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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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durch einen Fluss schwimmen könnte, hat mir der alte Corley Ball immer gesagt.«
    »Was ist aus ihm geworden?«, fragte Scheu.
    »Soweit ich weiß, ist er ertrunken.«
    »Die meisten Leute halten sich nicht an die eigenen guten Ratschläge«, brummte Lamm, dessen Hand auf dem Griff seines Schwerts lag.
    »Nein, das tun sie nicht«, raunzte Scheu ihn an und warf ihm einen bezeichnenden Blick zu. »Los, lasst uns gehen, damit wir noch vor Einbruch der Nacht die andere Seite erreichen.« Und damit wandte sie sich um und gab dem Trupp das Zeichen zum Aufbruch.
    »Wird nicht mehr lange dauern, bis sie das Kommando übernimmt, was?«, hörte sie Süß brummen.
    »Wenn du Glück hast, nicht«, antwortete Lamm.
    Leute umschwirrten die Brücke wie Fliegen einen Scheißhaufen. Sie waren aus allen Ecken des wilden und windigen Landes herbeigeströmt, um zu handeln und zu trinken, zu kämpfen und zu vögeln, zu lachen, zu weinen und alles zu tun, was man eben gern machte, wenn man endlich einmal wieder mit anderen Menschen zusammenkam und vorher Monate oder Jahre allein verbracht hatte. Es gab Trapper und Jäger und Abenteurer, die zwar alle auf eigene Art gekleidet und frisiert waren, aber dabei denselben Geruch verströmten, und zwar einen recht strengen. Es gab friedliche Geister, die Pelze verkauften oder um Almosen bettelten oder ihre Einnahmen durchgebracht hatten und betrunken durch die Gegend taumelten. Es gab die hoffnungsvollen Gesichter jener, die auf dem Weg zu den Goldadern waren und auf großen Reichtum hofften, und die bitteren Gesichter derer, die schon wieder zurückkehrten und möglichst schnell vergessen wollten, dass sie gescheitert waren, und Händler und Spieler und Huren, die darauf aus waren, beiden Gruppen sowie sich gegenseitig das Geld aus den Taschen zu locken. Sie alle verströmten eine Energie, als ob die Welt am nächsten Tag unterginge, und scharten sich um qualmende Feuer zwischen den Pelzen, die zum Trocknen ausgelegt worden waren und jenen, die schon für die lange Rückreise verpackt wurden und später den Hut irgendeines reichen Bürgers in Adua schmücken sollten, um seinen Nachbarn vor Eifersucht grün anlaufen zu lassen.
    »Dab Süß!«, grollte ein Kerl mit einem Bart wie ein Teppich.
    »Dab Süß!«, rief eine winzige Frau, die ein totes Tier häutete, das fünfmal größer war als sie.
    »Dab Süß!«, kreischte ein halb nackter, alter Mann, der ein Feuer aus zerbrochenen Bilderrahmen schürte, und der alte Pfadfinder erwiderte ihre Grüße mit einem Nicken und fragte sie alle nach ihrem Befinden. Offenbar kannte er hier draußen auf der Großen Ebene wirklich jeden.
    Geschäftstüchtige Händler hatten ihre Planwagen mit grellem Stoff in Stände verwandelt, die sich auf den leicht gewölbten Steinplatten der alten Kaiserstraße dicht an dicht bis hinauf zur Brücke aneinanderreihten. Sie verwandelten den Weg in einen lauten und lärmenden Basar – die Händler riefen ihre Preise, das Vieh brüllte und blökte, und Waren und Münzen verschiedenster Herkunft klimperten und schepperten. Eine Frau mit Augengläsern saß hinter einem Tisch, der aus einer ausgehängten Tür bestand, und hatte darauf ein paar getrocknete, zusammengenähte Köpfe arrangiert. Darüber prangte ein Schild: Geisterschädel, Ankauf/Verkauf . Lebensmittel, Waffen, Kleidung, Pferde, Ersatzteile für Karren und Wagen und alles weitere, was einen Menschen draußen in Fernland am Leben halten mochte, wurde für den fünffachen Wert gehandelt. Wertgegenstände, von Besteck bis hin zu Glasscheiben, die von naiven Siedlern zurückgelassen worden waren, schleppten findige Abstauber beinahe für lau weg.
    »Wahrscheinlich könnte man gutes Geld damit machen, wenn man hier Schwerter anliefert und Möbel zurücktransportiert«, überlegte Scheu laut.
    »Du hast für ein gutes Geschäft wohl immer einen guten Blick«, sagte Corlin und grinste sie von der Seite an. Zwar gab es kaum jemanden, der in kritischen Augenblicken einen kühleren Kopf behielt, aber zu allen anderen Zeiten war es ein wenig anstrengend, dass diese Frau immer alles kommentieren musste.
    »Gute Geschäfte ergeben sich nicht von selbst.« Scheu lehnte sich ein wenig im Sattel zurück, als ein Vogelschiss neben ihrem Pferd aufs Pflaster kleckerte. Es wimmelte überall von Vögeln, von ganz großen bis zu ganz kleinen, die krächzten und zwitscherten, hoch über den Köpfen kreisten, mit ihren glänzenden Knopfaugen nebeneinander hockten, sich auf den von

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