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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Hinweis auf einen Besitzanspruch sein, oder sogar eine Warnung? Larkyen wusste es nicht zu deuten. Und längst war seine Aufmerksamkeit von einer weiteren Schädelstatue geweckt worden. Groß wie ein Wehrturm erhob sie sich auf einer künstlich errichteten Anhöhe. In ihren kantigen Augenhöhlen brannten Kerzen und gaben dem verwitterten Antlitz ein surreales Aussehen.
    Sechs Gestalten verharrten vor der Statue in gebeugter Haltung, die Ehrerbietung ausdrückte.
    Ihre drahtigen Leiber waren bis auf wenige Kleidungsfetzen nackt. Die Haut war bleich, und jeder darunterliegende Muskel schien bis aufs äußerste gespannt zu sein. Gemeinsam reckten sie ihre Hände gen Himmel und stimmten einen bizarren Gesang an.
    Während Larkyen sich ihnen näherte, beobachtete er ihr Treiben. Plötzlich hielten sie inne und drehten sich zu dem Unsterblichen um. Mit blitzenden Augen, in denen sich unmenschliche Gier zu erkennen gab, starrten sie Larkyen an. Sie stießen Knurrlaute aus, die an ein wildes Tier erinnerten.
    Und viel zu schnell für ein menschliches Wesen zogen sich die Gestalten zurück und verschmolzen mit der Dunkelheit der Nacht.
     
    Die unnatürliche Stille war wieder da.
    Larkyen spähte umher und verweilte bei dem Gedanken, ob er bei Nacht überhaupt imstande war, einen möglichen Angriff jener Gestalten früh genug zu wittern. Wenn seine Wunden auch augenblicklich wieder verheilen würden, war er sich dennoch der Bedrohung bewusst, die von diesen Gestalten ausging. Der Bauer hatte keinesfalls Unrecht gehabt.
    Mochte es sich bei diesen Wesen um die Strygarer handeln, jenen bösen Geistern, deren Name in ganz Laskun mit Scheu ausgesprochen wurde? Waren die Märchen und Schauergeschichten tatsächlich Wirklichkeit geworden?
    Larkyen ritt nur langsam voran, er durchquerte noch weitere, ebenfalls verwaiste Dörfer. Allein war er dennoch nicht. Manchmal erhaschte er lautlose Bewegungen in den Schatten, sah die Silhouetten von abgerissenen Gestalten, die sich flink wie Raubtiere bewegten.
     
    Mitten auf dem Weg begegnete Larkyen einem einsamen Reiter. Der Reiter saß aufrecht im Sattel und hob die rechte Hand zum Gruß. Leichtes Rüstzeug aus Lederplatten bedeckte seinen Oberkörper, und er hatte Schwert und Bogen bei sich. Sein Gesicht erschien blass. Unter buschigen Brauen lagen blutunterlaufene Augen, die von dunklen Ringen umrahmt wurden.
    „ Ich wünsche einen guten Abend“, sagte der Reiter höflich. Seine männliche Stimme prägte sich Larkyen sofort ein. „Ich bin also doch nicht der Einzige, der zu nachtschlafender Zeit durch Nemar reitet. Mein Name ist Beliar von Nemar. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
    Auch Larkyen stellte sich vor.
    „ Welch Zufall“, sagte Beliar erfreut. „Habe ich es also tatsächlich mit dir zu tun. Ich suche bereits seit Einbruch der Nacht nach dir.“
    „ Du kennst mich?“
    „ Dein Ruf eilt dir voraus, Larkyen. Es heißt, du seiest ein Freund und ein Beschützer des Volkes der Majunay. Im östlichen Teil Laskuns spricht man erst seit wenigen Tagen von dir. Ich aber weiß durch einige Freunde im Lande Majunay über dich Bescheid. Von Zeit zu Zeit senden sie mir einen Falken mit einer Botschaft. So erfuhr ich von dir und deinem Kampf gegen die Kedanier. Bemerkenswert, wirklich bemerkenswert.“
    Larkyen war über die Offenheit und die Lobpreisungen des Reiters verblüfft. Der Mann sprach mit ihm, als wären sie alte Bekannte.
    „ Du suchst also nach mir?“
    „ Ich handle im Auftrag meines Vaters, dem Fürsten von Nemar. Er war es, der mich auf die Suche nach dir sandte. Auch er hat schon von dir gehört, musst du wissen, und er ist sehr daran interessiert, mit dir in Kontakt zu treten.“
    „ Das ist merkwürdig“, sagte Larkyen. „Ein Bauer erzählte mir, das Fürstentum von Nemar sei längst nicht mehr beständig. Ein Fluch soll auf dieser Gegend lasten.“
    Beliar lachte höhnisch.
    „ Das muss wohl einer der Tölpel jenseits des Ranoywaldes gewesen sein“, sagte er. „Das Fürstentum von Nemar wird immer bestehen bleiben, nur halten wir uns der gemeinen Bevölkerung gegenüber etwas bedeckter. Du musst wissen, dass die meisten Leute nicht mehr viel für das Fürstentum übrig haben. Einst bestand Laskun aus fünf Fürstentümern, und wir sind das letzte, das noch übrig ist. Alle anderen Linien sind längst ausgestorben, und manche mögen uns das gleiche wünschen. Doch verflucht sind wir gewiss nicht.“
    „ Dennoch geschehen hier merkwürdige Dinge,

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