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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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von der Insel entfernt waren. Ich konnte rote Ziegeldächer und Palmen hinter der Mauer erkennen, aber das war es auch schon so ziemlich. Keine Copper, Wachtürme oder Geschütztürme mit Maschinengewehren, aber ich wusste ja nicht einmal, ob so etwas in dieser Welt überhaupt existierte. Noch nicht.
    Im Flur war ein Zusammenprall von Metall, Holz und Fleisch zu hören. Criminy fluchte und tauchte wieder auf. Um einen Arm trug er ein zusammengerolltes schmutziges Seil und zog mit dem anderen einen großen Seesack hinter sich her. Er barst förmlich vor Energie, wie ein kleiner Junge auf Pfadfinderausflug.
    »Habe ein Floß gefunden«, verkündete er. »Und ein Seil.«
    »Bitte sag mir, dass ich dich nicht auf die Insel ziehen muss«, bat ich.
    »Oh, das könnte lustig werden«, meinte er grinsend. »Aber wir sind nicht mehr im 17. Jahrhundert, Süße. Da ist ein Propeller dabei.«
    »Was ist mit Waffen?«, fragte ich.
    »Du denkst, wir müssen die Insel erobern, eh?«
    »Na ja, das wäre nur logisch. Wenn es dort etwas gibt, das bewacht werden muss, dann werden sie … du weißt schon. Es bewachen.«
    Er schaute durch das Periskop. »Ich sehe keine Wachen. Oder Waffen. Nicht einmal ein Funke von einem Uhrwerk.«
    »Deshalb sieht es für mich wie eine Falle aus. Als ob sie auf uns warten würden.«
    »Und was schlägst du vor, wie wir diese Falle austricksen könnten, Liebling?«
    »Ich weiß es nicht«, gab ich verzweifelt zurück. »Was habt ihr denn sonst noch so in eurer ausgeflippten Welt? Wärmesensoren? Minenfelder? Lenkbare Luftschiffe? Sprengfallen? Maschinengewehre? Schrumpfstrahlen? Was?«
    »Abgesehen von den lenkbaren Luftschiffen, die ziemlich teuer und nur selten abseits der Handelsrouten anzutreffen sind, ergibt das meiste von dem, was du da sagst, schlicht keinen Sinn«, antwortete er, so entzückt wie ein Kind, das zum ersten Mal eine fremde Sprache hört. »Aber es klingt alles sehr gefährlich. Und nach Spaß.«
    Ich wartete ab, Augenbrauen hochgezogen.
    Er seufzte. »Schau mal, Liebes. Ich weiß, ich komme dir wie ein taktisches Genie vor, aber in Wirklichkeit bin ich nur ein Magier, der gelegentlich ein Häschen tötet oder einen Zug steuert.«
    »Dann schippern wir einfach nur in unserem Floß ans Ufer, gehen zum Tor und bitten ganz nett um eine Audienz bei Jonah Goodwill?«, fragte ich.
    »Du vergisst wieder mal unsere beiden stärksten Waffen«, meinte Criminy.
    »Die da wären?«
    »Meine Magie und diese Harpunen.«

25.
    N och im Boot sprach Criminy seinen Unsichtbarkeitszauber über uns beide. So, wie ich es noch von meinem ersten Morgen in Sang auf dem Feld in Erinnerung hatte, spürte ich ein kaltes Rieseln über meinen Körper, bis ich durchsichtig war; ebenso meine Männerkleidung und sogar Uro an meinem Handgelenk. Es war schon sehr merkwürdig, einen eingerahmten Mondfalter, der an der roten Samtwand hing, durch Criminys halb durchsichtiges, grinsendes Gesicht hindurch zu sehen, so als sei er aus Glas. Noch ein Fingerschnippen, und Floß und Harpunen wurden ebenso durchsichtig wie wir.
    Dann kletterten wir die Leiter hoch und hinaus auf das Dach des U-Bootes. Criminy warf das durchsichtige Floß in die Luft, wo es explosionsartig in Form sprang und klatschend im Wasser landete. Ich war heilfroh, dass wir uns gegenseitig noch halbwegs sehen konnten, ebenso wie das Floß, denn auf ein vollkommen unsichtbares Floß zu springen, wäre unmöglich gewesen.
    Criminy sprang mit seiner Harpune darauf und half mir dann nach unten. Ein Druck auf den Propellerknopf, und wir näherten uns brummend der schönen aber höchstwahrscheinlich tödlichen Insel. Es war eine kurze Fahrt, und Criminy nutzte die Zeit, um mir den einfachen Mechanismus zu zeigen, mit dem sich die Harpune abfeuern ließ.
    »Wir haben jeder nur einen Schuss, Liebes«, sagte er und legte mir den Finger in einer überaus intimen Geste an den Abzug. »Also sorge dafür, dass dieser eine trifft. Und vergiss nicht, dass wir unsichtbar sind. Ein Schlag ins Gesicht mit dem hinteren Ende der Harpune wirkt Wunder. Und danach nehmen wir ihnen die Waffen weg.«
    »Aber was tun wir dann?«, fragte ich. »Außer jemandem die Zähne einschlagen und Dinge stehlen? Woher wissen wir, wohin wir gehen müssen?«
    »Wir schleichen uns herum, bis wir das herausgefunden haben«, antwortete er. »Folge mir einfach. Das wird ein Spaß.«
    Als das Floß beinahe auf den Sand traf, sprang ich ins knöcheltiefe Wasser und drehte mich um, um es an Land zu

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