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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Musicals.«
    Noch während er stotternd begann, sich zu verteidigen, fiel ein Schatten über uns.
    »Irgendwas zu diskutieren, Liebes?«, fragte mich Criminy.
    »Ich habe nur Casper gefragt, was ich seiner Meinung nach tun sollte«, antwortete ich. »Bleiben oder gehen. Was denkst du?«
    Criminy warf den Kopf zurück und lachte sein wunderbar schallendes Lachen, als sei es das Albernste, was man sich vorstellen könne, Casper eine solche Frage zu stellen. Dann streichelte er mir sanft übers Gesicht und sagte: »Ich denke, du solltest deinem Herzen folgen. Selbst wenn ich dir etwas anderes sagte, würdest du doch tun, was du willst.«
    »Eben«, sagte ich.
    Eine einsame Träne rann durch den Staub auf meinem Gesicht herab. Etwas in meinem Herzen sprang weit auf, und es klang wie die Tür eines Vogelkäfigs, die sich öffnete und blauen Himmel und Freiheit dahinter sehen ließ.
    Endlich jemand, der mich verstand.
***
    Casper stand auf, wandte uns den Rücken zu und ging zur Tür hinaus. Ich sah ihm hinterher und sagte im Stillen Lebewohl zu den Möglichkeiten, die niemals wahr werden würden. In meinem Herzen wusste ich, dass meine Entscheidung die richtige war, aber ich machte mir Sorgen um ihn. Meine erste Vision hatte mir viel Düsternis in seiner Zukunft gezeigt, und er würde ziemlich tief fallen, bevor er schließlich den Weg zurück fand. Wir würden ihn wiedersehen, aber das wollte ich für mich behalten.
    Nach einem Kuss auf meine Stirn stolzierte der König des Wanderzirkus zur Vorderseite des Wagens. Alle Augen folgten ihm und registrierten seine schmuddelige Erscheinung und seine zuversichtliche Haltung. Als er das Buffet erreichte, drehte er sich um und grinste spöttisch. Aus dem Korb mit den Äpfeln holte er zwei Hand voll Früchte heraus und fing an zu jonglieren. Die ersten Mundwinkel verzogen sich nach oben. Auch ich musste unwillkürlich lächeln; nach aller Mühsal und Sorge waren seine bunten Tricks eine willkommene Erinnerung an die alltägliche Magie des Zirkuslebens.
    Nachdem Criminy sieben Äpfel in Kreisen, Achterfiguren und verschiedenen anderen Manövern jongliert hatte, fing er sie alle in seinem Zylinder auf und setzte sich den auf den Kopf. Er ließ die Augen ulkig nach oben rollen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass die Äpfel längst verschwunden waren. Als er den Hut wieder lüftete, lag darunter ein Apfelkuchen. Den stellte er auf das Buffet und schnitt ihn mit einem Finger auf. Sieben Sittiche flogen heraus, kreisten um seinen Kopf und verschwanden dann durch die offene Tür hinaus.
    Er erhielt einen kurzen, höflichen Applaus und verbeugte sich tief vor seinen Leuten. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, sah er jedem in die Augen und richtete das Wort an sie.
    »Freunde«, fing er an. »Ich bedauere, dass ich nicht hier war, um euch zu führen. Wie ihr inzwischen zweifellos wisst, suchen die Copper unsere neueste Mitarbeiterin, Lady Letitia. Ich muss sie nach Manchester begleiten, um mich darum zu kümmern. Ohne Papiere und Bludmänner seid ihr schutzlos. Deshalb werde ich euch die Wahl überlassen: Wollt ihr nach Manchester gehen und bei euresgleichen Schutz suchen? Wollt ihr hier bleiben und auf unsere Rückkehr warten? Oder wollt ihr weiterziehen nach Liverpool und den Leuten ein Lächeln schenken im Tausch für Kupferlinge?«
    Gedämpftes Flüstern rauschte durch die Menge. Criminy gab ihnen einen Moment Zeit, um das Gesagte in den Köpfen ankommen zu lassen, und sagte dann: »Torno, lass abstimmen. Wir gehen für die Reise packen.«
    Er nahm meinen Arm und zog mich mit sich nach draußen. Sobald die Tür sich hinter uns schloss, brach explosionsartig Stimmengewirr los. Während die Pinkies über ihr gemeinsames Schicksal abstimmten, gingen wir zu Criminys Wagen. Ich war noch nie darin gewesen, und ich fühlte mich ein wenig wie ein junges Mädchen, das zum ersten Mal das Zimmer seines Freundes sieht. Es war ordentlich aber karg eingerichtet und ganz eindeutig nicht auf Gesellschaft ausgerichtet, was man an dem Fehlen von Sitzgelegenheiten sehen konnte. Sein Wagen war ein Arbeitsplatz mit Wänden voller Bücherregale, einem fleckigen Arbeitstisch und einem alten Sekretär mit kleinen Schubladen und Fächern, der mich magisch anzog. Als ich meine Hand über das großartige antike Stück gleiten ließ, sah Criminy mir zufrieden zu.
    »Eine Schönheit, nicht wahr?«, meinte er.
    Ich wollte eine Schublade aufziehen, doch er streckte die Hand aus, um die Schublade zuzuhalten

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