Blutklingen
auf die Seite stürzte. Der Reiter flog mit einem lauten Schrei aus dem Sattel, sein Bogen segelte durch die Luft, und beide rollten hinter dem Wagen den Hang ins Tal hinunter.
»Ha!«, rief Scheu, und sie sie fuhr gerade rechtzeitig herum um zu sehen, dass ein Mann hinter ihr über die Brüstung sprang.
Ein Kanteser, mit zusammengekniffenen Augen und zusammengebissenen Zähnen, die hell inmitten seines schwarzen Bartes leuchteten. In jeder Hand trug er ein gekrümmtes Messer; offenbar hatte er die Waffen benutzt, um an der Seite des rollenden Wagens hinaufzuklettern, eine Leistung, die sie gebührend bewundert hätte, wenn er es nicht gerade darauf abgesehen hätte, sie zu töten. Es fällt schwer, angemessene Bewunderung für jemanden zu empfinden, der gerade alles daransetzt, einen zu ermorden.
Sie warf ihren Bogen nach dem Mann, und er wehrte ihn mit einem Arm ab, während er mit dem anderen nach ihr schlug. Scheu wich seitlich aus, und die Klinge drang in die Brustwehr. Sie packte seinen anderen Arm, als er ausholte, glitt um ihn herum und versetzte ihm einen harten Schlag gegen die Rippen. Der Wagen ruckelte und warf sie auf die Seite. Er riss an seinem gebogenen Messer, bekam es aber nicht aus dem Holz und zog hastig die Hand aus der Schlinge, mit der die Waffe an seinem Handgelenk befestigt war. In der Zwischenzeit hatte Scheu sich wieder aufgerappelt, blieb geduckt und hatte ihr eigenes Messer gezogen, und nun schrieb sie mit der Spitze kleine Kreise in die Luft, Kreise und wieder Kreise, und sie beobachteten sich gegenseitig, beide mit gespreizten Beinen und gebeugten Knien, während das Holpern des Wagens und der scharfe Wind sie immer wieder umzuwerfen drohten.
»Ein verdammt übler Platz für einen Messerkampf«, raunte sie.
Der Wagen machte einen Ruck, und ihr Gegner kam ins Stolpern und ließ sie kurz aus den Augen. Das reichte ihr. Sie sprang ihn an, hob das Messer, als ob sie ihn mit einem hohen Stich angreifen wollte, riss dann aber den Arm schnell hinunter und führte ihn unter seiner Deckung hindurch, schlitzte ihm das Bein auf und wollte sich dann schnell noch zur Seite wenden, um ihn in den Rücken zu stechen, aber der Wagen machte einen neuerlichen Satz, und sie wurde mit einem Keuchen gegen die Brustwehr geschleudert.
Als sie sich umwandte, stürmte er brüllend auf sie los, schlug mit dem Arm in den Wind, und sie zuckte vor dem ersten Stich zurück und duckte sich unter dem zweiten weg. Das Wagendach war so verräterisch wie Treibsand unter ihren Füßen, und sie fixierte das zuckende Metall so sehr, dass sie beinahe schielte. Den dritten Stoß fing sie mit ihrer eigenen Klinge ab, Stahl kratzte über Stahl und schlitzte ihr dann den linken Unterarm auf, der zerrissene Ärmel flatterte.
Wieder standen sie sich gegenüber, beide schwer atmend, beide ein wenig angeritzt, aber noch nicht zu sehr beeinträchtigt. Ihr Arm sang, wenn sie die blutigen Finger zusammendrückte, aber sie waren noch voll beweglich. Also probierte sie es mit einer Finte, dann mit einer zweiten, versuchte, ihn zu einem Fehler zu verleiten, aber er behielt sie im Auge, wirbelte mit seinem gekrümmten Messer herum, als ob er einen Fisch aufspießen wollte; und das zerklüftete Tal flog noch immer an beiden Seiten vorüber.
Der Wagen machte einen heftigen Satz, Scheu verlor einen Augenblick den Boden unter den Füßen und stolperte mit einem Schrei zur Seite. Der Mann griff sie an, aber sein Hieb ging daneben, sie stach nach ihm, ratschte mit der Klinge aber nur über seine Wange. Beim nächsten Ruckeln prallten sie zusammen, und er packte mit der freien Hand ihren Unterarm, versuchte, auf sie einzustechen, aber sein Messer verhedderte sich in ihrem Mantel, und sie packte sein Handgelenk und drehte seine Hand nach oben; nicht weil sie die verdammte Waffe haben wollte, sondern weil sie nun einfach nicht mehr loslassen konnte. Ihre Messer zuckten durch die Luft, ohne etwas ausrichten zu können, beide beschmiert mit dem Blut des Gegners, während sie über das schwankende Dach stolperten.
Scheu trat ihn gegen ein Bein, das kurz nachgab, aber er hatte viel Kraft, und mit einem wackligen Schritt nach dem anderen gelang es ihm, sie gegen die Brustwehr zu drängen. Er schob sich gegen sie und drückte nach und nach ihren Oberkörper über die Brüstung. Geschickt drehte er sein Messer, wand sich aus ihrem Griff, bekam es frei … Scheu fühlte das hölzerne Geländer hart im Rücken, und nicht weit von ihrem Kopf
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