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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Umarmung auf dem Boden miteinander rangen. Er starrte sie mit offenem Mund an.
    Sie hätten eine Stunde Zeit haben sollen.
    Scheel zog ungeschickt das Schwert. Metall schabte. Tempel erwischte seine Hand, bevor er die Waffe schwingen konnte, und versetzte ihm eine Kopfnuss.
    Er dachte nicht, es passierte einfach.
    Die Welt machte einen Satz, und Scheels abgehackter, warmer Atem traf seine Wange. Sie rangen und zerrten, und eine Faust traf seitlich Tempels Gesicht, dass ihm die Ohren dröhnten. Noch einmal stieß er mit dem Kopf zu, fühlte ein Nasenbein unter seiner Stirn nachgeben, und plötzlich stolperte Scheel zurück, und Sufeen stand neben Tempel mit dem Schwert in der Hand und einem Blick, der deutliche Überraschung über die eigene Bewaffnung verriet.
    Tempel verharrte kurz bewegungslos und versuchte, sich zu erinnern, wie sie in diese Lage gekommen waren. Und was sie jetzt tun sollten.
    Er hörte eine Flachbogensehne, das leise Surren eines vorbeifliegenden Bolzens?
    Dann sah er, dass Danard sich aufrappelte. »Du verdammter …« Und dann brach sein Kopf auseinander.
    Tempel blinzelte, Blut auf seinem Gesicht. Er sah Scheel nach einem Messer greifen. Sufeen hieb mit der Klinge nach ihm, und der alte Mann stieß ein krächzendes Husten aus, als das Metall in seine Seite fuhr, umklammerte seinen Körper, das Gesicht verzerrt, und Blut sickerte durch seine Finger.
    Er raunte etwas, das Tempel nicht verstehen konnte, und versuchte noch einmal, das Messer zu ziehen, da traf ihn das Schwert ein kleines Stück über dem Auge. »Oh«, sagte er, und Blut schoss aus dem breiten Schlitz in seiner Stirn sein Gesicht herab. »Oh.« Tropfen spritzten auf die Erde, als er beiseitestolperte, von seiner eigenen Veranda kippte und fiel, sich aufbäumend herumrollte und dann noch schlaff eine Hand bewegte.
    Sufeen starrte ihn an. »Wir wollten Menschen retten«, hauchte er. Blut war an seinen Lippen. Er sank auf die Knie, und das Schwert fiel aus seiner kraftlosen Hand.
    Tempel packte ihn. »Was …« Das Messer, das er bei Danard abgeliefert hatte, steckte bis zum Griff in Sufeens Rippen, das Hemd färbte sich schnell schwarz. Ein sehr kleines Messer zwar, aber mehr als groß genug.
    Dieser Hund kläffte immer noch. Sufeen kippte vornüber. Die Frau mit dem Flachbogen war verschwunden. Versuchte sie, die Waffe irgendwo neu zu laden, würde sie gleich wieder auftauchen, um noch einmal zu schießen? Tempel hätte wohl besser in Deckung gehen sollen.
    Er rührte sich nicht.
    Der Hufschlag wurde lauter. Blut breitete sich rund um Scheels gespaltenen Kopf in einer schlammigen Pfütze aus. Der Junge zog sich langsam zurück, fiel dann in einen schwankenden Trott, bei dem er das verkrüppelte Bein nachzog. Tempel sah ihm nach.
    Dann kam Jubair um die Ecke des Wirtshauses, der Dreck spritzte von den Hufen seines großen Streitrosses, und er hielt den Säbel hoch erhoben. Der Junge versuchte noch einmal, die Richtung zu ändern, humpelte einen verzweifelten Schritt, bevor die Klinge ihn an der Schulter traf und über die Straße schleuderte. Jubair stürmte vorbei, schrie etwas. Noch mehr Reiter folgten. Menschen rannten davon. Schrien. Kaum hörbar über das Donnern der Hufe.
    Sie hätten eine Stunde Zeit haben sollen …
    Tempel kniete neben Sufeen, wollte ihn umdrehen, seine Wunden untersuchen, einen Fetzen Tuch als Verband abreißen, all das tun, was Kahdia ihm einmal vor langer Zeit beigebracht hatte. Aber als er in Sufeens Gesicht sah, wusste er, Sufeen war tot.
    Söldner galoppierten durch die Stadt, heulten wie ein Rudel Hunde, schwenkten Waffen, als seien sie die Trümpfe in einem Kartenspiel. Er konnte Rauch riechen.
    Tempel nahm Scheels Schwert, dessen schartige Klinge inzwischen rot befleckt war, stand auf und ging zu dem lahmen Jungen, der auf das Wirtshaus zu kroch und offenbar einen Arm nicht mehr bewegen konnte. Er sah Tempel und wimmerte, krallte die gesunde Hand in die Erde. Sein Ranzen war aufgesprungen, und Münzen fielen heraus. Silber rollte in den Matsch.
    »Hilf mir«, flüsterte der Junge. »Hilf mir!«
    »Nein.«
    »Sie werden mich umbringen! Sie werden …«
    »Halt dein verdammtes Maul!« Tempel stupste den Jungen mit dem Schwert in den Rücken, und der schluckte und duckte sich, und je mehr er sich duckte, desto lieber hätte Tempel ihn mit dem Schwert durchbohrt. Es war überraschend leicht. Es wäre so einfach gewesen. Der Junge konnte das an seiner Miene ablesen und wimmerte und zuckte noch mehr, und

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