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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wir uns zwei von den Pferden und lassen das Geld hier. Oder zumindest den größten Teil …«
    »Wir müssen Lamm und Savian Zeit verschaffen, schon vergessen?«
    »Ach ja. Da war doch was.« Das Problem mit der mutigen Aufopferung war diese Sache mit dem Aufopfern. Das war ihm noch nie besonders leichtgefallen. Der nächste Ruck ließ eine brennende Portion Erbrochenes in Tempels Kehle hochsteigen, und er versuchte, das Zeug wieder runterzuschlucken, bekam es in den falschen Hals, hustete und spuckte und fühlte das Brennen erschauernd bis in die Nase. Er sah zum Himmel empor, dessen Sterne allmählich verblassten und der nun, da der Morgen graute, von schwarz zu eisengrau wechselte.
    »Woah!« Eine weitere Kurve tauchte aus der Dämmerung auf, und Scheu zerrte wieder an der kreischenden Bremse. Tempel hörte, wie die Ladung im Wagen hin und her rutschte und klimperte, als sie die Kurve nahmen, und das gesamte Gewicht schien fest entschlossen, weiter geradeaus zu schlittern und sie völlig zerschmettert die Bergflanke hinunterstürzen zu lassen.
    Als sie klappernd wieder ein gerades Stück Straße erreichten, gab es ein enormes Krachen, und Scheu flog von ihrem Sitz, trat mit einem Bein wild um sich und brüllte laut auf, als sie vom Wagen zu stürzen drohte. Tempels Hand schloss sich hastig um ihren Gürtel, und er riss sie zurück, wobei ihm die obere Spitze des Bogens, den sie über der Schulter trug, fast ein Auge ausstach, als sie gegen ihn prallte und die Zügel flattern ließ.
    Sie hielt etwas in die Höhe. Den Bremshebel. Der ganz offensichtlich nicht mehr an Ort und Stelle saß. »Das war’s dann wohl!«
    »Was machen wir denn jetzt?«
    Sie warf das Holzstück über ihre Schulter, und es fiel klappernd hinter ihnen auf die Straße. »Nicht mehr anhalten?«
    Der Wagen schoss aus dem Wald und erreichte die Ebene. Das erste Schimmern des Morgenrots breitete sich im Osten aus, ein heller Hobelspan Sonne zeigte sich über den Hügeln und begann, den verhangenen Himmel in ein verwaschenes Rosa zu tauchen, und der gefrorene Schnee, der das flache Land bedeckte, glitzerte.
    Scheu zog hart an den Zügeln und brüllte den Pferden schon wieder Beleidigungen zu, was Tempel ein bisschen unfair vorkam, bis er sich daran erinnerte, dass Beleidigungen ihn stets viel mehr angespornt hatten als Ermunterung. Die Köpfe vorn im Geschirr wippten, und die Mähnen flogen, und der Wagen nahm noch mehr Fahrt auf, die Räder rollten jetzt noch schneller über die Ebene, schneller und schneller, die verschneiten Büsche flogen vorüber, und der Wind fasste Tempel ins Gesicht und zupfte an seinen Wangen und fuhr in seine kalte Nase.
    Weit vor ihnen entdeckte er vereinzelte Pferde auf dem Plateau; Süß und Weinender Fels waren ganz offenbar mit dem größten Teil der Herde weiter voraus. Zwar hatten sie keinen Drachenschatz mehr, um ihren Lebensabend damit zu bestreiten, aber die mehr als hundert Reittiere würden ihnen auch einen ordentlichen Gewinn einbringen. Wenn es um Pferde ging, dann interessierten sich die Leute hier draußen weitaus mehr für ihren Preis als für ihre Herkunft.
    »Folgt uns jemand?«, rief Scheu, ohne die Augen von der Straße zu nehmen.
    Tempel gelang es, seine Hand lang genug vom Sitz zu lösen, um kurz hochzufedern und über den Wagen zu blicken. Da waren nur die gezackte Schwärze der Bäume und ein breites Stück aus flachem Weiß zwischen ihnen und dem Wagen, das stetig größer wurde.
    »Nein!«, rief er, und sein Selbstbewusstsein schickte sich an zurückzukehren. »Nicht einer … warte!« Er hatte eine Bewegung erspäht. Einen Reiter. »O Gott«, murmelte er, und sein Selbstbewusstsein verkrümelte sich sofort wieder. »O Gott!«
    »Wie viele?«
    »Drei! Nein! Fünf! Nein! Sieben!« Sie waren noch immer ein paar Hundert Schritt hinter ihnen, aber sie holten auf. »O Gott«, stöhnte er wieder, als er sich auf den schwankenden Sitz fallen ließ. »Wie sieht der Plan jetzt aus?«
    »Wir haben schon längst das Ende unseres Plans erreicht!«
    »Irgendwie ahnte ich schon, dass du so etwas Hässliches sagen würdest.«
    »Nimm die Zügel!«, schrie sie und warf sie ihm zu.
    Er zog die Hände weg. »Und dann?«
    »Kannst du nicht kutschieren?«
    »Nur schlecht!«
    »Ich dachte, du hättest alles Mögliche schon mal gemacht!«
    »Nur schlecht!«
    »Soll ich anhalten und dir zeigen, wie es geht, verdammt noch mal? Los, fahr!« Sie zog ihr Messer aus dem Gürtel und hielt es ihm zusätzlich hin. »Sonst

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