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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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geräuschlos vom Bett aufzustehen. Doch es knarrte, und Goodwill wachte abrupt auf. Ich ließ mich wieder sinken und versuchte, panisch dreinzuschauen.
    »Du bist zurück«, begrüßte er mich. »Hast du es?«
    Ich nickte mit dem Kopf und deutete auf meine gewölbten Backen. Dann zeigte ich auf die Tür und hielt meine Hand auf Brusthöhe mit einem fragenden »Hmm?«
    Er verstand nicht, was ich meinte, also versuchte ich eine Pantomime einer nuttigen Lady mit Reißzähnen. Mr Goodwill verstand und lachte leise. Er klingelte und wies einen daraufhin erscheinenden Bediensteten an: »Bitten Sie Miss Scowl und Rodvey zu uns, bitte.«
    Meine Wangen brannten, und das Blut fing an, mir ein wenig in die Kehle zu laufen. Ich versuchte, nicht zu würgen.
    Nur Augenblicke später rauschte Tabitha Scowl herein, gefolgt von meinem alten, bösartigen Freund Rodvey, der von unserem Haufen hier sichtlich angeekelt war.
    »Rodvey, bitte halten Sie Miss Scowl die Arme hinter dem Rücken fest«, befahl Goodwill im Plauderton, und blitzschnell war Tabitha gefangen und wand sich in Rodveys schmerzhaftem Griff. Das falsche Medaillon baumelte von ihrem Hals, während sie sich wehrte.
    »Das war nicht Teil der Abmachung, Jonah!«, rief sie.
    »Nur ein kleiner Test deiner Loyalität, meine Liebe«, erklärte er freundlich. Dann nahm er meine behandschuhte Hand, um mir vom Bett zu helfen, und führte mich zu der kleinen, zappelnden Bludfrau.
    Gerade als ich kurz davor war, sie mit dem Blut anzuspucken, sagte Goodwill: »Und nun, Tabitha, wenn du bitte so freundlich wärest, das Taschentuch aus Mr Stains Mund zu entfernen.«
    Rodvey ließ Tabitha los, und sie kicherte dunkel, als sie zu Criminy stolzierte und langsam den Knebel entfernte. Dann trat sie etwas zurück, die Arme vor der Brust verschränkt, um sich die Show anzusehen.
    Criminy holte tief Luft und sagte: »Ich will ja nicht langweilig werden, aber das war nicht Teil der Abmachung, Jonah.«
    »Als ob du nach all dem hier friedlich bleiben würdest«, schnappte Goodwill. »Du würdest mir morgen schon an der Kehle hängen oder einen Aufstand anzetteln oder alles in die Zeitungen bringen. Du bist viel zu gefährlich, um am Leben zu bleiben.«
    »Wo ist meine Kostümschneiderin?«, fragte Criminy.
    »Ausgeblutet«, erklärte Goodwill knapp. Criminy fletschte die Zähne, und Goodwill hielt mir auffordernd die Hand hin: »Nun, Miss Paisley, wenn Sie so freundlich sein wollen.«
    Ich schüttelte verneinend den Kopf.
    »Gib ihm das Blut, oder ihr sterbt beide.«
    Über meine ulkig aufgeblasenen Backen hinweg warf ich ihm den beredsamsten Blick voll schmerzlicher Qual zu, den ich zustande brachte.
    »Sofort«, befahl der alte Mann.
    Schweren Schritts ging ich zum Stuhl und beugte mich vor, um Criminys Gesicht in meine beiden Hände zu nehmen. Dann küsste ich ihn und öffnete dabei die Lippen, um das Blut aus meinem Mund in seinen fließen zu lassen. Dieses Gefühl, als die warme, rote Flüssigkeit zwischen uns verlief, das hatte eine Art urtümliche Sexualität an sich. Seine Zunge leckte das Blut begierig auf. Mir war fast schwindlig, als ich mich wieder zurückzog, und er konnte nicht anders als sich die letzten Tropfen vom Kinn zu lecken, während er mich nicht aus den Augen ließ.
    Mit den Händen über dem Gesicht lief ich zum Becken, drückte den Wasserknopf und spülte mir den Mund aus, so gut ich konnte.
    »Alkohol?«, prustete ich.
    »Rodvey?«, fragte Goodwill.
    »Linke Manteltasche«, knurrte Rodvey, der gleichzeitig wieder Tabitha festhielt.
    Mr Goodwill reichte mir das Fläschchen, und was auch immer darin war, es brannte im Mund und roch stark nach Farbverdünner. Ich spuckte das Zeug aus und nahm noch einen Mundvoll, danach spülte ich noch mal mit Wasser nach. Wenigstens war das Blut nicht wirklich verseucht. Diese Ausspülerei war hauptsächlich Show. Ich baute dabei auf Jonah Goodwills Unwissenheit in Bezug auf moderne Infektionskrankheiten. Nachdem er seit zwanzig Jahren nicht mehr auf meiner Welt weilte, glaubte er wahrscheinlich, wir hätten inzwischen den Mars besiedelt.
    Ich beugte mich wieder über das Becken und spritzte mir Wasser ins Gesicht, während ich mich zwang, zu weinen.
    »Was war es?«, fragte mich Goodwill.
    »Ebola«, sagte ich. »Es ist nur durch Körperflüssigkeiten übertragbar, und ich bin dagegen geimpft. Ich bin Krankenschwester, daher konnte ich das Blut von einem Patienten bekommen, der gerade an der Krankheit gestorben war.«
    »Ich erinnere

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