Blutkult (German Edition)
vom Blut aller Kreaturen zu nähren.“
Längst hatte Larkyen auf die Bedrohung reagiert, und während seine Hand zum magischen Schwert griff und Kaerelys in tiefer Schwärze offenbarte, rief der Fürst von Nemar aus: „Halte ein!“
Auch Beliar zog sein Schwert und hielt mitten in einem Angriffshieb inne.
Larkyen wagte seinen Augen kaum zu trauen: Die Klinge von Beliars Schwert war ebenfalls pechschwarz und strahlte ihre eigene archaische Runenkraft aus.
„ Vorsicht, Larkyen“, zischte der Fürstensohn. „Nur der schwarze Stahl vermag das Fleisch eines Gottes zu zerstören, mein Schwert ist deinem gleich!“
Schlichtend stellte sich der Fürst Larkyen entgegen und rief: „Wir sind keine Feinde, ich habe dich nicht hierher bringen lassen, um dich zu töten. Und ich will auch keinen Kampf gegen dich.“
Auf sein Geheiß ließ nun sein Sohn Beliar endlich das Schwert sinken und schob es zurück in die Scheide. Larkyen jedoch behielt seine Waffe in der Hand.
„ Wie viele Söhne und Töchter der schwarzen Sonne habt ihr unter dem Vorwand der Gastfreundschaft hierher gelockt, um von ihnen zu zehren?“
Während Beliar ein sadistisches Grinsen aufsetzte, antwortete der Fürst mit ernster Stimme:
„ Wir töteten nur zwölf in den letzten fünfzig Jahren .“
„ Zwölf von meiner Art wurden vernichtet, um eure ruchlose Existenz zu ermöglichen“, rief Larkyen anklagend. Sein Gesicht verzog sich vor Zorn. „Sie waren Götter, und durch eure Adern fließt ihr ewiges Leben. Doch unser Blut verwandelt Menschen in Bestien, es entfacht eine Gier, der ihr stets unterliegen werdet. Ihr habt euch gewiss keinen Gefallen getan.“
Demonstrativ führte Larkyen die schwarze Klinge seines Schwertes an die Lippen und flüsterte dessen Namen. Kaerelys reagierte wie ein lebendiges Wesen. Während die Luft zu knistern begann, strahlte es auf, so als dringe das Morgenrot in all seiner Kraft aus ihm hervor.
Abwehrend streckte der Herr von Nemar die Hände von sich. Seine Stimme klang flehend, ja traurig, anders als es sich für einen Fürsten ziemte.
„ Larkyen, bitte höre, was ich dir zu sagen habe. Halte dein Schwert auf mich gerichtet, wenn du willst, aber höre mich weiter an. Bitte.“
„ Gut, ich höre dir zu“, sagte Larkyen und machte keine Anstalten, seinen Argwohn zu verbergen. „Doch lass es mich nicht bereuen.“
„ Zwölf Unsterbliche mussten einst ihre eigene Existenz aufgeben, um uns eine Existenz zu gewähren. Du sollst wissen, dass ich der erste hier in Nemar war, der das Blut eines Gottes trank, mein Sohn tat es mir nach, doch das Blut der anderen zehn diente einem wichtigerem Anliegen. Mit dem gesamten Blut eines Gottes kannst du nur einen einzigen Menschen verwandeln. Die Schöpfung meines unvergänglichen Volkes würde ewig dauern und wäre in der Geschichte der Welt nur mehr ein zufälliges Ereignis. Um einen Strygarer zu erschaffen, bedarf es mehr! Nach langwierigen Forschungen und Studien der Magie und vielen fehlgeschlagenen Versuchen hatte ich endlich eine Möglichkeit gefunden, einen Menschen auf andere Art zu verwandeln. Hier im Pregargebirge erschuf ich den legendären Brunnen des Lebens. Was so viele vor mir anstrebten, ist mir letzten Endes gelungen.
Ich reicherte einen See mit dem Blut jener zehn Unsterblichen an, ebenso mit dem von Menschen und Tieren. Ihrer aller Kraft vermischte sich in seinen Tiefen. Ein sechs Jahre andauerndes Ritual war notwendig, um diesen See mit zusätzlichen Energien aufzuladen, die Vergängliches in Ewiges verwandeln können. Auf dass jeder Mensch, der fortan auch nur einen einzigen Schluck aus jenem See trinkt, zum Strygarer werde.“
„ Und nach dem Blut aller Lebewesen giert“, fügte Larkyen hinzu.
„ Ja“, seufzte Fürst Strygar zufrieden, „und weder altert, noch Krankheiten unterliegt.“
„ Was aber wollt ihr dann noch von mir?“
„ Ich möchte dich an meiner Seite wissen, als mein Verbündeter.“
„ Warum sollte ich mich euch anschließen?“
„ Weil du dich nach einer gerechten Welt sehnst, ebenso wie ich.“
„ Ich schätze, wir haben verschiedene Ansichten von Gerechtigkeit.“
„ Bist du dir da so sicher? In einer gerechten Welt würden gute Menschen niemals sterben. Mit dem Tod meiner Gemahlin Senar widerfuhr auch mir einst großes Unrecht. Und wie du sehnte ich mich fortan nach dieser Gerechtigkeit, nach dieser Zerstörung des Todes. Den Tod zu überwinden ist ein Wunsch, den viele Menschen hegen, der aber von denen,
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