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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nicht.«
    »Zum halben Preis!«, grollte Rotbart.
    »Zicke!«, stieß sein Sohn wieder hervor.
    Scheu sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Was meinst du, Süß?«
    »Ich denk mal, ich bin schon vorher oft genug ausgeplündert worden, aber dabei haben die Leute wenigstens nicht noch versucht, es zu verstecken, diese Drecks…«
    »Süß?« Rotbart wechselte übergangslos von einem ruppigen Ton zu Anbiederei. »Du bist Dab Süß, der Pfadfinder?«
    »Der den roten Bären umgebracht hat?«, fragte der Knubblige.
    Süß zog sich wieder in den Sattel. »Ich hab dem pelzigen Wichser den Hals umgedreht, mit diesen Fingern hier.«
    »Der?«, rief der Junge. »Der ist doch bloß eine halbe Portion!«
    Sein Vater brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ist doch scheißegal, wie groß er ist. Sag mal, könnten wir deinen Namen für die Brücke benutzen?« Er holte weit mit dem Arm aus, als ob er schon das Schild vor sich sah. »Wir würden sie die Süßquerung nennen.«
    Der unverhofft derart gefeierte Pionier sah völlig verblüfft aus. »Die steht hier schon seit tausend Jahren, mein Freund. Da glaubt kein Mensch, dass ich sie gebaut hätte.«
    »Sie werden aber alle glauben, dass du sie benutzt. Jedes Mal, wenn du den Fluss überquerst, nimmst du diesen Weg.«
    »Ich nehme immer den Weg, der jeweils am günstigsten ist. Täte ich das nicht, wäre ich wohl auch ein beschissen schlechter Pfadfinder, oder?«
    »Aber wir könnten sagen, dass du immer hier lang kommst.«
    Süß seufzte. »Hört sich für mich nach einer ziemlich bekloppten Idee an, aber es ist ja nur ein Name.«
    »Normalerweise verlangt er fünfhundert Mark für die Benutzung«, warf Scheu ein.
    »Was?«, fragte Rotbart.
    »Was?«, fragte Süß.
    »Also«, nahm Tempel schnell den Faden auf, »in Adua gibt es einen Keksbäcker, der ihm jedes Jahr tausend Mark dafür zahlt, dass er sein Gesicht auf die Schachteln malen lassen darf.«
    »Was?«, fragte der Knubblige.
    »Was?«, fragte Süß.
    »Aber«, fuhr Scheu fort, »da wir eure Brücke ja nun auch selbst nutzen …«
    »Ein Wunder der Uralten Zeit!«, erinnerte Tempel noch einmal.
    »… können wir euch einen besonderen Nachlass anbieten. Nur einhundertfünfzig Mark, unser Trupp kann umsonst auf die andere Seite, und ihr könnt seinen Namen für die Brücke verwenden. Wie wäre das? Damit habt ihr heute schon dreihundertfünfzig Mark verdient, ohne dass ihr dafür auch nur einen Finger krumm gemacht habt!«
    Der Knubblige sah aus, als sei er sehr glücklich mit seinem Gewinn. Rotbart hatte hingegen seine Zweifel. »Wenn wir euch das bezahlen, was hindert euch daran, seinen Namen an alle möglichen anderen Brücken, Furten und Fähren in Fernland zu verkaufen?«
    »Wir werden einen Vertrag aufsetzen, damit alles seine Ordnung hat, und den werden wir unterzeichnen.«
    »Einen Ver…trag?« Für Rotbart war das Wort offenbar so fremd, dass es ihm schon Schwierigkeiten machte, es auszusprechen. »Wo zu Hölle wollt ihr hier draußen einen Rechtskundigen auftreiben?«
    An manchen Tagen läuft einfach nichts. An anderen wiederum klappt alles. Scheu klopfte Tempel auf die Schulter, er grinste sie an, und sie grinste zurück. »Wir haben das Glück, dass uns der verdammt noch mal beste Rechtskundige westlich von Starikland begleitet!«
    »Er sieht wie ein verdammter Bettler aus«, bemerkte der Junge abfällig.
    »Das Äußere täuscht oft«, sagte Lamm.
    »Rechtskundige übrigens auch«, setzte Süß hinzu. »Das ist bei diesen Säcken beinahe schon Gewohnheit.«
    »Er kann die entsprechenden Papiere aufsetzen«, sagte Scheu. »Das kostet nur fünfundzwanzig Mark.« Sie spuckte in ihre freie Hand und streckte sie aus.
    »In Ordnung.« Rotbart lächelte, oder zumindest sah es so aus, als ob sich unter dem roten Gestrüpp in seinem Gesicht etwas bewegte; er spuckte in seine Hand, und sie schlugen ein.
    »In welcher Sprache soll ich den Vertrag verfassen?«, fragte Tempel.
    Rotbart sah den Knubbligen an und zuckte die Achseln. »Ist egal. Von uns kann eh keiner lesen.« Damit wandten sie sich ab und machten sich daran, das Tor zu öffnen.
    »Einhundertneunzehn Mark«, raunte Tempel ihr ins Ohr, und als keiner hinsah, trieb er sein Maultier an, erhob sich in den Steigbügeln und schubste den Jungen von der Säule, so dass der neben dem Tor in den Dreck fiel. »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte er. »Ich hab dich gar nicht gesehen.«
    Das wäre zwar wahrscheinlich nicht nötig gewesen, aber Scheu

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