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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Tempel stupste ihn wieder an.
    »Halt dein Maul, du Wichser! Halt dein Maul!«
    »Tempel! Alles in Ordnung?« Cosca ragte auf dem Rücken seines hohen Schimmels neben ihm auf. »Sie bluten ja.«
    Tempel sah an sich herunter und entdeckte, dass der Ärmel seines Hemds abgerissen war und Blut auf seinen Handrücken tropfte. Er wusste nicht genau zu sagen, wie das geschehen war. »Sufeen ist tot«, murmelte er.
    »Warum nehmen die Schicksalsgöttinnen immer die besten von uns …« Doch nun zog das im Matsch schimmernde Geld Coscas Aufmerksamkeit auf sich. Er streckte Freundlich die Hand hin, und der Feldwebel half ihm aus seinem vergoldeten Sattel. Der Alte bückte sich, fischte eine der Münzen mit zwei Fingern heraus und rieb den Dreck ab. Dann setzte er jenes strahlende Lächeln auf, das er beherrschte wie kein anderer, und gute Laune und beste Absichten waren in seinem zerfurchten Gesicht zu lesen.
    »Ja«, hörte Tempel ihn flüstern.
    Freundlich riss dem Jungen den Ranzen vom Rücken und klappte ihn mit einem Ruck auf. Ein leises Klimpern ließ darauf schließen, dass er weitere Münzen enthielt.
    Wamm, wamm, wamm, eine Gruppe Söldner trat gegen die Tür des Wirtshauses. Einer hüpfte fluchend zur Seite und zog sich den verdreckten Stiefel aus, um seine Zehen zu massieren. Cosca hockte sich hin. »Woher kommt dieses Geld?«
    »Wir haben einen Überfall gemacht«, stotterte der Junge. »Alles ist schiefgegangen.« Mit einem lauten Krachen gab die Wirtshaustür nach, und eine Horde begeistert grölender Männer stürmte durch den offenen Durchgang.
    »Was ging schief?«
    »Nur vier von uns haben es zurück geschafft. Deswegen hatten wir zwei Dutzend Pferde zu verkaufen. So ein Kerl, Grega Cantliss hieß er, der hat sie uns abgekauft, in Greyer.«
    »Cantliss?« Läden gingen zu Bruch, als ein Stuhl durch das Fenster der Wirtsstube flog und hinter ihnen auf die Straße krachte. Freundlich warf einen grimmigen Blick zu dem Loch hinüber, das er hinterlassen hatte, aber Cosca zuckte mit keiner Wimper. Als gäbe es nichts auf der Welt außer ihm, den Jungen und die Münzen. »Was war das für ein Mann, dieser Cantliss? Ein Rebell?«
    »Nein. Er trug schöne Kleider. Und er hatte so einen Nordmann mit irrem Blick bei sich. Er nahm die Pferde und gab uns dafür diese Münzen.«
    »Wo hatte er sie her?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Cosca rollte dem Jungen den Ärmel hoch und entblößte seine Tätowierung. »Aber er war ganz sicher keiner von euch Rebellen?«
    Der Junge schüttelte nur den Kopf.
    »Diese Antwort wird Inquisitor Lorsen nicht glücklich machen.« Cosca nickte so leicht, dass die Bewegung fast nicht zu sehen war. Freundlich legte dem Jungen die Hände um den Hals. Noch immer kläffte irgendwo dieser Hund. Kläff, kläff, kläff. Tempel wünschte, jemand würde das Tier zum Schweigen bringen. Auf der anderen Straßenseite schlugen drei Kanteser einen Mann zusammen, während ihnen ein paar Kinder dabei zusahen.
    »Wir sollten sie aufhalten«, murmelte Tempel, aber stattdessen setzte er sich an den Straßenrand.
    »Wie denn?« Cosca hatte noch mehr Münzen in der Hand und sah sie sorgfältig durch. »Ich bin ein General, kein Gott. Viele Generäle verwechseln das eine mit dem anderen, aber von dieser Fehleinschätzung wurde ich schon vor Jahren kuriert, das können Sie mir glauben.« Aus einem nahe gelegenen Haus wurde eine schreiende Frau an den Haaren herausgezerrt. »Die Männer sind in Aufruhr. Das ist wie bei einer Flutwelle – es ist sicherer, sich von der Strömung davontragen zu lassen, als sie aufzustauen. Wenn sie kein Ventil für ihre Wut finden, dann könnte sie sich irgendwo anders entladen. Vielleicht sogar gegen mich.« Er stöhnte, als Freundlich ihm half, sich wieder aufzurichten. »Und es ist ja nicht so, als ob das hier irgendwie meine Schuld wäre, oder?«
    Tempels Schläfen pochten. Er fühlte sich so müde, als könnte er sich kaum noch bewegen. »Meine etwa?«
    »Ich weiß, Sie haben es gut gemeint.« Flammen leckten bereits hungrig am Dachüberstand des Wirtshauses. »Aber so ist das nun einmal mit guten Absichten. Hoffentlich haben wir alle heute daraus etwas gelernt.« Cosca zog eine Taschenflasche hervor und schraubte sie nachdenklich auf. »Ich, wenn es darum geht, Ihnen nachzugeben. Und Sie, wenn es darum geht, sich selbst nachzugeben.« Damit setzte er die Flasche an die Lippen, neigte sie und schluckte gierig.
    »Sie trinken wieder?«, fragte Tempel leise.
    »Sie machen sich

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