Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
Vom Netzwerk:
hinein.
    »Ähm«, sagte ich, »so etwas habe ich noch nie getragen. Tut mir leid.«
    Ich hatte es nie jemandem erzählt, aber einmal hatte ich tatsächlich eines gekauft, im Einkaufszentrum, nur so aus einer Laune heraus. Es war aus purpurrotem Satin mit schwarzer Spitze gewesen, und war mir einfach ins Auge gefallen. Als ich es dann verlegen Jeff gezeigt hatte, hatte er verlangt, dass ich es zurückbringen solle, weil es, und ich zitiere, »absonderlich« aussehe.
    Tja, weißt du was, Jeff? Ich bin in Vampirland und ziehe ein Korsett an, also geh zum Teufel!
    Sie klatschte mir das Ding um den Leib und schnürte es mit blitzschnellen Fingern zu, achtete aber gleichzeitig sorgfältig darauf, meine Haut nicht zu berühren, nicht mal mit den Handschuhen.
    »Halt dich an dem Pfosten da fest«, befahl sie.
    Besagter Pfosten stand passenderweise gleich in der Nähe, also schlang ich meine Arme darum und dachte an Scarlett O’Hara. Trotzdem war der erste feste Zug an den Schnüren wie ein Schock, und das Gezerre hörte nicht auf, bis ich das Gefühl hatte, meine Lunge müsste gleich explodieren. Kleine Stäbe bohrten sich in meinen Magen und drückten gegen meinen Brustkorb.
    »Ist das wirklich notwendig?«, fragte ich atemlos.
    Sie schnaubte durch die Nase wie ein gelangweiltes Pferd und hob ihr Schultertuch, um eine winzige, sanduhrförmige Taille zu enthüllen.
    »Ich weiß ja nicht, wo du herkommst«, meinte sie, »aber hier in dieser Welt, Schätzchen, ist eine Dame nur soviel wert wie ihre Taille schmal ist.«
    »Dann hoffe ich, dass das Essen hier nicht sehr gut ist«, meinte ich, und sie lachte gackernd.
    Als Nächstes kam das Kleid, das über und über mit Bändern und Stickereien verziert war. Ich fummelte daran herum, konnte aber nicht herausfinden, wo der Kopf durch sollte. Vielmehr schien es drei Ärmel zu haben. Mit einem schweren Seufzer nahm mir Mrs Cleavers das Ding ab und hielt es mir wieder hin, mit dem kleinsten Ärmel – der in Wirklichkeit der Halskragen war – offen. Ich schlüpfte von unten her hinein und zog es an mir herab. Es war schwer und dick und es fühlte sich an, als würde ich einen kiloschweren Taucheranzug anlegen. Die Ärmel gingen bis ganz nach vorne zu den Fingerknöcheln, und ließen sich über den Daumen einhaken. Und an den Handgelenken wartete jeweils noch ein Satz Schnüre darauf, dass meine Kostümschneiderin sie gnadenlos festzurrte.
    Und sie schnürte und zog alle Bänder fest. Das Kleid schmiegte sich behaglich gegen jeden Zentimeter meiner Haut, bis zu den Hüften, wo es sich wölbte wie der Schwanz einer Meerjungfrau und in einem wahren Wasserfall aus Rüschen zu Boden floss. Sie zog mich zu einem mannshohen Spiegel und neigte ihn so, dass ich mich komplett darin sehen konnte.
    Ich hatte mich in eine kurvenreiche Sexbombe des Viktorianischen Zeitalters verwandelt. Oder vielleicht auch in eine Sexbombe aus der Gothicszene, denn für ein Gewand, das jeden einzelnen Zentimeter Haut bedeckte, hatte dieses Ding ganz entschieden einen ziemlich dunklen Sexappeal.
    Lächelnd fuhr ich mit den Händen meine perfekt geformte Taille nach.
    »Setz dich nicht gleich aufs hohe Ross, Kindchen«, mahnte sie mich, wohl wissend, was in meinem Kopf gerade vorging. »Du brauchst immer noch Make-up und eine anständige Frisur. Und Stiefel. Zuerst die Stiefel.«
    Schwungvoll öffnete sie den Deckel einer weiteren Truhe, aus der sogleich der Geruch nach Leder drang. Ich schlüpfte in das Paar grauer Strümpfe, das sie mir gab, und sie fing an, mir ein Paar Stiefel nach dem anderen auf den Boden hinzuwerfen, die ich auf ihr Drängen alle anprobieren musste, bis ich das eine Paar gefunden hatte, das wie angegossen passte. Sie waren wadenhoch, schwarz mit einem hippen kleinen Absatz. Nachdem die Stiefel komplett hochgeschnürt und von meinem persönlichen Kostümgeier genauso erbarmungslos festgezurrt waren wie der Rest, schaute ich noch mal in den Spiegel und lächelte.
    Feste Hände drückten mich auf einen Stuhl. Mein dunkles, welliges Haar hing offen und zerzaust herab, und sie fing an, es erbarmungslos mit einer silbernen Bürste zu bearbeiten. Ich ächzte vor Schmerz auf, aber sie lachte nur.
    Aus dem Nichts tauchte ein kleiner Tiegel mit Metallnadeln auf, die sie mit dem Mund aufdrehte und mir dann in den Schädel jagte. Ungeachtet seiner natürlichen Neigung wurde mein Haar zu einer ordnungsgemäßen Hochsteckfrisur modelliert. Danach versengte sie mir beinahe die Nase, als sie mit einem

Weitere Kostenlose Bücher