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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sie zukam, bis er die vorquellenden Augen im rot bemalten Gesicht erkennen konnte. Dann surrte Scheus Bogensehne direkt neben seinem Ohr, der Pfeil blitzte in der kurzen Entfernung zwischen ihnen auf und traf den Geist in die nackte Brust. Er blieb so plötzlich stehen, als hätte er einen Schlag ins Gesicht erhalten.
    Tempels Augen glitten zu dem anderen Geist, der in einem Mantel aus Gras und Knochen dastand, den eigenen Bogen vom Rücken zog und nach einem der Pfeile griff, die er in einem ledernen Köcher trug, der an sein Bein geschnallt war. Scheu preschte den Hügel hinunter und stieß dabei einen Schrei aus, der kaum menschlicher wirkte als der, den der andere Geist kurz zuvor ausgestoßen hatte, und sie riss das Kurzschwert aus der Scheide.
    Der Geist hatte inzwischen einen Pfeil aus dem Köcher gezerrt, dann drehte er sich um die eigene Achse und setzte sich unvermittelt auf den Boden. Tempel sah nun Süß, der seinen Flachbogen senkte. »Da müssen noch mehr sein!«, rief der Pfadfinder. Er schob den Bügel am Ende des Bogens über die Stiefelspitze und zog dann mit einer Hand die Sehne zurück, wandte mit einer Bewegung der anderen das Pferd und ließ einen suchenden Blick über den Waldrand gleiten.
    Der Geist versuchte, den Pfeil zu heben und fasste ungeschickt danach, wollte dann einen weiteren aus dem Köcher ziehen, konnte aber den Arm nicht gerade ausstrecken, weil ein Pfeil darin stak. Er schrie Scheu etwas entgegen, die nun nahe genug heran war. Sie versetzte ihm einen Schwerthieb quer durchs Gesicht, und er brach taumelnd zusammen.
    Tempel galoppierte hinter ihr den Abhang hinunter und glitt, bei Lief angekommen, aus dem Sattel. Der Junge zuckte mit einem Bein, als versuchte er aufzustehen. Scheu hatte sich über ihn gebeugt, und er fasste nach ihrer Hand und öffnete den Mund, aber es kam nur Blut heraus. Blut floss aus dem Mund und aus der Nase und von der Stelle, wo sein linkes Ohr gesessen hatte, aus den Schnitten an den Armen und aus der Pfeilwunde in der Brust. Tempel sah zu ihm hinunter und bewegte in hilflosem Zucken die Hände.
    »Heb ihn auf dein Pferd!«, fauchte Scheu, und Tempel wurde mit einem Ruck lebendig und packte Lief unter den Armen. Weinender Fels war von irgendwoher aufgetaucht und schlug mit einer Keule auf den Geist ein, den Scheus Pfeil getroffen hatte. Tempel hörte ein knirschendes Geräusch, während er Lief zu seinem Pferd zu schleppen versuchte, während er stolperte und fiel, sich aufrichtete und Lief weiterschleppte.
    »Lass ihn!«, schrie Süß. »Der ist fertig, das sieht doch ein Blinder!«
    Tempel überhörte das, er biss die Zähne zusammen und versuchte, Lief am Gürtel und am blutigen Hemd aufs Pferd zu wuchten. Für einen so mageren Jungen war er verdammt schwer. »Wir lassen ihn nicht zurück«, zischte Tempel, »wir lassen ihn nicht zurück, lassen ihn nicht zurück …«
    Die Welt bestand nur noch aus ihm und Lief und dem Pferd, seinen schmerzenden Muskeln, dem toten Gewicht des Jungen und dessen sinnlosem, blubberndem Stöhnen. Er hörte den Hufschlag, mit dem sich Süß auf seinem Pferd entfernte. Hörte Schreie in keiner ihm bekannten Sprache, ausgestoßen von Stimmen, die kaum menschlich klangen. Lief hing schlaff da und rutschte wieder weg, und das Pferd bewegte sich, und dann war Scheu direkt neben ihm, ihr kehliges Knurren voller Anstrengung, Mühe und Angst, und zusammen schoben sie Lief über das Sattelhorn, und der abgebrochene Pfeilschaft ragte schwarz in die Luft.
    Tempels Hände waren blutverschmiert. Er hielt kurz inne und sah sie an.
    »Los!«, kreischte Scheu. »Verschwinde, du verdammter Idiot!«
    Er stieg hastig in den Sattel, nahm die Zügel in die klebrigen Finger, stieß dem Tier die Hacken in die Weichen und wäre fast hinuntergefallen, als das Pferd – Lamms Pferd – losgaloppierte, und dann ritt er und ritt, der Wind pfiff um sein Gesicht, riss sein sinnloses Geschrei von seinem Mund und peitschte die Tränen von seinen Augen. Der flache Horizont schaukelte und ruckte, und Lief rutschte über dem Sattelhorn hin und her. Süß und Weinender Fels zuckten wie zwei unruhige Flecken vor dem hellen Himmel, Scheu war irgendwo vor ihm, auf den Hals ihres Pferdes geduckt, während der Schweif des Tiers hinter ihr her flatterte. Sie riskierte einen Blick zurück, und er sah die Angst in ihrem Gesicht. Sie wollte nicht hinsehen, konnte aber nicht anders.
    Und dann waren sie ihm auf den Fersen wie die Boten der Hölle. Bemalte Gesichter,

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