Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Weitbrecht
Vom Netzwerk:
ihres Wartens vor dem Krankenzimmer überlegte Wilma: Habe ich gestern alle Spuren endgültig beseitigt?
    Nach dem Gespräch mit Rösler Samstagnachmittag und auf dem Nachhauseweg war ihr nämlich siedend heiß eingefallen, dass bestimmt ihre Fingerabdrücke die Axt übersäten. Auch auf der Hacke mussten welche von ihr sein, nachdem sie das Gerät an die Hecke gelehnt hatte. Aber jetzt noch einmal zurück? Rösler würde sie wieder abfangen.
    Sie hatte die Nacht zum Sonntag abgewartet und dann im Schein ihrer Stirnlampe nachgeschaut, wo die Hacke verblieben war. Lag die Axt noch in der Regentonne? Oder hatte die Polizei beide Gartengeräte gefunden? Wenn nicht, dann würden sie noch heute mit ihrem Jogginganzug |176| auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Wenn aber doch ...? Ihr war bei dem Gedanken ganz schlecht geworden.
    Aber dann ging alles gut, die Axt lag noch auf dem Grund der Regentonne, eingesunken unter einer dicken Schicht stinkender Blätter.
    Schlampig gearbeitet, die Polizei, dachte Wilma. Hatten wohl keinen Bock, in den Modder hineinzufassen.
    Sie streifte Gummihandschuhe über, rasch zog sie das Gerät heraus und legte es in einen stabilen Müllsack, den sie vorsichtshalber eingesteckt hatte. Sie suchte den Knöterich nach der Hacke ab. Verschwunden! Was, wenn die Cops sie als Tatwaffe identifizierten? Zu blöd, dass sie Samstagmorgen die Gartenhandschuhe vergessen hatte! Aber wenn Natalie dichthielt, würde niemand auf die Idee kommen, dass sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnte.
    Natalie! Eine Mitwisserin! Nun besaß sie zwei Probleme. Nicht nur das mit Ricardo, sondern jetzt auch noch die Sache mit Kohl und Natalie.
    Vor allen Dingen, nachdem die zwei Kommissare bei ihr in ihrem Stückle aufgetauchten und Fragen stellten, wurde sie das mulmige Gefühl nicht los, dass ihr die Polizisten auf der Spur waren. Die eine, die rothaarige Frau, hatte Wilma so merkwürdig angesehen. Danach hatte sie überlegt, ob sie Natalie nicht einmal aufsuchen sollte. So ein Beileidsbesuch schien unverfänglich und plausibel. Und nun saß sie hier.
    Aber wie lange musste sie denn noch warten? Gleich würde sie Natalie unmissverständlich klar machen, dass es besser für sie sei, den Mund zu halten oder sonst ...
     
    Um freie Bahn zu haben, stellte Anne das Blaulicht auf das Hardtop ihres Peugeots und fuhr über den Killesberg am Chinesischen Garten vorbei die Panoramastraße hinunter. Der fernöstliche Garten mit seinen zwei Pavillons wurde nach der Internationalen Gartenausstellung hier wieder aufgebaut und fügte sich überraschenderweise mit seiner Anlage perfekt zwischen den Wohnhäusern ein. Regelmäßig stellten dort Bonsaimeister ihre Miniaturbäume aus.
    Das verfolgt mich aber jetzt, dachte Anne. Erst der Zen-Garten von Fink, jetzt der hier!
    Diesmal parkte Anne genau vor dem Haupteingang der Klinik.
    Als sie die Intensivstation erreichten, sahen sie Wilma Fiori vor dem Zimmer von Natalie auf einem Stuhl sitzen. Sie wippte mit den Beinen |177| und dem Oberkörper, ihre Mundwinkel waren nach unten gezogen. Sie trug eine Sonnenbrille.
    Als Wilma die beiden Polizisten auf sich zueilen sah, sprang sie erschrocken auf. Fluchtartig rannte sie zum Aufzug.
    „Hinterher!“, rief Anne Marco zu. Bevor die beiden die Fahrstuhltür erreichten, schloss sie sich.
    „Los, die Treppe!“ Froh darüber, dass sie heute ausnahmsweise einen Hosenanzug und Sneakers angezogen hatte, stürmte Anne die Stufen hinunter.
    Unten im Foyer angekommen, fehlte jede Spur von Wilma. Vor dem Krankenhauseingang suchte Anne rechts und links die Straße ab. „Fehlanzeige“, ärgerte sie sich.
    Marco schnaufte und hielt sich seine linke Seite. „Die Tiefgarage?“
    In diesem Augenblick raste ein rotes Carsharing-Auto, ein Mazda, von links an ihnen vorbei. Anne erkannte an der Sonnenbrille Wilma Fiori, die am Steuer saß. Der Mazda schoss über die erhöhte bepflanzte Verkehrsinsel der Kriegsbergstraße, um auf der entgegengesetzten Fahrbahn zwischen Klinik und dem Kollegiengebäude I der Uni aufzusetzen. Es tat zwei Schläge, Reifen knirschten, als das Auto in Richtung Hauptbahnhof einbog. Fahrer hupten, Bremsen quietschten. Anne und Marco hechteten zum Peugeot. „Schnall dich gut an!“, empfahl Anne ihrem Assistenten und stellte ihr Martinshorn ein.
    Wie in einem Hollywoodstreifen, dachte Anne, als sie die Verfolgung aufnahm.
    Marco telefonierte inzwischen mit den Kollegen der Einsatzleitung und bat um Mithilfe. Ein Polizeihubschrauber

Weitere Kostenlose Bücher