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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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auf.
    »Zwar ist Tempel hier unser Sprachkundiger, aber vielleicht kann ich in diesem Fall übersetzen?« Der Alte drehte die gewachsten Spitzen seines grauen Schnurrbarts zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. »Sie möchten, dass wir die Siedler in Naheland heimsuchen. Sie möchten, dass wir an jedem Rebellen, der irgendwo Unterschlupf findet, und jedem, der ihm Unterschlupf gewährt, ein Exempel statuieren. Sie verlangen von uns, den Leuten zu vermitteln, dass ihre Zukunft allein von der Gunst und Güte Seiner Erhabenen Majestät abhängt. Sie möchten, dass wir sie in die schützenden Arme der Union treiben. Komme ich der Wahrheit damit nahe?«
    »Einigermaßen«, brummte Superior Pike.
    Tempel merkte, dass er schwitzte. Als er sich die Stirn abwischte, zitterte seine Hand. Aber was konnte er tun?
    »Die entsprechende Vertragsvereinbarung ist bereits vorbereitet.« Lorsen zog nun einen eigenen Stapel knisternder Dokumente hervor, in deren unterer Ecke ein schweres Siegel aus rotem Wachs prangte.
    Cosca machte eine ablehnende Handbewegung. »Mein Rechtskundiger wird sie durchsehen. Diese ganzen juristischen Haarspaltereien verschwimmen mir vor den Augen. Ich bin nur ein einfacher Soldat.«
    »Ausgezeichnet.« Pike hob seine haarlosen Brauen ein winziges Stück.
    Tempels tintenfleckige Finger fuhren über die in Schönschrift verfassten Absätze, seine Augen huschten von einem interessanten Punkt zum nächsten. Er merkte, dass er nervös an den Ecken des Papiers spielte, und zwang sich, damit aufzuhören.
    »Ich werde Sie bei dieser Unternehmung begleiten«, erklärte Lorsen. »Mir liegt eine Liste von Siedlungen vor, in denen vermutlich Rebellen untergekommen sind. Oder in denen es rebellische Strömungen gibt.«
    Cosca grinste. »Es gibt doch nichts Gefährlicheres als irgendwelche Strömungen!«
    »Vor allem aber hat Seine Eminenz, der Erzlektor, einen Bonus von fünfzigtausend Mark auf die Ergreifung – die lebendige Ergreifung, wohlgemerkt – des Hauptverantwortlichen für die Aufstände ausgesetzt, für jenen Mann, den die Rebellen Conthus nennen. Er ist auch als Symok unterwegs. Die Geister nennen ihn Schwarzgras. Beim Massaker von Rostod benutzte er den Tarnnam…«
    »Keine weiteren Tarnnamen, ich beschwöre Sie!« Cosca rieb sich die Schläfen, als ob er Schmerzen habe. »Seit ich in der Schlacht von Afieri eine Kopfverletzung erlitt, bin ich mit einem fürchterlich schlechten Namensgedächtnis geschlagen. Aber Feldwebel Freundlich merkt sich alle Einzelheiten. Wenn Ihr Mann, dieser Conschus …«
    »Conthus.«
    »Was habe ich gesagt?«
    »Conschus.«
    »Da sehen Sie’s! Wenn er sich in Naheland aufhält, dann werden Sie ihn bekommen.«
    »Lebendig«, zischte Lorsen. »Er muss sich für seine Verbrechen verantworten. Er muss als Lektion dienen. Er muss vorgeführt werden!«
    »Er wird sicherlich einen lehrreichen Anblick bieten!«
    Pike warf der Vogelschar, die sich allmählich vergrößerte, noch ein paar Krumen zu. »Hinsichtlich der Methoden lassen wir Ihnen freie Hand, Herr Generalhauptmann. Wir möchten Sie lediglich darum bitten, dass wir später in der Asche noch etwas finden, das wir annektieren können.«
    »Solange Sie sich bewusst sind, dass eine Söldnerkompanie eher eine Keule denn ein Skalpell darstellt.«
    »Seine Eminenz hat sich für eine Vorgehensweise entschieden und ist sich über ihre Grenzen im Klaren.«
    »Ein inspirierender Mann, der Herr Erzlektor. Wir sind enge Freunde, wie Sie wissen.«
    »Es gibt jedoch eine ausdrückliche Bestimmung, die im Vertrag klar dargelegt wird, wie Sie sehen: Jegliche Verwicklungen mit dem Kaiserreich sind unbedingt zu vermeiden. Absolut alle, habe ich mich klar ausgedrückt?« Wieder schlich sich dieser kreischende Ton in Pikes Stimme. »Legat Sarmis sucht die Grenzen noch immer heim wie ein zorniges Phantom. Ich gehe nicht davon aus, dass er sie überschreiten wird, aber dennoch, er ist ganz sicher ein Mann, mit dem nicht zu spaßen ist, ein höchst unbelehrbarer und blutrünstiger Gegner. Seine Eminenz wünscht für den Augenblick keine weiteren Kriege.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, ich vermeide Kämpfe, wann immer es geht.« Cosca klopfte zufrieden auf den Griff seines Säbels. »Ein Säbel ist zum Rasseln da, nicht zum Ziehen, nicht wahr?«
    »Wir haben außerdem ein Geschenk für Sie.« Superior Pike deutete auf den gepanzerten Wagen, ein Eichenholzmonstrum, das mit genieteten Eisenbändern beschlagen war und von einem Gespann aus

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