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Blutkrieg

Blutkrieg

Titel: Blutkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das hier die Hölle ist, soll es mir Recht sein.«
Andrej war nicht sicher, ob diese letzte Bemerkung wirklich
klug gewesen war. Seit sie das verfluchte Schiff und vor allem
das verfluchte Stück Land hinter dem Ende der Welt betreten
hatten, hatte er ernsthaft angefangen, über seine Einstellung zu
Göttern, Geistern und Dämonen nachzudenken. Aber verstehen
konnte er den Nubier.
Er stand endgültig auf, ging zu Abu Dun und kniete neben ihm
nieder. Der Nubier machte eine einladende Geste zu der warmen
Quelle hin, und als Andrej zögerte, seinem Beispiel zu folgen,
bespritzte er ihn lachend mit Wasser. Mehr war nicht nötig.
Andrej ließ sich nach vorne sinken, tauchte die Hände fast bis zu
den Ellbogen in die warme Quelle und schloss die Augen.
Irgendein … sonderbarer Laut drang an sein Gehör, aber er
achtete nicht darauf. Das Gefühl köstlicher Wärme, die seine
Hände und Unterarme umhüllte, durchdrang ihn ganz und gar.
Es vermochte die Kälte nicht gänzlich zu vertreiben; nach
endlosen Stunden, die sie durch den Sturm und über Eis und
Schnee gestolpert waren, war sie einfach zu tief in seinen
Körper gekrochen. Doch er hatte das Gefühl, niemals etwas
Köstlicheres gespürt zu haben. Erst nach einer kleinen Ewigkeit
richtete er sich wieder auf und betupfte sich zuerst behutsam das
Gesicht mit dem warmen Nass, ehe er endgültig dem Beispiel
des Nubiers folgte.
Abu Dun bespritzte ihn erneut, diesmal nicht mit wenigen
Tropfen, sondern dem ganzen Schwall, den seine gewaltigen
Pranken schöpfen konnten, und Andrej starrte ihn einen
Atemzug lang verärgert an. Dann aber lachte er und revanchierte
sich auf die gleiche Weise, und eine kurze Weile tollten sie
herum wie Kinder, bespritzten sich gegenseitig mit dem
dampfenden, heißen Wasser und hätten vermutlich am Ende
versucht, den anderen ganz in die Quelle zu stoßen und
unterzutauchen, wären sie nicht beide viel zu erschöpft gewesen.
So ließen sie sich schließlich lachend zurücksinken.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Andrej nach einer
Weile. Er lag auf dem Rücken und starrte die Decke hoch über
ihren Köpfen an. Ein einzelner Wassertropfen fiel ihm ins
Gesicht und ließ ihn blinzeln. Er war eiskalt.
»Wenigstens werden wir nicht erfrieren«, antwortete Abu
Dun, »und das ist im Moment alles, was mich interessiert.«
Andrej setzte sich auf und tauchte die rechte Hand erneut ins
Wasser, das ihm jetzt schon nicht mehr annähernd so warm
vorkam wie gerade noch. »Oder verdursten«, fügte er hinzu. Er
trank einen Schluck, zog eine Grimasse und musste sich
beherrschen, um es nicht sofort angeekelt auszuspucken.
»Was ich dir noch sagen wollte«, kicherte Abu Dun neben
ihm. »Das Wasser schmeckt scheußlich. Aber Allah sei Dank
kann man uns ja nicht vergiften.«
Andrej wollte gerade antworten, als er abermals ein Geräusch
vernahm, das nicht hierher zu gehören schien. Er fuhr hoch.
Alarmiert sah er sich um, erkannte jedoch nichts, was seine
Beunruhigung erklären konnte. Zumindest nichts, das
beunruhigender gewesen wäre als der Anblick, den die Höhle
ohnehin schon bot. Aber er wusste, das musste nichts bedeuten.
Das unwirkliche grüne Licht verwirrte seine Sinne. Und
vielleicht nicht nur sie …
»Was hast du?«, fragte Abu Dun. Auch er setzte sich auf und
es hörte sich an wie ein kleines Erdbeben.
»Nichts«, antwortete Andrej zögernd. »Ich dachte, ich hätte
etwas gehört, aber …« Er zuckte mit den Schultern, stand auf
und drehte sich langsam, um sich zum ersten Mal wirklich
aufmerksam in der Höhle umzusehen. Er hatte erwartet, dass
seine Augen sich an das seltsame grüne Licht gewöhnen
würden, doch das Gegenteil war der Fall: Er erkannte weiterhin
nicht viel mehr als Schemen in allen nur denkbaren Grüntönen
(und in ein paar Schattierungen, die er sich bisher nicht einmal
hatte vorstellen können). Aber jetzt sah er doch, dass die Höhle
wesentlich größer war, als er bisher angenommen hatte. Die
heiße Quelle, die Abu Dun gefunden hatte, war nicht die einzige
ihrer Art, und der überall aufsteigende Dampf tat ein Übriges,
um seine Sinne zu narren.
»Erstaunlich«, murmelte Abu Dun hinter ihm.
Andrej blinzelte ein paar Mal, aber das Bild vor seinen Augen
wollte nicht klarer werden. »Was?«, fragte er.
Abu Dun langte nach oben und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen etwas, was sonderbarerweise nach Holz klang.
Andrejs Blick folgte der Bewegung, und die undeutlichen
Umrisse

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