Blutkult (German Edition)
Unser Gefährte Tarynaar ist von uns gegangen.“
Larkyen wagte es nicht, daran zu zweifeln, und noch während die Energien eines für die Ewigkeit bestimmten Wesens hinauf gen Himmel stiegen, fühlte Larkyen die erdrückende Last der Trauer auf seinen Schultern. Er hatte große Hoffnungen und Sympathien in den hünenhaften Tarynaar gesetzt. Viele Zeitalter hätten bevorstehen sollen, in denen Tarynaar hätte ein Mentor sein können, ein Waffenbruder und ein Freund.
Unsterblich, wie lächerlich klang diese Bezeichnung für seine Art nun für Larkyen. – Ein Unsterblicher war gestorben, und wieder einmal war es schwer, den Tod zu akzeptieren.
Jäh stieß Logrey ein tierähnliches Schnaufen aus und riss Larkyen aus seinen Gedanken.
„ Ich rieche den Feind.“ Der Kyaslaner zog sein Schwert.
Daraufhin wurden zwei Wehrheimer von ihren Pferden gerissen und verschwanden lautlos im Nebel. Noch im selben Augenblick schälte sich die Gestalt eines Strygarers aus den Schwaden. Er war hochgewachsen und muskulös, schien in seinem früheren Leben den Kedaniern angehört zu haben. Sein breites Gesicht war von einer verfilzten Mähne dunkelblonden Haares umrahmt. Die gewaltigen Muskeln seines Leibes waren bis aufs äußerste angespannt, als er gezielt zum Sprung gegen Logrey ansetzte.
Der Strygarer prallte mit einer Wucht auf den Unsterblichen, die Menschenknochen hätte bersten lassen, und riss ihn vom Pferd.
Und noch ehe Logrey zu einem ersten Streich mit dem Schwert ausholen konnte, tauchten aus dem modrigen Wasser weitere Strygarer auf. Mit ihren schlammbedeckten Leibern und den fauligen Wurzelsträngen, die wie Tentakel an ihnen herabbaumelten, erschienen sie einmal mehr wie Monster aus einer anderen Welt. Sie kesselten Logrey geschickt ein und trieben ihn abseits der Gruppe in den Nebel hinaus.
Im Kampf vertieft, rief der Kyaslaner seinen Gefährten zu: „Zieht ohne mich weiter!“
„ Ich lasse dich nicht zurück“, antwortete Larkyen. Vom Pferd aus bahnte er sich mit dem Schwert Kaerelys eine blutige Schneise durch die Strygarer. Hinter sich wusste er seine anderen Gefährten, von denen ein jeder zu Logreys Unterstützung bereit war.
„ Reite weiter, Larkyen“, schrie Logrey, und Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. „Ihr müsst den Sumpf und den Nebel so schnell wie möglich verlassen. Hier sind wir dem Feind unterlegen. Der Wald bietet euch eine bessere Umgebung. Dies ist dein Feldzug, Larkyen, führe ihn hin zum Sieg!“
Von allen Seiten ertönte nun Gebrüll. Das Wasser plätscherte, als wachse ein rauschender Gebirgsbach an. Und Larkyen glaubte sich in einen Albtraum versetzt. Wieder einmal musste er die Überzahl seiner Feinde anerkennen. Als riesige Welle aus braungrauen Leibern liefen, krochen und sprangen sie heran, dicht beieinander und übereinander. Ihre Augen funkelten gierig im Mondschein. Arme ragten aus der Welle heraus, und ihre Hände griffen nach den Gefährten, packten einen weiteren Sterblichen und zerrissen ihn bei lebendigem Leib in blutige Stücke.
Logrey war längst von der Welle überrollt worden.
Die Gefährten sammelten sich um Larkyen.
„ Wir können nichts mehr für Logrey tun“, keuchte Ayrus.
„ Wir ziehen zum Wald“, sagte Larkyen schweren Herzens. „Folgt mir!“
Auf Alvan durchbrach er die Welle der Strygarer, und das mächtige Pferd zermalmte sie unter seinen Hufen. Nur kurz sah er zurück, um sich zu vergewissern, dass seine Gefährten ihn folgten. Sie ritten durch die Nebelschwaden, so schnell ihre Pferde sie trugen. Doch der Sumpf schien lebendig zu sein und erschuf aus seinen Tiefen neue Wellen von Strygarern, die sich in ihrer Nähe auftürmten.
Der Morgen graute bereits, als die Gewässer am Rand eines Tannenwaldes endeten und der Grund fester wurde.
Die Nadelbäume erstreckten sich bis zu dem hohen Felsen, auf dessen Spitze Schloss Nemar aufragte. Schon aus der Ferne konnte Larkyen die Eingangshöhle inmitten des Gesteins sehen, wie sie gleich einem weit aufgerissenen Maul hinter den Stämmen aufglühte.
Larkyen erwartete eine Schlacht, aus der nur wenige seiner Gefährten lebend hervorgehen würden. Wenn er in die Gesichter der Sterblichen blickte, in Regars Augen, dann erhoffte er sich sehnsuchtsvoll die Unterstützung der Wölfe. Er spähte zwischen die umliegenden Bäume, wo nur die Stille regierte, dann weiter hinauf zu den Ausläufern des Pregargebirgskammes.
„ Steht uns bei“, flüsterte er.
Eine leichte Brise kam auf, und
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