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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Lamm nahm den Hut ab und wischte sich die Stirn. »Hätte nicht gedacht, dass ihr Jungs eine Steinmetzarbeit von diesem Ausmaß hinkriegt.«
    Rotbart runzelte die Stirn und war sich offenbar nicht sicher, ob er gerade beleidigt worden war oder nicht. »Wir haben sie nicht gebaut.«
    »Aber sie gehört uns!«, brüllte der Knubblige, als ob diese Behauptung wahrer wurde, wenn er nur laut genug schrie.
    »Du Vollidiot«, fügte der Junge auf dem Säulensockel hinzu.
    »Wer sagt, dass sie euch gehört?«
    »Wer sagt, dass es nicht so ist?«, fauchte der Knubblige. »Besitz wird vom Gesetz geschützt!«
    Scheu sah über die Schulter, aber Tempel war noch weiter hinten bei der Herde. »Pfft. Wenn man mal einen verdammten Rechtskundigen braucht, ist natürlich keiner da …«
    »Wenn ihr hier rüber wollt, kostet das Zoll. Eine Mark für jeden, zwei Mark für jedes Tier und drei Mark für einen Wagen.«
    »Joh!«, rief der Junge.
    »Das ist ja ein starkes Stück.« Süß schüttelte den Kopf, als wollte er sich über den Niedergang der ganzen Gesellschaft wundern. »Da wird von einem Mann Geld verlangt, nur weil er seines Weges ziehen will.«
    »Es gibt Leute, die machen aus allem Geld.« Tempel hatte, immer noch auf dem Rücken seines Maultiers hockend, endlich zu ihnen aufgeschlossen. Er zog sich das Tuch von seinem dunklen Gesicht, und der Streifen gelben Staubs über seinen Augen verlieh ihm einen lustigen, harlekinartigen Ausdruck. Er ließ ein wässriges Lächeln sehen, als sei es ein Geschenk, für das Scheu dankbar sein musste.
    »Einhundertundvierundvierzig Mark«, sagte sie. Sein Lächeln verblasste, und schon fühlte sie sich ein wenig besser.
    »Dann sollten wir wohl besser mal mit Majud reden«, meinte Süß. »Und fragen, ob wir alle für den Zoll zusammenlegen wollen.«
    »Nun warte mal«, unterbrach ihn Scheu und winkte ab. »Dieses Tor sieht ja nun nicht allzu beeindruckend aus. Das könnte sogar ich eintreten.«
    Rotbart pflanzte seinen Speer auf dem Boden auf und sah sie finster an. »Möchtest du das vielleicht versuchen, Frau?«
    »Das kannst du ja mal, du Zicke!«, rief der Junge, dessen Stimme langsam ein wenig an Scheus Nerven zerrte.
    Sie hob die Handflächen. »Wir haben nicht die Absicht, zu Gewalt zu greifen, aber die Geister sind ja in letzter Zeit nicht mehr ganz so friedlich, hab ich gehört …« Sie holte tief Luft und ließ das Schweigen für sich sprechen. »Sangied hat wohl wieder das Schwert gezogen.«
    Rotbart verlagerte nervös sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Sangied?«
    »Genau der.« Tempel sprang mit schneller Auffassungsgabe auf denselben Zug. »Der Schrecken von Fernland! Keine Tagesreise von hier wurde ein Trupp von fünfzig Leuten massakriert.« Er riss die Augen weit auf und fuhr sich mit den Fingern an den Ohren entlang. »Da war kein einziges Ohr mehr. Bei keinem.«
    »Haben wir selbst gesehen«, warf Süß ein. »Sie hatten unaussprechliche Dinge mit den Leichen gemacht, an die ich mich nur unter Schmerzen erinnere.«
    »Unaussprechlich«, wiederholte Lamm. »Mir war schlecht.«
    »Ihm«, betonte Scheu. »Ihm war schlecht. So wie die Dinge liegen, hätte ich ganz gern ein ordentliches Tor, hinter dem ich mich verschanzen könnte, wenn ich an eurer Stelle wäre. Ist das Tor auf der anderen Seite auch so mies?«
    »An der anderen Seite ist kein Tor«, sagte der Junge, bevor Rotbart ihn mit einem bösen Blick zum Schweigen brachte.
    Aber nun war der Schaden schon getan. Scheu holte noch tiefer Luft. »Tja, aber das ist ja eure Sache, denk ich mal. Ist ja eure Brücke. Aber …«
    »Was denn?«, zischte der Knubblige.
    »Wir haben zufällig einen Mann namens Abram Majud bei uns. Einen Wunderschmied, unter anderem.«
    Rotbart schnaubte. »Und der hat seine Schmiede dabei, oder was?«
    »Ja klar, hat er«, sagte Scheu. »Seine patentierte, tragbare Curnsbick-Schmiede.«
    »Seine was?«
    »Das ist ein solches Wunderwerk der modernen Zeit, wie diese Brücke ein Wunderwerk der alten ist«, erklärte Tempel mit vollem Ernst.
    »Ein halber Tag«, erklärte Scheu, »und er schmiedet euch ein paar Eisenbänder, Bolzen und Angeln für beide Seiten dieser Brücke, und dann könnte sie nur noch ein Heer überwinden.«
    Rotbart fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sah zu dem Knubbligen hinüber, und auch der leckte sich die Lippen. »Na gut, ich sag euch was. Ihr kommt zum halben Preis durch, wenn ihr uns das Tor repariert …«
    »Wir gehen umsonst durch oder gar

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