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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sie also finden … dann wirst du machen, was ich sage. Ausnahmsweise.«
    »In Ordnung.« Das konnte sie immerhin sagen, wenn es ihm half.
    Und dann konnte sie tun, was getan werden musste.

DER BESTE
    I ch vermute, das ist Handelsguth«, sagte Inquisitor Lorsen und sah mit gerunzelter Stirn auf seine Landkarte.
    »Und ist Handelsguth auf der Liste des Superiors?«, fragte Cosca.
    »In der Tat.« Lorsen achtete darauf, dass nichts in seiner Stimme lag, das man als Unsicherheit hätte auslegen können. Er war der einzige Mann im Umkreis von hundert Meilen, der so etwas Ähnliches wie eine Überzeugung hatte und ein Ziel verfolgte. Er konnte sich keine Zweifel leisten.
    Superior Pike hatte gesagt, dass hier im Westen die Zukunft lag, aber das Städtchen Handelsguth sah, durch Inquisitor Lorsens Fernrohr betrachtet, nicht gerade nach der Zukunft aus. Nicht einmal nach einer Gegenwart, die sich jemand freiwillig aussuchen würde. Die Leute, die sich hier in Naheland ihren mageren Lebensunterhalt zusammenkratzten, waren sogar noch ärmer, als er sich das vorgestellt hatte. Flüchtlinge und Ausgestoßene, Außenseiter und gescheiterte Existenzen. Und so arm, dass der Gedanke unwahrscheinlich schien, für sie habe es nichts Wichtigeres gegeben, als eine Rebellion gegen die mächtigste Nation der Welt zu unterstützen. Aber Lorsen gab sich nicht mit Wahrscheinlichkeiten ab. Einwendungen, Erklärungen und Kompromisse waren ebenfalls ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. In den langen, schmerzvollen Jahren, die er ein Gefangenenlager in Angland geleitet hatte, hatte er gelernt, dass Menschen auf die richtige oder auf die falsche Seite sortiert werden mussten, und jene, die auf der falschen standen, durften keine Gnade erfahren. Ihm bereitete das kein Vergnügen, aber eine bessere Welt hatte eben ihren Preis.
    Er faltete seine Karte zusammen, fuhr mit der Rückseite seines Daumennagels noch einmal über den scharfen Falz und schob sie dann in die Innentasche seines Mantels. »Bereiten Sie Ihre Männer auf den Angriff vor, Herr General.«
    »Hmmm.« Als Lorsen den Blick zur Seite wandte, stellte er überrascht fest, dass Cosca ein paar Schlucke aus einer metallenen Feldflasche nahm.
    »Ist es nicht ein wenig früh für geistig-hochprozentige Flüssignahrung?«, stieß er durch die zusammengebissenen Zähne hervor. Immerhin war es erst ein oder zwei Stunden nach Sonnenaufgang.
    Cosca zuckte die Achseln. »Etwas, das zum Abendessen gut ist, sollte doch zum Frühstück genauso gut sein.«
    »Oder genauso schlecht«, knurrte Lorsen.
    Achtlos nahm Cosca einen weiteren Schluck und schmatzte hörbar. »Es wäre aber vielleicht besser, wenn Sie Tempel gegenüber nichts davon erwähnen würden. Er macht sich Sorgen, der gute Junge. Er betrachtet mich beinahe wie einen Vater. Er war in einer recht bösen Klemme, als ich ihm begegnete, müssen Sie wissen …«
    »Wie spannend«, zischte Lorsen. »Machen Sie Ihre Männer bereit .«
    »Aber sofort, Herr Inquisitor.« Der ehrwürdige Söldner schraubte die Feldflasche wieder zu – so fest, als sei er entschlossen, sie nie wieder zu öffnen – und machte sich daran, mit steifen Gliedern und wenig würdevoller Haltung den Hang hinunterzuschlittern.
    Er machte ganz den Eindruck eines verabscheuungswürdigen Mannes, den der harte Lauf der Zeit nicht im Geringsten zum Besseren gewandelt hatte: unaussprechlich eitel, so vertrauenswürdig wie ein Skorpion und ohne einen Hauch von Moral. Aber nach ein paar Tagen bei der Kompanie der Gütigen Hand war Inquisitor Lorsen bedauernd zu dem Schluss gekommen, dass Cosca – oder der Alte, wie er liebevoll genannt wurde – zu den Besten hier gehörte. Seine unmittelbaren Untergebenen warteten mit keinerlei Eigenschaften auf, die dem entgegengestanden hätten. Hauptmann Brachio war ein widerwärtiger Styrer, dessen eines Auge aufgrund einer alten Wunde unablässig tränte. Er war ein guter Reiter, aber dick wie ein Fass, und er hatte aus selbstsüchtiger Anmaßung eine Religion gemacht. Hauptmann Jubair, ein riesenhafter, kohlrabenschwarzer Kanteser, war genau andersherum vorgegangen und hatte Religion in eigennützigen Irrsinn verwandelt. Gerüchten zufolge war er ein ehemaliger Sklave, der früher an Grubenkämpfen teilgenommen hatte. Zwar war das inzwischen eine ganze Weile her, aber Lorsen hatte das Gefühl, dass durchaus noch etwas von diesen Gruben in ihm steckte. Hauptmann Dimbik war immerhin ein Unionist, aber einer, der wegen Unfähigkeit

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