Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Tempel und legte die Finger an den neuen Hut.
    »Was zu trinken?«, fragte sie und hielt ihm die Flasche hin.
    »Besser nicht.«
    »Du bist dir jetzt wohl zu fein, um mit mir anzustoßen, was?«
    »Eher bin ich nicht gut genug. Ich kann nie auf halber Strecke aufhören.«
    »Auf halber Strecke wohin?«
    »Normalerweise geht die Reise mit dem Kopf voran in den Dreck.«
    »Nimm doch einen Schluck, und ich versuche, dich festzuhalten, wenn du fällst, was hältst du davon?«
    »Es wäre wohl nicht das erste Mal.« Er nahm die Flasche, trank einen Schluck und zog eine Grimasse, als hätte sie ihm einen Tritt in die Nüsse verpasst. »Gott! Woraus ist denn das, zur Hölle?«
    »Das, habe ich mir überlegt, ist eine Frage, auf die man besser gar nicht erst eine Antwort sucht. Genau wie auf die Frage, was dieser edle Zwirn gekostet hat.«
    »Ich habe hart verhandelt.« Er hustete und klopfte sich dabei auf die Brust, um seine Stimme wiederzugewinnen. »Du wärst stolz auf mich gewesen.«
    Scheu schnaubte. »Stolz ist nicht meine Sache. Und es war wahrscheinlich trotzdem eine ganz schöne Stange Geld, jedenfalls für einen Mann mit Schulden.«
    »Schulden, sagst du?«
    Hier waren sie wenigstens wieder auf vertrautem Terrain. »Als wir das letzte Mal sprachen, waren es …«
    »Dreiundvierzig Mark?« Mit triumphalem Funkeln in den Augen streckte er einen Finger aus. Von dessen Spitze baumelte eine Börse, die sanft hin und her schaukelte.
    Sie blinzelte, zog den Geldbeutel von seinem Finger und öffnete ihn. Er enthielt die typische Mischung verschiedenster Münzen, wie sie in Knick üblich war, und ein schneller Blick brachte sie zu der Überzeugung, dass sich darin ohne Weiteres sechzig Mark befinden mochten.
    »Hast du dich auf Diebstahl verlegt?«
    »Schlimmer noch. Auf Rechtsverdreherei. Ich habe zehn Mark dazugetan, wegen deiner Nettigkeit. Du hast mir immerhin das Leben gerettet.«
    Sie wusste, dass sie hätte lächeln sollen, aber sie tat das genaue Gegenteil. »Bist du sicher, dass dein Leben so viel wert ist?«
    »Mir durchaus. Hast du geglaubt, ich würde nie bezahlen?«
    »Ich dachte, du würdest die erste Möglichkeit beim Schopf packen, um dich aus der Sache rauszuwinden und nachts abzuhauen. Wenn du nicht vorher abkratzen würdest.«
    Tempel hob die Augenbrauen. »Das hätte ich ungefähr auch gedacht. Offenbar habe ich uns nun beide überrascht. Angenehm, wie ich hoffe.«
    »Na klar«, log sie und steckte die Börse ein.
    »Willst du nicht nachzählen?«
    »Ich vertraue dir.«
    »Tatsächlich?« Jetzt sah er wirklich überrascht aus, und sie war es auch, aber sie erkannte, dass es stimmte. Nicht nur was Tempel anging; es traf auf eine ganze Reihe von Leuten in diesem Raum zu.
    »Wenn es nicht reicht, kann ich dich immer noch später aufsuchen und töten.«
    »Schön zu wissen, dass es diese Möglichkeit gibt.«
    Sie standen nebeneinander und schwiegen, den Rücken zur Wand gekehrt, und blickten in diesen Raum voller Gefährten, die sich lebhaft unterhielten. Sie sah zu ihm hinüber, und er guckte langsam zur Seite, als wollte er schauen, ob sie hinsah, und kurz bevor ihre Blicke sich kreuzten, tat sie so, als habe sie die ganze Zeit an ihm vorbei zu Häcke hingesehen. Plötzlich fühlte sie sich angespannt in seiner Nähe. Als ob sie jetzt, da keine Schulden mehr zwischen ihnen standen, viel zu nahe aneinander gerieten.
    »Du hast mit dem Haus tolle Arbeit geleistet«, war alles, was sie nach einer Weile des Nachdenkens herausbekam.
    »Tolle Arbeit, die mir auch Geld zum Schuldenabzahlen eingebracht hat. Ich glaube, ein paar alte Bekannte hier haben mich nicht erkannt.«
    »Ich war mir auch nicht sicher.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Ich weiß nicht.« Eine lange Pause, und im Zimmer wurde es warm, weil so viele Leute darin herumwuselten. Vor allem ihr Gesicht war heiß, und sie reichte Tempel wieder die Flasche. Er zuckte die Achseln, nahm einen Zug und gab sie zurück. Sie nahm einen größeren. »Worüber reden wir jetzt, da du mir kein Geld mehr schuldest?«
    »Über dieselben Sachen wie alle anderen Leute auch, denke ich mal.«
    »Worüber reden die denn?«
    Er sah sich mit gerunzelter Stirn in dem Gewimmel um. »Offenbar steht das Lob für meine gute Handwerkskunst hoch im Kurs …«
    »Wenn dir der Kopf noch mehr anschwillt, kannst du irgendwann nicht mehr aufrecht stehen.«
    »Viele reden auch über diesen Kampf, der bald stattfindet …«
    »Davon habe ich schon mehr als genug gehört.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher