Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Flachbogen in die verschiedensten Richtungen, während er versuchte, die Wagen zu einer Wagenburg aufschließen zu lassen und Fässer, Kleiderkisten und Seilrollen so zu positionieren, dass man dahinter Deckung fand. Das Vieh war im Inneren dieses Kreises zusammengetrieben worden, und es hieß, dass sich Frauen und Kinder an den sichersten Ort begeben sollten, wobei Scheu keine Ahnung hatte, wo das sein sollte. Die Leute rannten herum, als sei noch nie zuvor von Geistern die Rede gewesen; sie erledigten hastig, was ihnen aufgetragen wurde, oder taten genau das, was sie hätten unterlassen sollen, sie zerrten an störrischen Tieren oder suchten nach gut verstauten Waffen oder versuchten, ihr Gepäck oder ihre Kinder in Sicherheit zu bringen oder starrten einfach nur vor sich hin und schlangen die Arme um den Körper, als hätte man sie schon erstochen und ihnen die Ohren abgeschnitten.
    Iosiv Lesteks großer Wagen war in einen Graben gerutscht, und ein paar Männer versuchten, ihn freizubekommen. »Lasst das!«, schrie Savian. »Mit Schauspielerei werden wir uns ohnehin nicht aus dieser Klemme befreien können!« Damit blieb der Wagen auf der Großen Ebene zurück, um dort mit seiner bunten Schrift weiterhin die beste Theaterunterhaltung der Welt anzukündigen.
    Scheu drängte sich durch das Gewimmel und kletterte zu Majud auf den Wagen. Im Süden konnte sie erkennen, wie hinter dem schwankenden, wogenden Gras drei Geister im Kreis ritten. Einer schwenkte eine gehörnte Lanze zum Himmel, und Scheu glaubte Gesang zu hören, hoch und freudig. Süß beobachtete das ebenfalls, den geladenen Flachbogen auf ein Knie gestützt, rieb sich das bärtige Kinn und wirkte wie eine kleine Insel der Ruhe, auf der sie sich dankbar niederließ.
    »Wie geht es dem Jungen?«
    »Der ist tot«, sagte Scheu, und ihr war übel, weil sie nicht mehr als das zu sagen hatte.
    »Oh, verdammt.« Süß verzog das Gesicht zu einer bitteren Miene, schloss die Augen und rieb sie mit Finger und Daumen. »Verdammt.« Dann richtete er den Blick wieder auf die berittenen Geister am Horizont und schüttelte den Kopf. »Besser, wir sorgen dafür, dass es uns anderen nicht genauso geht.«
    Savians überschnappende Stimme zeterte weiter, und überall kletterten die Leute auf den Wagen herum, machten sich mit ungeübten Fingern an Flachbögen zu schaffen, an neuen Waffen, die noch nie zum Einsatz gekommen waren, und an uralten, die schon lange nicht mehr gezogen worden waren.
    »Wovon singen sie?«, fragte Scheu, die einen Pfeil aus ihrem Köcher zog. Sie drehte ihn langsam hin und her, fühlte die raue Struktur unter ihren Fingerspitzen, als sei Holz etwas ganz Neues, das sie noch nie zuvor gespürt hatte.
    Süß schnaubte. »Von unserem brutalen Ableben. Sie gehen davon aus, dass es unmittelbar bevorsteht.«
    »Und, tut es das?«, konnte sie nicht umhin zu fragen.
    »Hängt davon ab.« Die Kinnmuskeln des alten Pfadfinders bewegten sich unter seinem Bart, dann stieß er langsam und ruhig hervor: »Davon, ob diese drei zum Hauptteil von Sangieds Kriegerbande gehören, oder zu ein paar kleineren Grüppchen.«
    »Und was glaubst du?«
    »Wir könnten sie wohl zählen, wenn sie kommen, und wenn es nur ein paar Dutzend sind, dann wissen wir, dass wir eine Chance haben. Wenn es ein paar Hundert sind, hätte ich eher Zweifel.«
    Buckhorm war auf den Wagen geklettert. Er steckte in einem Kettenhemd, das noch weniger zu ihm passte, als dass es ihm tatsächlich passte. »Wieso warten wir einfach nur ab?«, zischte er. Die Geister hatten sein Stottern verjagt. »Wieso bewegen wir uns nicht?«
    Süß sah ihn mit seinen langsamen, grünen Augen an. »Wohin denn? Hier in der Nähe gibt es keine Burgen.« Er blickte über die Große Ebene, über die leere Weite, die sich zu allen Seiten erstreckte, und hin zu den drei Geistern, die am Rand des flachen Tals im Kreis ritten, während ihr Gesang leise über das weite Gras schallte. »Dieses Stückchen Nirgendwo ist zum Sterben so gut wie jedes andere.«
    »Wir sollten unsere Zeit lieber dafür aufwenden, uns auf das vorzubereiten, was auf uns zukommt, statt abzuhauen.« Lamm stand hoch aufgerichtet auf dem Wagen daneben. Er hatte sich in den letzten Wochen eine beachtliche Sammlung Messer zugelegt und überprüfte nun eins nach dem anderen, ganz gelassen, als wollte er gleich in der Nähe seines Hofes ein Feld pflügen, anstatt in diesem wilden und gesetzlosen Land um sein Leben zu kämpfen. Mehr als gelassen, wenn Scheu es

Weitere Kostenlose Bücher