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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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acht kräftigen Pferden gezogen wurde. Es wirkte ein wenig wie eine fahrende Festung, mit schmalen Fensterschlitzen und einer mit Zinnen besetzten Brustwehr auf dem Dach, von der aus Verteidiger vermutlich auf Feinde schießen konnten, falls das Gefährt eingekreist wurde. Es war alles andere als ein praktisches Geschenk, aber Cosca hatte noch nie viel Wert auf praktische Erwägungen gelegt.
    »Für mich?« Der Alte legte die verdorrten Hände auf seinen vergoldeten Brustpanzer. »Es soll mein Heim in der fernen Wildnis sein!«
    »Es befindet sich ein … Geheimnis darin«, sagte Lorsen. »Etwas, das Seine Eminenz gern erprobt sähe.«
    »Ich liebe Überraschungen! Jedenfalls solche, die nichts mit bewaffneten Männern in meinem Rücken zu tun haben. Bitte richten Sie Seiner Exzellenz aus, dass es mir eine Ehre sein wird.« Cosca erhob sich und verzog das Gesicht, als seine alten Knie hörbar knackten. »Welchen Eindruck macht die Vertragsvereinbarung?«
    Tempel sah von der vorletzten Seite auf. »Äh …« Der Vertrag orientierte sich stark an dem Papier, das er für ihren vorangegangenen Auftrag aufgesetzt hatte, war in jeder Hinsicht wasserdicht und in verschiedenen Punkten sogar noch großzügiger. »Ein paar strittige Punkte, was den Nachschub betrifft«, stammelte er und suchte nach Einwänden. »Nahrungsmittel und Waffen sind abgedeckt, aber in diesem Paragrafen sollte auch geregelt werden …«
    »Kleinkram. Kein Grund zur Verzögerung. Lassen Sie uns die Papiere unterzeichnen und die Männer marschbereit machen. Je länger die faul herumsitzen, desto schwerer kommen sie später mit dem Hintern hoch. Es gibt keine Naturgewalt, die für Leben und Handel so gefährlich ist wie unbeschäftigte Söldner.« Außer vielleicht beschäftigte Söldner.
    »Es wäre ratsam, mir ein wenig mehr Zeit zu geben …«
    Cosca trat zu ihm und legte Tempel erneut die Hand auf die Schulter. »Haben Sie rechtliche Bedenken?«
    Tempel zögerte und suchte nach Worten, die für einen Mann, dem nichts heilig war, Gewicht haben mochten. »Keine rechtlichen, nein.«
    »Finanzielle vielleicht?«, vermutete Cosca nun.
    »Nein, Herr General.«
    »Sondern …?«
    »Erinnern Sie sich daran, wie wir uns einst kennenlernten?«
    Cosca zeigte urplötzlich jenes strahlende Lächeln, das er beherrschte wie kein anderer, und gute Laune und beste Absichten waren in seinem zerfurchten Gesicht zu lesen. »Natürlich. Ich trug diese blaue Uniform und Sie die braunen Lumpen.«
    »Sie haben damals gesagt …« Es erschien jetzt kaum noch möglich. »Sie sagten damals, wir würden uns zusammen gut schlagen.«
    »Und haben wir das nicht, jedenfalls grundsätzlich? Juristisch und finanziell?« Als ob das ganze Spektrum von Güte zwischen diesen beiden Polen läge.
    »Und … moralisch?«
    Der Alte runzelte die Stirn, als entstammte das Wort einer fremden Sprache. »Moralisch?«
    »Herr General, ich bitte Sie.« Tempel bedachte Cosca mit seinem ernstesten Blick. Und Tempel wusste, dass er ernst blicken konnte, wenn er wirklich an etwas glaubte. Oder sehr viel zu verlieren hatte. »Ich flehe Sie an. Unterschreiben Sie dieses Papier nicht. Hier geht es nicht um Krieg, sondern um Mord.«
    Coscas Brauen hoben sich. »Das ist natürlich ein feiner Unterschied für die Begrabenen.«
    »Wir sind keine Richter! Was geschieht mit den Menschen in diesen Städten, sobald die Männer über sie kommen und nach Beute lechzen? Frauen und Kinder, Herr General, die niemals etwas mit irgendeiner Rebellion zu tun hatten. Das ist unter unserer Würde.«
    »Ist es das? Das haben Sie mir in Kadir nicht gesagt. Da haben Sie mich überredet, den Kontrakt zu unterzeichnen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Nun ja …«
    »Und in Styrien, waren Sie es da nicht, der mich ermutigte, mir zurückzuholen, was mir gehörte?«
    »Sie hatten einen berechtigten Anspruch auf …«
    »Bevor wir uns in Richtung Norden einschifften, haben Sie mir geholfen, die Männer zu überreden. Sie können sehr überzeugend sein, wenn Sie wollen.«
    »Dann lassen Sie sich jetzt wieder von mir überreden. Bitte, General Cosca. Unterschreiben Sie das nicht.«
    Es gab eine lange Pause. Cosca holte tief Luft, und seine Stirn furchte sich noch tiefer. »Sie haben also Bedenken aus Gewissensgründen .«
    »Das Gewissen ist doch«, raunte Tempel hoffnungsvoll, »ein Splitter des Göttlichen?« Und ein schlechter Leitstern, nicht zu vergessen, der ihn gerade in gefährliche Gewässer gelotst hatte. Er merkte, dass

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