Blutkult (German Edition)
dir, er ist kein Mensch!“
„ Das bin ich eben sowenig.“
„ Ja Herr, deine Augen zeugen davon. Mögest du, was immer du auch bist, seiner ruchlosen Existenz ein Ende bereiten.“
Kapitel 16 – Der fleischlose Gott
Auf der Suche nach Fürst Strygar glich Larkyen einem nach Beute jagendem Raubtier; seine Sinne waren geschärft und nahmen jeden Geruch, jedes Geräusch und jede Bewegung in seiner Umgebung präzise wahr. Irgendwann stieß er auf ein Gewölbe, bei dem es sich nur um die Unterkunft der Strygarer handeln konnte. Die kalte feuchte Luft war so vom Gestank verwesenden Fleisches erfüllt, das Larkyen glaubte, mit jedem weiteren Atemzug würde sein eigener Leib bis ins Mark damit besudelt. An den Wänden haftete eine zähe Mischung aus Schimmel und getrockneten Blutspritzern. Bis zur Unkenntlichkeit zerfetzte Überreste der verschiedensten Leiber lagen auf weiter Flur verstreut, und die tiefen Abdrücke von Zähnen an ihren Wundrändern deuteten darauf hin, dass die Strygar auf Grund ihrer monströsen Blutgelüste dazu neigten, selbst rohes Fleisch in Massen zu verschlingen.
Nachdem er ein weiteres Geflecht aus Gängen durchquert hatte, witterte Larkyen das Blut vieler Menschen und Tiere und sogar das seiner eigenen Art. Er stieß auf einen spitzen Torbogen, hinter dem bereits wieder die ersten Dunstschwaden des Nebels entlang zogen.
Larkyen trat hindurch und wusste sich im Freien. Seine Augen begannen die Umgebung zu erforschen.
Die vielen abgestorbenen Bäume boten nur noch Erinnerungen an eine Zeit üppiger Vegetation und blühenden Lebens. Die Rinde ihrer einst so kraftvollen Stämme war pechschwarz geworden, das Geäst der leeren Kronen hatte sich zum Boden hin geneigt.
Larkyen folgte dem Geruch des Blutes in der Luft, der immer intensiver wurde, und er ahnte bereits, an welchen Ort er gelangt war.
Jetzt endlich konnte Larkyen den sagenumwobenen Brunnen des Lebens mit eigenen Augen erblicken. Es war tatsächlich ein See, dessen schwarzrote Oberfläche inmitten all dieser Trostlosigkeit wie ein bodenloses Loch erschien. Deutlicher als schon zuvor in den Sümpfen, spürte Larkyen nun auch wieder jene bedrohliche Machtpräsenz, die auf unbegreifliche Weise den Tiefen des Blutes entstieg und dem Unsterblichen einen Schauder über den Rücken jagte.
An der gegenüberliegenden Uferseite erhob sich ein Felsmassiv, das ebenfalls jenes eingemeißelte Antlitz Strygars trug. Der knochige Schädel wuchs sich nach oben hin zu einem breiten Altar aus. Darauf lag regungslos die hünenhafte Gestalt Tarynaars, dessen blutiger Leib sich tiefrot von dem grauen Gestein abzeichnete. Erst kürzlich war sein Blut durch feine Rinnsäle in den Brunnen des Lebens hinabgelaufen.
Der Anblick des toten Gefährten versetzte Larkyen einen Stich ins Herz. Der edle und starke Krieger aus einer längst vergangenen Zeit war den unwürdigen Tod eines Opfers gestorben.
Hinter dem Altar trat Fürst Strygar gemächlich näher. Aus seinem Nacken ragten, zusammengefaltet und spitz, die fledermausartigen Flügel auf. Die ihm zugefügte Brustwunde blutete und war ebenso wie der Stumpf seines rechten Arms nur notdürftig verbunden.
„ Willkommen im Tal des Blutes“, sprach der Fürst, „der Wiege meiner Strygarer, dem Garten des ewigen Lebens. Hier an diesem heiligen Ort überschritt ich die Grenzen alles Möglichen, entwuchs der Menschheit und wurde zu dem Wesen, das dir nun gegenübersteht.“
„ Nichts Heiliges wohnt diesem Ort inne“, sprach Larkyen. „Dein Tal ist eine Opferstätte.“
„ Opfer gab es viele, ja sogar Tausende, doch jedes Opfer war es wert, denn sie gaben ihr Leben für einen höheren Sinn und Zweck. In ihrem Blut ruht ihr Leben, ihr Charakter, ihre Kraft. Es musste in Strömen fließen, um diesen See zu bilden. Somit konnte ich durch meine Magie einige Vorzüge von Mensch, Wolf, Fledermaus und der Kinder der schwarzen Sonne vereinigen, um sie auf all jene zu übertragen, die aus diesem Brunnen des Lebens trinken. Das ist mein Geschenk an die Menschheit.“
„ Es ist ein Fluch, von dem ich dieses Land befreien werde. Ich bin gekommen, um euch alle zu vernichten.“
„ Arroganter Narr! Mich erfüllt eine geballte Macht, die aus dem Nichts ganze Welten entstehen lässt, und sie wächst beständig in mir. Werde Zeuge meiner absoluten Überlegenheit.“
Demonstrativ hob der Fürst seine verbliebene Hand, und die Gegend um ihn reagierte zu Larkyens Entsetzen. Die Erde bebte, die modrigen
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