnen sozusagen, in einer Präsentation vorzustellen, die einer Kaffeefahrt mit Rheumadeckenverkauf glich?
Am unteren Ende der Treppe gab es neben der Eingangstür noch eine weitere Tür, die in einen Korridor führte. Wieder blieb sie stehen und lauschte. Noch war sie allein hier unten. Sie schloss die Tür, eilte den Gang entlang, bis sie zu den Kerkerzellen kam. Ein leises Stöhnen und Husten sowie das Rascheln von schweren Eisenketten erklangen.
Sie riss die Tür auf, hinter der sie das Geräusch vermutete und da lag er, auf dem feuchten, kalten Boden und mit Dutzenden Ketten an die Wand gefesselt. Praktischerweise hing der Schlüssel zu den Kettenschlössern direkt neben der Tür. Einen schlafenden Wärter, dem man erst leise den klappernden Schlüsselbund klauen muss, hatte Jonathan ihr erspart. Das Gefühl, dass das hier viel zu einfach war, meldete sich in einer Ecke ihres Verstandes.
„Komm, schnell, wir müssen hier raus“, drängte sie Clement, während sie ihn von seinen Fesseln befreite. „Ich fürchte, das ist eine Falle, aber wir haben keine andere Wahl als erst mal mitzuspielen.“
Geralds Bruder wirkte schwach und ausgehungert. Sein Gesicht war ausgemergelt, seine Lippen trocken und rissig. Und verdammt, es ähnelte Gerald in seinen Grundzügen.
Hoffentlich kam er nicht auf die Idee, sie als willkommene Mahlzeit zu sehen. Sie hatte bisher keinen Gedanken an mögliche Gefahren, die von ihm ausgehen könnten, verschwendet, doch jetzt, als er wankte, während sie ihn den Korridor entlangführte, meldete sich leichtes Unbehagen.
„Warte.“ Sie blickte die Treppe empor. „Die Luft ist rein. Schnell, uns bleibt keine Zeit.“
Von oben aus dem Versammlungssaal klangen laute Stimmen und das Gelächter von bereits Angetrunkenen. Wer nicht abgereist war, hatte Jonathans Plan offenbar zugestimmt. Was für ein Irrsinn. Sie zog Clement hinter sich her, blickte erneut
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