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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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geben. Aber wenn du was probieren willst, dann denk an deine Schulden!« Scheu watete über die Straße hinter Lamm her und versuchte dabei, möglichst feste Stellen zu erwischen, damit ihr der Schlamm nicht die Stiefel von den Füßen zog. Sie umrundeten einen riesigen Felsblock, den sie schließlich als Kopf einer umgestürzten Statue erkannte, deren Gesicht zur Hälfte im Dreck versunken war, während die zernarbte andere noch immer mit majestätischem Blick in die Welt sah, und dann stiegen sie die Stufen zur Würfelkirche Hochwürdens empor, traten zwischen zwei Grüppchen finster dreinblickender Schlägertypen hindurch und hinein ins Licht.
    Die Hitze war wie ein Schlag ins Gesicht, und es herrschte ein solcher Gestank nach schwitzenden Körpern, dass Scheu, die nicht zum ersten Mal mit ungewaschenen Menschen zu tun hatte, einen Augenblick lang fürchtete, sie würde darin ertrinken. Es waren große Feuer angeschürt, und die Luft war geschwängert von ihrem Qualm, Tschagga-Rauch und dem Dunst der billigen Lampen, in denen billiges Öl fauchend und zischend verbrannte. Scheus Augen begannen sofort zu tränen. An den fleckigen Wänden, halb aus grünem Holz und halb aus moosbewachsenem Stein, rann die Feuchtigkeit der vielen verzweifelten Atemzüge hinab. In einigen Nischen hoch über den wimmelnden Menschenmassen standen ein Dutzend eingestaubter kaiserlicher Rüstungen, die sicherlich einem General aus uralter Zeit und seiner Leibgarde gehört hatten, und die stolze Vergangenheit starrte in gesichtsloser Missbilligung auf das traurige Jetzt herab.
    »Wird das noch schlimmer?«, raunte Lamm.
    »Was wird schon besser?«, fragte Süß.
    Die Luft erzitterte vom Lärm der rollenden Würfel und laut verkündeten Quoten, herausgerotzten Beleidigungen und gebellten Warnungen. Eine Musikgruppe veranstaltete einen solchen Höllenlärm, als hinge ihr Leben von der Lautstärke ab, und ein paar betrunkene Goldsucher sangen mit, kannten aber nicht einmal ein Viertel der Liedertexte und füllten die Lücken mit einem breiten Spektrum verschiedener Flüche. Ein Mann, der sich die gebrochene Nase hielt, torkelte an ihnen vorüber und prallte gegen den Tresen, der aus schimmerndem Holz gefertigt war und vermutlich als einziger Gegenstand an diesem Ort als halbwegs sauber durchgehen konnte. Er war gefühlt eine halbe Meile lang und auf jeder Ellenbogenbreite von einem Kunden belagert, der nach etwas zu trinken grölte. Scheu machte einen Schritt zurück und fiel beinahe über eine Kartenrunde. Einer der Spieler hatte eine Frau rittlings auf seinem Schoß sitzen, die ihn so hingebungsvoll knutschte, als sei ein Goldklumpen in seiner Kehle versteckt, den sie, wenn sie sich nur ein wenig Mühe gab, mit der Zunge würde zutage fördern können.
    »Dab Süß?«, rief ein Mann mit einem Bart, der ihm bis zu den Augen zu wachsen schien, und gab dem Pfadfinder einen freundschaftlichen Klaps. »Guckt mal, Süß ist wieder da!«
    »Joh, und ich habe einen Trupp mitgebracht.«
    »Gab’s auf dem Weg keinen Ärger mit dem alten Sangied?«
    »Doch, schon«, sagte Süß. »Mit dem Ergebnis, dass der jetzt tot ist.«
    »Tot?«
    »Ohne Zweifel.« Er deutete mit dem Daumen auf Lamm. »Der Bursche hier hat …«
    Aber der Mann mit dem Bart war schon auf den nächsten Tisch geklettert und schickte dabei ein paar Gläser, Karten und Bretter klappernd zu Boden. »Hört mal, ihr alle! Dab Süß hat dieses Sackgesicht Sangied umgebracht! Der alte Geisterarsch ist tot!«
    »Ein Hoch auf Dab Süß!«, brüllte jemand, und eine Welle des Beifalls erschütterte die verschimmelten Balken; die Musikgruppe stimmte ein noch wilderes Lied an als zuvor.
    »Wartet mal«, sagte Süß. »Ich hab ihn gar nicht umgebracht …«
    Lamm schob ihn weiter. »Schweigen ist die beste Rüstung des Kriegers, heißt es. Bring uns einfach nur zu Hochwürden.«
    Sie drängten sich durch die wogende Menge an einem Gitter vorbei, hinter dem zwei Angestellte Goldstaub und Münzen in hundert verschiedenen Währungen abwogen, mittels der Alchemie des Abakus in Spielmünzen verwandelten und wieder zurück. Ein paar der Männer, die Lamm aus dem Weg schubste, reagierten zornig und fuhren herum, um ihm ein paar Takte zu sagen, überlegten sich das nach einem Blick auf sein Gesicht aber schnell wieder. Jenes Gesicht, schlaff und traurig, über das die Jungs in Handelsguth früher zu lachen pflegten. Er war inzwischen ein ganz anderer Mensch geworden. Oder vielleicht war es auch nur

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