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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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krachte.
    »Werisda?«, kreischte eine grelle Frauenstimme von innen. »Ich kann euch hören da draußen!«
    »Ich bin es, Mrs Cleavers«, rief er. »Und ich habe einen Gast mitgebracht.«
    »Oh, Sir, tut mir leid. Ich dachte, es wären vielleicht wieder mal C und Q, die sich hier reinschleichen wollen. Die Zwillinge sind spitzer als ein Rudel Bludhäschen zu Vollmond. Erst letzte Woche habe ich sie erwischt, bis zum Kinn in Unterröcken, und beschäftigt mit etwas, das ich lieber nicht erwähnen möchte vor dieser … ähm … Dame.«
    Als ich ins Halbdunkel des Wohnwagens kletterte, kam dessen Bewohnerin ins Blickfeld. Eine kleine Frau, eingewickelt in ein violettes Schultertuch, mit einer Hakennase im Gesicht und einem albernen Hut auf dem Kopf. Sie erinnerte mich an ein Geierbaby. Sie schnupperte und sah mich blinzelnd an.
    »Oh, riechen Sie nur! Sie riecht wie –«
    »Ich weiß, wie sie riecht«, unterbrach er sie scharf.
    »Und sie braucht etwas anzuziehen, Sir.«
    »Auch das weiß ich.«
    »Dann hat der Zauber also funktioniert?«
    »Wenn Ihnen Ihr Job und Ihr Hals lieb sind, dann halten Sie die Klappe«, knurrte er, und sie schnaubte.
    »Hallo«, sagte ich schüchtern und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie schreckte zurück und fuchtelte mit ihren schwarzen, schuppenbedeckten Händen herum, die wie Vogelklauen aussahen. Dabei murmelte sie vor sich hin: »Meine Handschuhe, meine Handschuhe. Wo habe ich sie nur hingelegt?«
    Ich wandte höflich den Blick ab. Der Wagen war vollgestopft mit Stoffen und Pailletten, Spitzen und Bändern, einem Regal nach dem anderen mit Kleidungsstücken und Schneiderpuppen in allen Größen voller Stecknadeln und Garn. Die Kleider waren fantastisch und aufwendig in einer Art und Weise, die in meiner Welt längst aus der Mode war. Und alles sah zutiefst unbequem aus.
    Als Criminy meinen Rücken berührte, zuckte ich kurz zusammen und spürte, wie der leichte Druck seiner Hand mir die Röte in die Wangen trieb. Ich drehte mich um und sah mich wieder Mrs Cleavers gegenüber, die mich anstarrte. Ich schüttelte die nun behandschuhte Hand, die sie mir hoffnungsvoll hinhielt, und wir lächelten uns an. Sogleich brach sie wieder in hektische Betriebsamkeit aus und wuselte in allen möglichen Schrankkoffern und Wandschränken herum.
    »Mal sehen, mal sehen. Was brauchen wir alles? Einen Unterrock, auf jeden Fall. Korsett. Kleid und Schultertuch, oh ja. Schau mich mal an, Liebchen. Welche Augenfarbe hast du?«
    Sie zog eine Kette unter ihrer Jacke hervor und guckte durch das daranhängende Opernglas aus Messing hindurch, um aus der Entfernung zwischen uns meine Augen zu studieren.
    »Hmm«, murmelte sie. »Schmutzig blau. Das geht überhaupt nicht.«
    Ich verspürte das plötzliche Bedürfnis, mich für meine Augen zu entschuldigen, aber sie steckte schon wieder kopfüber in einer anderen Kiste, so tief, dass ihre kleinen, in kniehohen Schnürstiefeln steckenden Füße in der Luft strampelten.
    Dann stieß sie etwas aus, das ich wohl als Triumphgeheul ansehen musste und tauchte wieder auf, mit einem Wust aus burgunderrotem Stoff.
    »Das ist perfekt«, meinte Criminy.
    »Wenn Sie bitte nach draußen gehen würden, Sir«, zwitscherte sie. »Als Dame muss man schließlich den Anstand wahren.«
    Gehorsam ging er zur Tür hinaus und machte hinter sich zu, während er vor sich hin pfiff.
    Sie richtete ihr Augenmerk auf mich, kniff die Augen zusammen und wechselte blitzschnell von heiterer Unterwürfigkeit zu absolut geschäftsmäßig. »Also dann, runter mit dem Mantel«, kommandierte sie. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Schüchtern fing ich an, den Mantel von oben nach unten aufzuknöpfen, und als mein Hals zum Vorschein kam, schnappte sie nach Luft. Ich drehte mich weg von ihr, während ich die restlichen Knöpfe öffnete, aus dem Mantel schlüpfte und ihn hinter mich hielt. Sie nahm ihn mir ab und hängte mir dafür etwas anderes über den Arm.
    »Das sind deine Unterröcke«, sagte sie, und ihre Stimme klang heiser. »Mach schnell jetzt. Das ist einfach zu viel Haut. Sankt Crispin, Mädelchen! Dich riecht man ja meilenweit!«
    Ich schaute verwirrt auf die duftigen schwarzen Röcke. Wenn sie sogar Roboter bauen konnten, was war dann so schwer an Unterwäsche? Ich schlüpfte in die Petticoats, zog sie bis zur Taille hoch und band das Durchziehband so zu, dass es nicht zu straff war.
    Dann streckte ich wieder die Hand aus, und sie legte ein Korsett aus schwarzem Satin

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