Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
wieder herab. Zwei seiner Männer hatten den Torbogen über der Straße auseinandergerissen und spitzten die Enden der Balken zu. Einer war schon in den Boden gerammt worden, und darauf thronte jetzt Scheels Kopf, dessen Mund zu einer seltsamen Schnute verzogen war.
    »Du liebe Güte«, murmelte Sworbreck wieder.
    »Abgeschnittene Köpfe«, dozierte Cosca, »kommen einfach nie aus der Mode. Gezielt und mit künstlerischem Gespür eingesetzt, können sie bestimmte Botschaften viel eindringlicher vermitteln als Köpfe, die noch ordentlich auf ihren Körpern sitzen. Das können Sie gern festhalten. Wieso schreiben Sie denn nicht?«
    Eine alte Frau kam aus dem brennenden Haus gekrochen, das Gesicht mit Ruß verschmiert, und nun bildeten ein paar der Männer einen Kreis und schubsten sie hin und her.
    »Was für eine Verschwendung«, beklagte sich Lorsen bitterlich bei seinen Praktikalen. »Was könnte das für ein großartiges Land sein, wenn es nur ordentlich geführt würde. Mit strenger Regierung und den neuesten Erkenntnissen in Ackerbau und Forstwirtschaft. In Midderland gibt es jetzt eine Dreschmaschine, die an einem Tag und von einem Arbeiter bedient dasselbe schafft wie zuvor ein Dutzend Bauern in einer Woche.«
    »Und was machen die anderen elf jetzt?«, fragte Tempel, dessen Mund sich wie von selbst zu bewegen schien.
    »Die suchen sich anderswo Arbeit«, zischte der Praktikal.
    Hinter ihm wurde der nächste Kopf auf einen Pfahl gespießt, ein Kopf mit langem Haar, das sich leicht bewegte. Tempel erkannte das Gesicht nicht. Das ausgeräucherte Haus brannte jetzt hell, die Flammen peitschten, die Luft flimmerte, die Männer traten zurück, hoben die Hände, um sich gegen die Hitze zu schützen, und ließen die alte Frau davonkriechen.
    »Die suchen sich anderswo Arbeit«, murmelte Tempel vor sich hin.
    Cosca hatte Brachio am Ellenbogen gepackt und brüllte ihm über den Lärm hinweg etwas ins Ohr. »Rufen Sie Ihre Männer zusammen! Wir müssen nach Nordosten, Richtung Greyer, um uns nach diesem Grega Cantliss umzuhören!«
    »Es könnte eine Weile dauern, bis ich sie zur Ordnung rufen kann.«
    »Eine Stunde, und danach werde ich Feldwebel Freundlich auffordern, jegliche Nachzügler einzufangen, und zwar in Einzelteilen, wenn es sein muss. Disziplin, Sworbreck, ist für eine Gruppe kämpfender Männer unerlässlich!«
    Tempel schloss die Augen. Gott, wie das stank. Rauch und Blut und Wut und Rauch. Er brauchte Wasser, und er wandte sich um zu Sufeen, um den um etwas zu trinken zu bitten, und sah dessen Leiche nur ein paar Schritt entfernt im Dreck liegen. Ein Mann mit Prinzipien muss harte Entscheidungen treffen und bereit sein, die Folgen zu tragen.
    »Wir haben Ihr Pferd mitgebracht«, sagte Cosca, als ob damit das Grauen des heutigen Tages gemildert werden konnte. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, beschäftigen Sie sich mit irgendetwas. Lassen Sie diesen Ort möglichst schnell hinter sich.«
    »Wie kann ich das vergessen?«
    »Oh, vergessen ist zu viel verlangt. Der Trick ist, dass man lernt …« Cosca trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, als einer der Styrer laut rufend an ihm vorüberpreschte und den Leichnam eines Mannes wild schlenkernd hinter seinem Pferd herzog. »… sich das einfach nicht mehr zu Herzen zu nehmen.«
    »Ich muss Sufeen begraben.«
    »Ja, das müssen Sie wohl. Aber beeilen Sie sich! Wir haben noch Tageslicht und keine Zeit zu verschwenden. Jubair! Legen Sie das wieder hin!« Der Alte hielt nun mit geschwenktem Säbel auf die andere Straßenseite zu. »Brennen Sie alles nieder, was noch niedergebrannt werden muss, und lassen Sie aufsitzen! Es geht nach Osten!«
    Als Tempel sich umwandte, hielt ihm Freundlich wortlos eine Schaufel hin. Der Hund hatte endlich aufgehört zu bellen. Ein großer Nordmann, einer dieser tätowierten Wilden von jenseits der Crinna, hatte den Kopf des Tieres auf einem Speer neben denen der Rebellen aufgepflanzt und deutete nun kichernd auf sein Werk.
    Tempel nahm Sufeen bei den Handgelenken und wuchtete ihn über seine Schulter, dann weiter hoch und quer über den Sattel seines verschreckten Pferdes. Keine leichte Aufgabe, aber leichter, als er erwartet hatte. Als er noch lebte, war Sufeen ihm mit all seinem Gerede, seinen Bewegungen und Gelächter immer groß erschienen. Tot hatte er kaum Gewicht.
    »Ist alles in Ordnung?« Bermi berührte ihn am Arm.
    Seine Besorgnis trieb Tempel beinahe die Tränen in die Augen. »Ich bin nicht verletzt. Aber

Weitere Kostenlose Bücher