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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sie gesagt hatte.
    Manchmal fuhren sie über Land, zu den Höfen, wo jede Woche mehr Gebäude dazuzukommen schienen, und sie kauften und verkauften. Pit und Ro schaukelten auf dem Bock des Wagens neben Scheu hin und her, Lamm ritt an ihrer Seite, sah stets mit zusammengekniffenen Augen zum Horizont und hatte die Hand am Griff seines Schwertes.
    Scheu sagte zu ihm: »Es gibt keinen Grund, dir Sorgen zu machen.«
    Und ohne sie anzusehen, erwiderte er: »Genau dann sollte man sich Sorgen machen.«
    Eines Tages kehrten sie bei Sonnenuntergang zurück, die lang gestreckten Wolken über ihnen färbten sich rosa, während die Sonne im Westen versank und der einsame Wind seufzend auffrischte und den Staub auf der Straße aufwirbelte und die rostige Wetterfahne kreischend drehte. Es waren keine Trupps auf der Durchreise, die Stadt lag ganz ruhig und still da, nur ein paar Kinder lachten irgendwo, eine Großmutter schaukelte in ihrem knarrenden Schaukelstuhl auf einer Veranda, und nur ein einziges Pferd, das Ro nicht kannte, war an dem Geländer vor dem Haus angebunden.
    »An manchen Tagen läuft einfach alles glatt«, sagte Scheu und drehte sich um zur Ladefläche ihres Wagens, die fast leer war.
    »Und an manchen nicht«, vollendete Ro für sie den Satz.
    Im Laden war es ruhig, nur Weh hatte sich leise schnarchend auf einem Stuhl ausgestreckt und die Stiefel auf den Ladentisch geschoben. Scheu schubste sie herunter und weckte ihn unsanft. »Alles in Ordnung?«
    »War wenig los«, sagte der alte Mann und rieb sich die Augen.
    »Bei dir ist immer wenig los«, sagte Lamm.
    »Als ob bei dir so viel passieren würde. Oh, aber da ist jemand, der auf dich wartet. Er sagte, er hätte noch eine Rechnung zu begleichen.«
    »Bei mir?«, fragte Scheu, und Ro hörte Schritte hinten im Laden.
    »Nein, mit Lamm. Was haben Sie noch gesagt, wie heißen Sie?«
    Ein Mann schob den Vorhang aus geknüpften Seilen beiseite und trat ins Licht. Ein großer, hochgewachsener Mann, dessen Kopf fast die niedrigen Dachbalken berührte, mit einem Schwert an seiner Seite, das einen Griff aus geriffeltem Metall besaß, genau wie Lamms. Genau wie das ihres Vaters. Eine große, winkelförmige Narbe entstellte sein Gesicht, und die flackernde Kerzenflamme schimmerte auf einem Auge. Ein silbernes Auge, wie ein Spiegel.
    »Mein Name lautet Caul Espe«, sagte er mit einer ruhigen, krächzend leisen Stimme, und bei Ro stellten sich alle Härchen auf.
    »Was ist das für eine Rechnung?«, raunte Scheu.
    Espe sah auf Lamms Hand, auf den Stummel des fehlenden Fingers, und er sagte: »Du weißt, um welche Rechnung es geht, nicht wahr?«
    Lamm nickte nur, grimmig und ruhig.
    »Wenn du Streit suchst, dann kannst du dich verdammt noch mal verpissen!« Scheus Stimme, rau wie die einer Krähe. »Hast du mich verstanden, du Drecksack? Wir hatten genug Ärger in letzter …«
    Lamm legte ihr die Hand auf den Unterarm. Den, um den sich die Brandnarbe ringelte. »Das geht in Ordnung.«
    »Das geht dann in Ordnung, wenn ich ihm mein Messer in seinen …«
    »Halt dich da raus, Scheu. Es ist eine alte Schuld, die zwischen uns steht. Es ist an der Zeit, dass sie bezahlt wird.« Dann wandte er sich auf Nordisch an Espe. »Was zwischen dir und mir ist, betrifft sie nicht.«
    Espe sah zu Scheu und zu Ro hinüber, und ihr kam es vor, als ob in seinem lebenden Auge nicht mehr Gefühl lag als in dem toten. »Gut, es betrifft sie nicht. Sollten wir dann besser nach draußen gehen?«
    Sie gingen die Stufen vor dem Laden hinunter, nicht langsam und nicht schnell, hielten Abstand zueinander und ließen sich keinen Augenblick aus den Augen. Ro und Scheu und Pit und Weh drängten sich hinter ihnen auf die Veranda, standen eng beieinander und sahen zu.
    »Lamm, was?«, sagte Espe.
    »Ein Name ist so gut wie ein anderer.«
    »Oh, nicht ganz, nicht ganz. Dreibaum und Bethod und Whirrun von Blei und all die anderen sind vergessen. Aber die Männer singen noch immer deine Lieder. Woran liegt das, was meinst du?«
    »Weil die Leute blöde sind«, sagte Lamm.
    Der Wind bekam irgendwo ein loses Brett zu fassen und zerrte klappernd daran. Die zwei Nordmänner sahen einander an, Lamms Hand lag locker an seiner Seite, der Stummel des fehlenden Fingers streifte den Schwertgriff, und Espe schob ganz leicht den Mantel vor dem Heft der eigenen Waffe zurück und sorgte dafür, dass der Stoff nicht im Weg war.
    »Ist das mein altes Schwert, das du da hast?«, fragte Lamm.
    Espe zuckte die Achseln. »Hab ich

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