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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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ausgemergelten Zustand an lebende Skelette erinnernd. Manchen von ihnen waren Schnittwunden zugefügt worden, die sich unter den mangelhaften hygienischen Zuständen längst entzündet hatten und eiterten. Wann immer Larkyen nahe genug an die Zellen herantrat, wichen die Gefangenen in die Ecken zurück und bedeckten ihre hohlwangigen Gesichter, als würde die dichte Schwärze ihnen die sichere Geborgenheit des Mutterleibes zurückbringen.
    „ Sind hier alle eure Gefangenen untergebracht?“ fragte Larkyen den Strygarer.
    Bulgar nickte. „Sie wurden alle hierher gebracht. Du hast nun, was du wolltest, lass mich jetzt gehen.“
    In diesem Moment riss Larkyen dem Strygarer mit einer mühelosen Bewegung den Bauch auf.
    „ Du hast es geschworen“, röchelte Bulgar. Die Gier der Strygarer in Bulgars Augen wich einem Ausdruck von Verwirrung und Unverständnis, während er trotz seiner gebrochenen Arme versuchte, mit beiden Händen die herausquellenden Eingeweide zurückzuschieben.
    „ Ich habe gelogen“, sagte Larkyen, und seine Stimme zeugte von einer Kälte, wie sie der härteste Winter nicht hätte mit sich bringen können.
    Der Unsterbliche ergriff mehrere Stränge feuchtglänzender Eingeweide und drückte sie in Bulgars Gesicht, um dessen winselnden Schrei damit zu ersticken. So starb der Verräter den Tod, den er verdiente.
     
    Larkyen brach jede der Kerkertüren mit bloßen Händen auf und rief den Gefangenen zu: „Ihr seid frei!“
    Unglauben zeichnete sich in den knochigen Gesichtern ab, keiner von ihnen wollte tatsächlich glauben, dass Freiheit nun auch in Nemar mehr als nur ein Wort war.
    Zaghaften Schrittes traten die ersten Gefangenen hinaus auf den Gang. Nur wenig Leben wohnte ihren geschundenen Leibern noch inne. Mehr winselnd als sprechend, richteten sie ihre Dankesworte an Larkyen. Manche verrieten die Orte ihrer Herkunft und legten somit ein erschreckendes Zeugnis von weiteren verwaisten Gegenden des Landes ab.
    So schnell es ihr Mangel an Körperkräften noch zuließ, eilten die Gefangenen die Treppen hinauf. Lediglich einer von ihnen zögerte, sein Körper war noch immer voll sehniger Muskeln, die von einstmals großer Körperkraft zeugten.
    „ Herr, man nennt mich Melgar“, stellte sich der Mann vor, „und ich bin dir etwas schuldig, dafür dass du mich befreit hast. Der Umgang mit dem Schwert ist mir vertraut, kein Krieger sollte in so einem Verlies sterben, also lass mich an deiner Seite kämpfen.“
    „ Die Schlacht tobt vor den Toren dieses Schlosses. Wenn deine Kraft es dir noch erlaubt, beschaffe dir ein Schwert und stehe meinen Gefährten bei. Doch vorher berichte mir, welches Schicksal dich, einen Krieger, an diesen Ort brachte.“
    „ Noch letzten Winter befehligte ich die Wachmannschaften der Stadt Karlysan im äußersten Westen Laskuns. Wir waren am Grenzgebiet zum Reich Ken-Tunys stationiert, als ein unnatürlicher Nebel aufzog und dichte Wolken das Sonnenlicht verschlangen. Mit der Dunkelheit griffen Fürst Strygars Truppen die Stadt an. Es waren Bestien, wilde Bestien mit nachtschwarzen Klingen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen, aber sie zerfetzten die Gegenwehr unserer dreihundert Soldaten binnen eines Mittags. Jeglicher Widerstand war aussichtslos, wir ergaben uns. Strygars Truppen versprachen uns gute Verpflegung und das Leben, wenn wir dem Fürst die Treue schwören. Und so ließen wir uns in die Gefangenschaft führen. Nach einem Marsch von zehn Tagen erreichten wir das Schloss und wurden in die Kerker gebracht, die wir nicht wieder verlassen sollten. Unsere Verpflegung wurde so stark rationiert, dass wir gerade nur überleben konnten. Ja, wir sollten noch am Leben bleiben, denn diese Bestien brauchten unser Blut. Immer wenn es ihnen danach gelüstete, kamen sie und zerrten uns fort in ein nahegelegenes Tal, das sie das Tal des Blutes nannten. Dort fügten sie uns tiefe Schnittwunden zu und fingen das herauslaufende Blut in Kelchen auf, aus denen sie es tranken. Manche, die sie geholt hatten, kehrten auch nie wieder in die Kerker zurück. Wir waren nichts als Schlachtvieh für sie.“
    „ Ich bin hier, um all diesem Treiben ein Ende zu setzen.“
    „ Es gibt noch etwas, das du wissen musst: Der Fürst ist kein Mensch. Riesige Schwingen tragen ihn durch die Luft, und er besitzt Hexenkräfte. Anfangs gebot er nur über das Feuer, dann gehorchte ihm auch noch die Luft, und seine Kräfte vermehren sich. Herr, bei allem, was mir lieb und teuer ist, ich schwöre es

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