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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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liebte es einfach, wenn sie sich ärgerte – denn das hieß, dass sie den Kampf noch nicht aufgegeben hatte.
    »Nein, Nana«, sagte ich. »Ich habe heute Abend eine Verabredung, und ich will nicht zu spät kommen.«
    »Ooh, Süße«, rief sie aus und klatschte in die Hände. »Erzähl mir alles über ihn.«
    »Er sieht wirklich gut aus«, erzählte ich mit einem scheuen Lächeln. »Er ist ein Unternehmer und ein Magier. Und er ist so ziemlich das Gegenteil von Jeff.«
    »Wann lerne ich ihn kennen?«
    »Ich weiß nicht«, meinte ich. »Er ist sehr beschäftigt. Und ich muss mir sicher sein, dass er wirklich der Richtige ist, bevor ich ihn mit deinen Kochkünsten vertraut mache.«
    »Vergewissere dich nur, dass er sich gut um dich kümmert«, meinte sie. »Wahre Gentlemen sind ja so selten heutzutage.«
    »Das tut er«, versicherte ich ihr, aber gleichzeitig lag es mir schwer auf der Seele, dass gerade jetzt ich mich um ihn kümmern musste, dort in seiner Welt.
    Ich steckte sie ins Bett und umarmte sie innig. Wie immer krampfte es mir das Herz zusammen, zu spüren, wie sie immer zerbrechlicher wurde, wie schmal ihre Schultern wirkten. Sie war immer mein Fels in der Brandung gewesen, hatte mir Trost und Wärme gespendet und den Platz in meinem Herzen ausgefüllt, den meine nicht vorhandene Mutter und mein überbeschäftigter Vater nie hatten ausfüllen können. Aber ich konnte mich der Tatsache nicht verschließen, dass sie dabei war, den Kampf zu verlieren, und nichts auf der Welt konnte ihr helfen.
    Als ich sie verließ, war ich ganz eifrige Betriebsamkeit. Ich fuhr zur Bibliothek und wartete, bis ein Computer für mich frei wurde. Dann tippte ich »Helping Hands, häusliche Pflege« in die Suchmaschine und wurde schon auf der zweiten Seite fündig. Dasselbe Logo, das ich auf dem Minivan in meiner Vision von Jonah Goodwill gesehen hatte: zwei Hände, die ein Herz formten. Zum Glück war der Pflegedienst nicht so weit weg, dass ich hinfliegen musste, aber die Autofahrt über zweihundert Meilen nach Greenville würde länger dauern, als mir lieb war. Ich notierte mir die Nummer.
    Als ich dann allein im Auto saß, machte ich den Anruf. »Helping Hands, häusliche Pflege, wir bringen die Pflege zu Ihnen. Sie sprechen mit Terry Ann.« Ihre Stimme klang gelangweilt. Ich konnte fast hören, wie sie Kreuzworträtsel machte, während im Hintergrund leise der Fernseher lief.
    »Hi, Terry Ann«, sagte ich und legte dieses Lächeln in meine Stimme, das man noch durch die Leitung hören kann. »Es tut mir so leid, dass ich Sie heute Abend stören muss, aber ich bin Krankenschwester im Grady Hospital in Atlanta, und ich habe eine Patientin mit Namen Louise Shepherd. Sie liegt in den letzten Zügen, und sie möchte einen Mr Grove finden, irgendwo in der Nähe von Greenville. Sie sagte mir, dass er seit einer Kopfverletzung zu Hause gepflegt würde, und er sei einer Ihrer Kunden. Könnten Sie mir wohl irgendwie helfen, ihn zu finden?«
    »Ma’am, wir geben keine Namen von Kunden heraus«, leierte sie herunter.
    »Das verstehe ich, und ich bin untröstlich, Sie danach zu fragen, aber ich habe ihr versprochen, dass ich es versuche. Ich versorge sie jetzt seit ein paar Wochen, und wenn sie immer wieder mal ihre lichten Momente hat, dann ist Mr Grove alles, worüber sie redet. Sie kann sich nicht einmal an seinen Vornamen erinnern, und sie scheint auch nicht zu verstehen, dass er nicht reagieren kann. Aber sie wollte ihm ein Erinnerungsstück geben, das Purple Heart von ihrem Mann, aus dem Krieg. Vielleicht könnte ich Ihnen das schicken, und Sie lassen es ihm dann zukommen?«
    Sie antwortete nicht sofort, und ich konnte förmlich hören, wie ihr Widerstand bröckelte. Das klang nach einer Menge Arbeit, und eigentlich wollte sie mich gerne loswerden. Aber da ich selbst Krankenschwester war, wusste ich, wie so was lief. Krankenschwestern arbeiten in Pflegeberufen, weil sie nun mal anderen Menschen helfen wollen.
    »Herzchen, ich sollte das eigentlich nicht tun«, sagte sie schließlich mit gedämpfter Stimme. »Aber mein Großvater hatte auch ein Purple Heart, und ich weiß, wie viel so was den alten Leutchen bedeutet. Ich glaube, Sie meinen Mr Jonathan Grove in der Sycamore Lane 1655 in Anderson. Aber das haben Sie nicht von mir.«
    »Oh, ich danke Ihnen vielmals!«, sprudelte ich hervor. »Sie haben gerade meine Nacht und ihr letztes Lebensjahr gerettet. Jetzt wird sie endlich ihre ewige Ruhe finden.«
    »Viel Glück, Ma’am, und

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