Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
verzog das Gesicht. »Leider reicht es kaum zum Überleben …«
    »Zwei Mark den Tag zuzüglich weiterer Leistungen!«, rief Majud, der das gerade verlassene Zelt abriss. »Mir sind schon Banditen begegnet, die ihren Opfern gegenüber großzügiger waren!«
    »Zwei Mark hast du diesem Geizhals abgepresst?« Scheu nickte Tempel anerkennend zu. »Gut gemacht. Dann bekomme ich eine Mark am Tag zur Schuldenabzahlung.«
    »Eine Mark«, brachte Tempel heraus. »Sehr angemessen.« Wenn es einen Gott gab, dann war seine Großzügigkeit stets nur geborgt, nie geschenkt.
    »Ich dachte, der Trupp hätte sich aufgelöst!« Dab Süß zügelte sein Pferd, Weinender Fels hinter sich. Sie sahen beide nicht so aus, als hätten sie sich auch nur in die Nähe einer Badewanne gewagt oder ein Stück ihrer Kleidung gewechselt. Tempel fand das seltsam beruhigend. »Buckhorm lagert vor der Stadt bei seinem Gras und seinem Wasser, Lestek bereitet das Theater für seine großartige Premiere vor, und der Rest hat sich zerstreut, um auf Goldsuche zu gehen, aber ihr vier seid immer noch unzertrennlich. Das wärmt doch mein Herz, dass es mir gelungen ist, in der Wildnis einen so kameradschaftlichen Zusammenhalt zu stiften.«
    »Tu doch nicht so, als hättest du ein Herz«, sagte Scheu.
    »Irgendwas muss doch wohl das schwarze Gift durch meine Adern pumpen, oder?«
    »Ah!«, rief Majud. »Wenn das nicht der neue Kaiser der Großen Ebene ist, der Überwinder des großen Sangied, Dab Süß!«
    Der Pfadfinder warf Lamm einen unruhigen Blick zu. »Ich habe nichts dazu getan, dieses Gerücht auszustreuen.«
    »Und dennoch hat es sich in der Stadt verbreitet wie ein Lauffeuer! Ich habe ein halbes Dutzend verschiedener Versionen gehört, von denen keine auch nur annähernd meiner eigenen Erinnerung entspricht. Erst vor Kurzem sagte man mir, Sie hätten den Geist aus einer Meile Entfernung und bei widrigem Seitenwind erschossen.«
    »Ich habe gehört, du hättest ihn auf den Hörnern eines wütenden Stiers aufgespießt«, berichtete Scheu.
    »Und in der neuesten Fassung, die an meine Ohren gelangte«, ergänzte Tempel, »hast du ihn in einem Duell umgebracht, um den guten Ruf einer Frau zu wahren.«
    Süß schnaubte. »Wo haben die so einen Blödsinn her? Jeder weiß, dass es in meinem Bekanntenkreis keine Frau mit einem guten Ruf gibt. Ist das Ihr Grundstück?«
    »Ja«, sagte Majud.
    »Das ist ein Grundstück«, erklärte Weinender Fels feierlich.
    »Majud hat mich beauftragt, ein Geschäft darauf zu erbauen«, verkündete Tempel.
    »Noch mehr Gebäude?« Süß bewegte unbehaglich die Schultern. »Immer diese verdammten Dächer, die über einem hängen. Die Wände, die auf einen zukommen. Wie könnt ihr in so was bloß atmen?«
    Weinender Fels schüttelte den Kopf. »Gebäude.«
    »Ein Mann, der in so etwas steckt, kann doch an nichts anderes denken als daran, wie er wieder herauskommt. Ich bin ein Wanderer, das ist nun einmal so. Geboren, um unter freiem Himmel zu sein.«
    Süß beobachtete Lamm, der den nächsten widerspenstigen Betrunkenen einhändig aus einem Zelt zerrte und ihn mit einem Schubs die Straße hinunterkegeln ließ. »Ein Mann ist eben so, wie er ist, oder nicht?«
    Scheu runzelte die Stirn. »Er kann versuchen, sich zu ändern.«
    »Aber in den meisten Fällen sind solche Änderungen nicht von Dauer. Immer wieder gegen sich selbst ankämpfen zu müssen, jeden Tag aufs Neue, das macht einen richtig fertig.« Der alte Pfadfinder zwinkerte ihr zu. »Nimmt Lamm das Angebot Hochwürdens an?«
    »Wir denken darüber nach«, gab sie kurz angebunden zurück.
    Tempel blickte von einem zur anderen. »Hab ich da was verpasst?«
    »Wie immer«, sagte Scheu und behielt Süß nach wie vor im Blick. »Wenn ihr beabsichtigt, die Stadt zu verlassen, dann wollen wir euch nicht aufhalten.«
    »Das würden wir auch nicht zulassen.« Der alte Pfadfinder deutete die Hauptstraße hinunter, auf der das Gedränge nun, da der Tag voranschritt, wieder zunahm; die blasse Sonne ließ von dem nassen Schlamm, den nassen Pferden und den nassen Dächern ein klein wenig Dunst aufsteigen. »Wir haben uns verpflichtet, einen Trupp Goldsucher in die Berge zu führen. Rund um Knick sind Führer immer gefragt. Jeder hier möchte eigentlich woanders sein.«
    »Ich nicht«, erklärte Majud, der grinsend verfolgte, wie Lamm ein weiteres Zelt einebnete.
    »O nein.« Süß warf einen letzten Blick auf das Grundstück, und ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Ihr seid

Weitere Kostenlose Bücher