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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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er nervös am Saum seines Hemds herumfingerte, während Coscas Blick auf ihm lastete. »Ich habe einfach nur das Gefühl, dass dieser Auftrag …« Er suchte nach Worten, die vielleicht das Unvermeidliche noch würden abwenden können. »… schlecht ausgehen könnte«, schloss er lahm.
    »Gute Aufträge erfordern selten den Einsatz von Söldnertruppen.« Coscas Hand drückte seine Schulter ein wenig fester, und Tempel spürte Freundlichs drohende Präsenz in seinem Rücken. Still und schweigend und doch sehr, sehr deutlich. »Männer mit Gewissen und Überzeugungen finden vielleicht ihre Erfüllung eher in anderen Bereichen. Die Inquisition Seiner Majestät bietet beispielsweise rechtschaffene Arbeit, wenn ich das recht verstehe?«
    Tempel schluckte, als er zu Superior Pike hinübersah, der inzwischen eine zwitschernde Flugschar angelockt hatte. »Ich bin mir nicht sicher, ob diese Art von Rechtschaffenheit mir zusagt.«
    »Tja, so ist das mit der Rechtschaffenheit«, murmelte Cosca, »da hat jeder seine eigenen Vorlieben. Gold hingegen ist universell. Nach meiner beträchtlichen Erfahrung hat ein Mann mehr davon, wenn er sich um seine Börse sorgt als um das, was einfach lediglich … das Gute wäre.«
    »Ich dachte nur …«
    Cosca drückte noch etwas fester zu. »Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Tempel, es geht hier nicht nur um Sie . Ich muss das Wohlergehen der gesamten Kompanie im Auge behalten. Von fünfhundert Männern.«
    »Fünfhundertundzwölf«, ergänzte Freundlich.
    »Zuzüglich einem mit Diarrhö. Denen kann ich keine Unannehmlichkeiten zumuten, um Rücksicht auf Ihre Gefühle zu nehmen. Das wäre … unmoralisch . Ich brauche Sie, Tempel. Aber wenn Sie lieber gehen möchten …« Cosca stieß einen schweren Seufzer aus. »Trotz all Ihrer Versprechungen, trotz all meiner Großzügigkeit und trotz allem, was wir zusammen durchgemacht haben, nun ja …« Er deutete mit einer Armbewegung auf die brennende Stadt und hob die Augenbrauen. »Die Tür steht immer offen, möchte ich sagen.«
    Tempel schluckte. Er hätte gehen können. Er hätte sagen können, dass er damit nichts zu tun haben wollte. Irgendwann ist es schließlich einmal genug! Aber das hätte Mut erfordert. Damit hätte er keine Bewaffneten mehr gehabt, die ihm Rückendeckung gaben. Er wäre wieder allein gewesen, schwach, ein Opfer. Das wäre schwer gewesen. Und Tempel nahm immer den einfachsten Weg. Auch auf die Gefahr hin, dass er der falsche war. Gerade dann, denn schließlich gehen einfach und falsch so oft ausgesprochen gut zusammen. Selbst wenn er schon eine ziemlich genaue Ahnung davon hatte, dass es am Ende doch ein schwerer Weg werden würde, sogar dann. Wieso an morgen denken, wenn das Heute ein so dorniges Geschäft zu werden verspricht?
    Vielleicht hätte Kahdia eine Möglichkeit gefunden, dieser Sache Einhalt zu gebieten. Vermutlich eine, die etwas mit Opferbereitschaft zu tun hatte. Aber Tempel war nicht Kahdia, das stand fest. Er wischte sich den frischen Schweißfilm vom Gesicht, zwang sich zu einem gequälten Lächeln und neigte den Kopf. »Es ist mir eine Ehre, Ihnen weiterhin zu dienen.«
    »Hervorragend!« Damit zog Cosca den Vertrag aus Tempels schlaffen Fingern und breitete ihn auf einer geborstenen Säule aus, um ihn zu unterschreiben.
    Superior Pike stand auf und bürstete sich die Krumen von seinem formlosen Mantel. Die Vögel flogen auf. »Wissen Sie, was dort liegt, im Westen?«
    Er ließ die Frage einen Augenblick in der Luft hängen. Unter ihnen war das leise Klimpern, Stöhnen und Klatschen zu hören, mit dem seine Praktikale die Gefangenen wegschleppten. Dann gab er sich selbst die Antwort.
    »Die Zukunft. Und die Zukunft gehört nicht dem Alten Kaiserreich – dessen Zeit liegt Tausende von Jahren zurück. Und sie gehört auch nicht den Geistern, diesen Wilden. Oder den Flüchtlingen, den Abenteurern oder dem opportunistischen Abschaum, der gerade die ersten Wurzeln in die jungfräuliche Erde senkt. Nein. Die Zukunft gehört der Union. Wir müssen sie ergreifen.«
    »Und um die Zukunft zu erobern, dürfen wir keine Angst davor haben, das zu tun, was nötig ist«, setzte Lorsen hinzu.
    »Seien Sie unbesorgt, meine Herren.« Cosca grinste, als er einen letzten Schlenker unter seine Unterschrift setzte. »Wir werden die Zukunft gemeinsam erobern.«

IRGENDWELCHE MÄNNER
    E s hatte aufgehört zu regnen. Scheu spähte durch die Bäume, die durch das Tapp-Tapp-Tapp der herabfallenden Wassertropfen beinahe

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