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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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und sagte: »Wenn ich du wäre, würde ich das hier nicht öffnen. Ein paar meiner Geheimnisse beißen.«
    »Erinnert mich an deinen Mantel«, meinte ich und wich etwas zurück, um die Bücherregale zu betrachten.
    Er hatte Berge von Büchern und Schriftrollen. Dicke Lederbände, Zeitschriften mit tintenbeflecktem Papier, kleine Romane und polierte Tierschädel sahen von den Regalen auf mich herab. Während ich die Titel auf den Buchrücken las, warf er seine Weste auf den Boden und fing an, die Taschen zu durchwühlen und einen Haufen Sachen auf dem Boden aufzutürmen. Ich wandte ihm aus Höflichkeit den Rücken zu. Dann hörte ich, wie er seinen Garderobenschrank öffnete und in einen neuen Mantel schlüpfte, den er dann mit all seinen Talismanen, Werkzeugen und Taschentüchern bestückte.
    Einige der Buchtitel klangen überraschend vertraut, wie Abwandlungen, so vertraut wie die für mich korrekten Namen von Städten und Leuten. Würde und Diskriminierung. Scharfsinn und Empfindsamkeit. Frieden und Krieg. Es gab sogar einen dicken Band mit dem Titel Die gesammelten Werke von Willem Sharkspear, inklusive Gomes und Julietta, MacDougal, Harmlen und Viel Gedöns um Nichtigkeit.
    Mein Blick wanderte vom Bücherregal aus weiter. Die Tür zu seinem Schlafzimmer war angelehnt, und ich konnte gerade so eine weiche Wolldecke sehen, die vom Bett auf den Boden hing. Ich wollte mich näher heranstehlen, um einen besseren Blick zu erhaschen, aber Criminys plötzliche Berührung an meiner Schulter schreckte mich auf. Ich lehnte mich gegen die Wand, um tief Luft zu holen, und er legte die Hand über meiner Schulter an die Wand und beugte sich vor, um mich zu küssen, langsam und sanft. Ich erwiderte seinen Kuss mit Leidenschaft, nun da ich endlich frei war, ihm mit offenem Herzen zu begegnen. Wäre ich nicht gegen die Wand des Wagens gelehnt gewesen, ich wäre zu einer Pfütze zu seinen Füßen dahingeschmolzen.
    »Wir sind bereit, Liebes«, sagte er. »Lass uns sehen, wie sie entschieden haben.«
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte, als Criminy die Tür hinter uns abschloss. Auch wenn mein Herz auf das Medaillon fixiert war, machte ich mir doch unwillkürlich Sorgen um den Wanderzirkus und die Leute, die mich als eine von ihnen akzeptiert hatten, obwohl sie mich erst ein paar Tage kannten. Weil auf meinen Kopf ein Preis ausgesetzt war, waren ihr Leben und ihr Auskommen völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Und falls sie beschlossen sich zu trennen, konnte Criminy alles verlieren.
    Doch noch ehe ich die Stufen hinunter aufs Gras gelangt war, musste ich lächeln. Emerlie war auf ihrem Seil, Torno machte Stoßübungen mit Kugelhanteln, und Eblick lag reglos auf seinem Holzblock, ölglänzend. Sie trainierten, so wie immer. Als sie uns sahen, kamen sie alle näher und versammelten sich um Criminys Wagen. Nur Eblick schlief weiter.
    »Master, wir haben entschieden«, erklärte Torno und schwang seine Kugelhanteln. Sein Uhrwerkhund saß bettelnd zu seinen Füßen. »Wir werden hierbleiben und trainieren, und vielleicht auch ein paar neue Tricks ausprobieren. Gewichtheben ist ja nichts Illegales, eh?«
    »Nicht, dass ich wüsste, alter Freund«, antwortete Criminy mit einem leisen Lachen. »Aber was ist mit der Sicherheit?«
    »Glauben Sie etwa nicht, dass ein starker Mann eine Horde kleiner Damen beschützen kann?«, dröhnte Torno. »Außerdem haben wir die Uhrwerke und Armbrüste und Mr Dregs. Und Eblick.«
    »Was um Himmels willen kann Eblick denn ausrichten?«, fragte ich verblüfft. Wenn nicht gerade ein Copper über ihn stolperte, während er in der Sonne döste, konnte ich mir nicht vorstellen, wie er wohl helfen könnte.
    Der Echsenjunge setzte sich auf und blinzelte verschlafen. Er wirkte hellgrüner als vorher und seine Gliedmaßen weniger gummiartig. Das Training und das Öl hatten wohl geholfen. Er drehte sich zu uns um und sagte mit einem sanften Lächeln: »Gute Neuigkeiten, Boss. Habe kürzlich herausgefunden, dass ich giftig bin.«
    Und als er den Mund öffnete, kam hinter seinen grünen Lippen eine ganze Reihe glänzend gelber Fangzähne zum Vorschein.

29.
    M ein neues Kleid passte nicht annähernd so gut wie mein altes. Es war ein paar Zentimeter zu lang, und das dunkle Orange schmeichelte meinem Teint auch nicht gerade; trotzdem war es ein gutes Gefühl, wieder angemessen gekleidet zu sein. Nachdem Charlie Dregs angefangen hatte, mein dünnes Männerhemd anzustarren und sich unbewusst die Lippen zu lecken,

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