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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gesetze, die hier von den Menschen respektiert werden, sind jene, die eine scharfe Schneide haben.«
    »Jetzt vielleicht noch.« Hochwürden trat ans Fenster und sah auf die belebte Straße hinunter. »Aber das Gold wird versiegen, und die Goldsucher werden woandershin ziehen, irgendwann wird es keine Pelze mehr geben, und die Trapper werden gehen, dann die Spieler, dann die Schläger, dann die Huren. Wer wird bleiben? Leute wie Ihr Freund Buckhorm, die ein Haus bauen und einen Tagesritt vor der Stadt ihr Vieh züchten. Oder Ihr Freund Majud, dessen sehr hübsches Geschäft und Schmiede Sie in den letzten Wochen mit Ihren Händen aufgebaut haben. Leute, die etwas säen, verkaufen oder herstellen.« Elegant war auf dem Weg zurück vom Fenster eine Flasche und ein Glas in ihre Hand gewandert. »Und diese Leute mögen Gesetze. Sie mögen Rechtskundige nicht besonders, aber sie betrachten sie als notwendiges Übel. So wie ich.«
    Sie schenkte großzügig ein, aber Tempel lehnte ab. »Der Alkohol und ich haben in der Vergangenheit viele schmerzhafte Unterhaltungen miteinander geführt, ohne dass wir uns aneinander hätten gewöhnen können.«
    »Der Alkohol und ich, wir sind auch keine Freunde.« Sie zuckte die Achseln und kippte das Glas selbst hinunter. »Aber wir streiten uns gern immer weiter.«
    »Ich habe einen Entwurf dabei …« Zacharus suchte in seinem Mantel herum und verbreitete dabei einen feinen Geruch nach schimmligen Zwiebeln, bevor er einen schmuddeligen Stoß Papier zutage förderte, auf denen jemand mit einer fürchterlich unleserlichen Handschrift herumgekritzelt hatte. »Die grundsätzlichen Punkte sind alle hier genannt, wie Sie sehen. Das Ideal wäre der Status einer halbunabhängigen Enklave unter dem Schutz der kaiserlichen Regierung, an die auch Steuern abgeführt werden. Dafür gibt es bereits Beispiele, wie die Stadt Calcis, die einen ähnlichen Status genießt. Dann gibt es … oder vielmehr, es gab dieses … wie heißt es noch? Dieses Dings. Sie wissen schon.« Er kniff die Augen zusammen und klopfte sich seitlich an den Kopf, als ob er die Antwort auf diese Weise herausschütteln könnte.
    »Sie haben eine gewisse Erfahrung mit Recht und Gesetz«, sagte Tempel, als er durch das Dokument blätterte.
    Der Alte machte eine abwehrende Bewegung mit der soßenfleckigen Hand. »Kaiserliches Recht, vor langer Zeit. Dieser Vertrag muss vor den Gesetzen der Union bestehen können, und auch vor denen der Bergleute.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Das Papier hat natürlich keinerlei bindende Kraft, solange es nicht unterschrieben wurde – von einem Vertreter der Stadtbewohner, und tja, wohl auch vom Kaiser.«
    »Ein kaiserlicher Legat spricht für den Kaiser.«
    »Haben Sie einen zur Hand?«
    Zacharus und Hochwürden tauschten einen Blick. »Die Legionen von Legat Sarmis sollen einen vierwöchigen Marsch von Knick entfernt stehen.«
    »Soweit ich weiß, ist Sarmis niemand, den man … freiwillig zu sich einladen würde. Seine Legionen noch weniger.«
    Hochwürden zuckte resigniert die Achseln. »Da besteht keine Wahl. Papa Ring ist fest entschlossen, Knick in die Union zu führen. Nach meinen Erkenntnissen sind seine Verhandlungen in dieser Richtung schon weit fortgeschritten. Das darf nicht geschehen.«
    »Verstehe.« Tempel begriff, dass ihr ausufernder Streit eine internationale Dimension angenommen hatte und vielleicht noch weiter eskalieren würde. Aber eskalierende Streitigkeiten sind Brot und Butter für einen Rechtskundigen. Er musste gestehen, dass ihn ein gewisser Schauder packte, wenn er darüber nachdachte, wieder in seinen alten Beruf zurückzukehren, aber das schien im Augenblick der einfachste Weg zu sein.
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie ein entsprechendes Dokument aufsetzen können?«, fragte Hochwürden.
    »Einige Tage. Majuds Geschäft muss fertig gebaut werden …«
    »Behandeln Sie diese Sache vorrangig. Ihr Honorar wird zweihundert Mark betragen.«
    »Zwei…hundert?«
    »Genügt das?«
    Es war ganz sicher der einfachste Weg. Tempel räusperte sich und sagte mit leicht rauer Stimme: »Das ist sicherlich angemessen … aber ich muss zuerst das Haus fertigstellen.« Damit überraschte er sich selbst ebenso sehr, wie Hochwürden ihn mit dem Honorar überrumpelt hatte.
    Zacharus nickte anerkennend. »Sie legen Wert darauf, Ihre Aufgaben abzuschließen.«
    Tempel konnte nur lächeln. »Eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall, aber … mir hat der Gedanke immer gefallen, ein

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