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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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bist zur rechten Zeit in mein Reich gekommen. Die Dunkelheit der Nacht ist meinen Augen angenehmer als die grelle Helligkeit des Tages.“ Er lächelte. „Larkyen, welch bedeutungsvoller Name. In altnordischer Sprache bedeutet er soviel wie: Der den Sturm bringt. Sollte dein Name ein Omen sein, sollte ich dich gar den Gott der Rache nennen? Denn das ist nur ein weiterer deiner vielen Namen, die dir im Laufe der Zeit aufgrund deiner Taten verliehen wurden.“
    Larkyen war über das Wissen dieses Fürsten erstaunt. Mit schnellen Schritten ging er auf den Thron zu, Beliar hielt mit ihm Schritt. Der Unsterbliche kam dem Fürsten nun nahe genug, um tief in dessen stahlblaue Augen blicken zu können, und er las aus ihnen eine listig planende Intelligenz.
    Strygar sprach indessen unbeirrt weiter: „Ich kenne die vielen Geschichten über dich. In einer davon kämpftest du gegen einen Kedanier mit Namen Boldar, der einst das Blut eines Unsterblichen trank und dadurch Macht erlangte, die einem Gott ebenbürtig war. Du jedoch konntest diese Bestie des Nordens bezwingen.“
    „ Woher weißt du so viel von mir?“
    „ Dein Ruf eilt dir voraus, außerdem habe ich viele Untergebene in den umliegenden Dörfern und Städten.“
    „ Was will der letzte Fürst Laskuns von mir?“
    „ Erlaube mir, dass ich es dir zeige. Ein Unsterblicher dürfte wohl genügend Zeit aufbringen.“
    Der Fürst erhob sich von seinem Thron. Mit einer einladenden Geste bedeutete er Larkyen, ihm zu folgen. Sie gingen auf einen spitzen Torbogen zur linken Seite des Throns zu. Der dahinter beginnende Gang entpuppte sich als makabres Kunstwerk. Unzählige menschliche Schädel und Gebeine waren in Wände und Decke eingearbeitet. Der Zahn der Zeit hatte an ihnen genagt und die einst so bleichen Knochen gelbbraun und rissig werden lassen.
    Larkyen spannte seine Muskeln an, seine Sinne waren geschärft. Auf Grund vergangener Erfahrungen war die Vorsicht eine seiner treuesten Verbündeten geworden. In einigem Abstand hinter sich vernahm er die Schritte Beliars. Er war nun auf alles gefasst.
    Der Knochengang mündete in tiefe Schwärze.
    Der Fürst streckte den Arm aus und richtete den Zeigefinger in die Dunkelheit. Urplötzlich loderten dort Dutzende von Fackeln auf und gaben die Sicht frei auf einen großen fensterlosen Raum. In der Mitte erhob sich eine riesige Statue aus grauem Stein. Sie ragte bis unter die Decke und bot das detaillierte Abbild eines menschlichen Skeletts. In den Klauen seiner Knochenhände trug es den winzig erscheinenden Leib einer Frau. Weiße Stoffbahnen verdeckten einen Großteil ihrer zierlichen Gestalt.
    Während Larkyen an der Seite des Fürsten näher herantrat, vernahm er bereits den süßlich beißenden Geruch von Balsamierungsölen.
    Anscheinend war die Frau schon seit vielen Jahren tot, ihre Haut hatte die Farbe von Pergament, doch ihr Gesicht verriet noch immer, wie schön sie einst gewesen sein musste. Auf Grund ihrer geschlossenen Augenlider ähnelte sie lediglich einer Schlafenden.
    „ Meine Gemahlin“, flüsterte Fürst Strygar traurig und seine Stimme bebte. Behutsam strich er ihr über die Stirn. „Ihr Name war Senar. Sie starb an den Folgen einer Pestepidemie, die mein Schloss heimgesucht hatte. Dieses Denkmal soll mich stets an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern, und daran, dass uns das Wichtigste oft so unerwartet genommen werden kann. Der Tod, er scheint so übermächtig, und all jene, die sterblich sind, so klein und zerbrechlich im Angesicht seiner Gegenwart. Du weißt, wovon ich spreche. Wie lautete der Name deiner Liebe?“
    „ Ihr Name war Kara.“
    „ Kara“, flüsterte der Fürst. „Eine Sterbliche, deren Liebe einem Kind der schwarzen Sonne gehörte. Du und ich, wir waren einst zu schwach, um jene die wir am meisten lieben, vor dem Tod zu beschützen. Es war uns nicht möglich, sie seinen kalten Klauen zu entreißen. Doch nicht länger ist der Tod allmächtig, er wird schon bald besiegt sein. Ich bin dabei, ein Reich zu erschaffen, in dem es keinen Tod mehr gibt.“
    „ So etwas wird niemals möglich sein“, sagte Larkyen.
    „ Wenn du dich da nicht irrst“, sagte der Fürst von Nemar, und seine dünnen Lippen entblößten spitze Eckzähne. „Hier im Fürstentum Nemar sind all jene versammelt, die gleich mir das Blut eines Kindes der schwarzen Sonne getrunken haben. Seitdem altern wir nicht mehr, übermenschliche Stärke und Widerstandskraft erfüllt uns, doch sind wir auch dazu bestimmt, uns

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