Blutland - Von der Leidenschaft gerufen
alles zusammen und brachte den Kleiderstapel zum Kontrollraum hinauf. Und ich gebe gerne zu, dass ich dabei wie eine Besessene an den Sachen schnüffelte, weil alles, was an seiner Haut gewesen war, einfach wunderbar roch, und das alles dank dieser zwar ungewollten aber äußerst hilfreichen Gabe von seinem Blud.
Ich hatte Casper dafür verurteilt, dass er von Bludmännern trank, und gleichzeitig hatte ich selbst etwas davon gekostet: Das Wissen darum war mir unerträglich. Gut, damals hatte ich nichts davon gewusst. Aber wie konnte ich ihm wieder gegenübertreten? Ich war eine Heuchlerin. Das Blud hatte mir das Leben gerettet, so wie es wahrscheinlich sein eigenes gerettet hatte, auch wenn er es aus Gründen getan hatte, die ich für falsch hielt. Ich hatte Blud geschmeckt, und ich wollte mehr davon. Auch ohne mein Einverständnis hatte mich der Aufenthalt in Sang bereits verändert.
Als ich zum Kontrollraum zurückkam, war mein nicht-menschlicher Liebhaber gerade konzentriert über ein dickes Lederbuch gebeugt und grübelte über Karten. Ohne aufzublicken reichte er mir eine Dose mit Keksen. Ich war viel zu hungrig, um zu fragen, wo er die gefunden hatte, also stopfte ich sie mir in den Mund, und betrachtete die Landkarte. Es gab mehrere Inseln an der Küste von Brighton verstreut, um die Isle of White herum. Sie waren zu klein, um eigene Namen zu haben, und es gab mindestens ein Dutzend davon. Und wir hatten noch nicht einmal besprochen, was wir tun wollten, wenn wir den verdammten Ort erst gefunden hatten.
Irgendetwas über meinem Kopf pingte los, und Criminy drückte auf einen Knopf, um das Geräusch abzustellen. Das Boot kam bebend zum Stehen, und wir trieben dümpelnd dahin, ein ganz anderes Gefühl als die gleitende Vorwärtsbewegung, an die ich mich inzwischen gewöhnt hatte. Tatsächlich begann ich mich ein wenig seekrank zu fühlen.
Criminy zog eine Art Periskop von der Decke herab und sah hindurch, dann schob er es mir zu und bemerkte: »Da sind sie. Die kleineren Isles of White.«
Ich schaute durch das Periskop und musste angesichts des relativ hellen Morgens draußen blinzeln. Durch das wasserbesprenkelte Glas konnte ich eine große Insel sehen, die mich an Griechenland erinnerte. Sie war bewohnt, es gab eine Stadt mit verwaschenen weißen Gebäuden um eine Kirche herum. Rechts davon waren drei wesentlich kleinere Inseln. Eine von ihnen hatte ein funkelnd weißes Band um den Rand mit einem blendenden Glitzern oben drauf, das vielversprechend nach Stacheldraht aussah. Wie einladend .
»Rate mal, welche die richtige ist«, meinte er.
»Die mit der Mauer?«, fragte ich.
»Selbstverständlich.«
»Ich wüsste zu gern, ob das Medaillon bei ihm funktioniert«, sinnierte ich. »Ob er damit in meine Welt zurück kann.« Plötzlich kam mir ein furchtbarer Gedanke. »Oh Gott, Criminy! Was ist, wenn er es zerstört hat? Was ist, wenn ich nie mehr zurück kann?« Ich warf mich in seine Arme, und er umfing mich und streichelte mir übers Haar, das ich mit einem Band zurückgebunden hatte.
»Er hat keinen Grund, es zu zerstören, selbst wenn es bei ihm nicht funktioniert«, tröstete er mich. »Und wenn es nicht funktioniert hat, dann bewacht er es vielleicht auch nicht so streng. Wir werden es finden, Liebes. Mach dir keine Sorgen.«
»Was, wenn er es nicht bei sich hat? Wenn er es in Manchester gelassen hat?«
»Unmöglich, Mäuschen. Ein Mann wie er behält seine Waffen immer in Reichweite. So wie Evangels Ring. Er vertraut niemandem.«
»Denkst du, er weiß, dass wir kommen?«, fragte ich.
»Er sucht nach dir, so viel wissen wir«, antwortete Criminy.
»Warte«, bat ich und sah mich um. »Wie kommen wir aus diesem Ding raus und an Land?«
Criminy presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Dann fingen seine Lippen an zu zucken. Er fing an zu zittern, und dann lachte er los, den Kopf in den Nacken geworfen, als sei meine Frage der beste Witz, den er je gehört hatte.
»Liebling, ich habe nicht die leiseste Ahnung«, kicherte er. »So weit habe ich nicht vorausgedacht.«
»Für jemanden, der nicht schwimmen kann, bist du ganz schön lässig«, meinte ich.
»Du musst zugeben, dass es lustig ist«, sagte er. »Und du musst wissen, dass ich einen Weg finden werde.«
Während das Boot fröhlich auf der Stelle dümpelte, ließ Criminy mich am Periskop zurück, um den Rest des Bootes nach etwas zu durchsuchen, was ihm eine Idee bescheren könnte. Ich schätzte mal, dass wir eine halbe Meile
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